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Wirtschaft: Europas Standardwerte mit Charme

Anleger entwickeln eine neue Lust auf Europa-Aktien.Das beweist nicht nur der hohe Mittelzufluß in europäische Aktienfonds, sondern auch die Entwicklung des Dow Jones Euro Stoxx 50.

Anleger entwickeln eine neue Lust auf Europa-Aktien.Das beweist nicht nur der hohe Mittelzufluß in europäische Aktienfonds, sondern auch die Entwicklung des Dow Jones Euro Stoxx 50.Dieser Index repräsentiert die 50 Unternehmen aus den Ländern der Eurozone mit der höchsten Marktkapitalisierung und dem größten Umsatz - quasi die Elite unter den europäischen Standardwerten.In einer Umfrage hat das Handelsblatt Aktienexperten nach ihren Favoriten aus dem Euro Stoxx 50 befragt.

Seit Oktober vergangenen Jahres hat der Index um rund 46 Prozent zugelegt.Der Dax stieg im gleichen Zeitraum nur um etwa 23 Prozent."Der Euro Stoxx 50 wird in der zweiten Hälfte dieses Jahres neue historische Höchststände erreichen", prognostiziert Stefan Groskreutz, Aktienanalyst der Vereins- und Westbank, Hamburg.Für den Dax sieht er Aufholpotential.Insbesondere bei Unternehmen aus dem Auto- und Chemiesektor seien Kurszuwächse zu erwarten.Denn diese "Dollargewinner" würden von der jüngsten Zinssenkung der Europäischen Zentralbank und dem dadurch schwächeren Euro am stärksten profitieren.

Günter Dielmann, Deutsche Bank Research, sieht das ähnlich."Die bisher unterdurchschnittliche Entwicklung deutscher Aktien war in erster Linie politisch bedingt.", meint Dielmann.Die geplante Unternehmenssteuerreform könne jedoch eine Wende bringen, da eine vereinfachte Struktur und niedrigere Steuersätze geplant seien.Die hohen Lohnabschlüsse im Inland würden zudem durch den Anstieg des Dollarkurses überkompensiert, so daß die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen nicht beeinträchtigt werde."In ganz Europa wird sich die konjunkturelle Entwicklung im zweiten und dritten Quartal deutlich erholen", schätzt Dielmann.Positiv fallen seine Indexprognosen aus: Der Euro Stoxx 50 soll in den nächsten sechs Monaten auf 4100 Punkte klettern, der Dax auf 6000 Punkte.

Weniger optimistisch ist Heinz von Mallek, Leiter Aktien-Research bei der Privatbank Hauck & Aufhäuser, gestimmt.In Deutschland sei der "politische Malus" durch den Rücktritt von Lafontaine zwar gemildert, aber noch nicht beseitigt.Zudem bleibe das Steuerchaos bestehen, gibt der Finanzexperte zu bedenken.Die jüngste Zinssenkung wirke sich jedoch positiv auf die Kursentwicklung europäischer Aktien aus.Der "faire Wert" des Euro Stoxx 50 liege vor diesem Hintergrund mittelfristig bei 4000 Punkten, sagt von Mallek.

Interessant, wenn auch hoch bewertet, sei der wachstumsstarke Telekommunikationssektor.Auch nachdem sich ein Zusammenschluß von Deutsche Telekom und Telecom Italia anbahne, bleibe die Fusionsphantasie in dieser Branche erhalten."Die Karten werden neu gemischt.Da geraten andere Gesellschaften unter Zugzwang", meint von Mallek.Anlegern empfiehlt er die Aktien von Telecom Italia und France Télécom.

Eine überdurchschnittliche Gewinnentwicklung und daher gute Kurschancen räumt von Mallek auch der Mobilfunkaktie Nokia ein - und stimmt darin mit zahlreichen Aktienexperten überein."Nokia gilt als Schrittmacher in der Kommunikationstechnologie", bestätigt Analyst Groskreutz.Das Unternehmen profitiere in hohem Maß von der Liberalisierung der Märkte.Der Aktienkurs von Nokia werde sich in den nächsten zwölf Monaten voraussichtlich um 15 Prozentpunkte besser als der Markt entwickeln.

Kurspotential räumt Groskreutz auch der Bayer-Aktie ein.Aufgrund des Restrukturierungsprogramms, mit dem bis zum Jahr 2002 die Kosten um rund 700 Mill.DM gesenkt werden sollen, seien steigende Gewinne zu erwarten.Auf 280 Euro soll die Notierung des französischen Versorgers Vivendi innerhalb eines Jahres klettern.Das starke Standbein Wasserversorgung werde hinreichend Cash-flow bringen, um die chancenreichen Aktivitäten in den Bereichen Telekommunikation und Medien auszubauen.Den Gewinn pro Aktie schätzt Groskreutz für 1999 auf 7,90 Euro und für das Jahr 2000 auf 8,75 Euro.Zum Kauf empfiehlt er auch den französischen Bauspezialisten Saint Gobain.Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14,5 sei der einzige Bauwert im Euro Stoxx 50 unterbewertet.

Bei zahlreichen Finanzinstituten steht die DaimlerChrysler-Aktie auf der Liste der Top ten."Die perfekte Fusion", urteilt etwa die Zürcher Kantonalbank.Die beiden Unternehmen ergänzten sich geographisch und produktpolitisch ideal.Bereits für 1999 werde DaimlerChrysler Kostenvorteile in Höhe von 1,4 Mrd.DM realisieren, schätzt die Dresdner Bank."Mit einem erwarteten Gewinn je Aktie im Jahr 2000 von etwas über 8 Euro und einer erwarteten Dividende von 2,35 Euro ist DaimlerChrysler unterbewertet", stellt die Dresdner Bank fest.Zudem profitiere der Konzern als "klassischer Dollargewinner" von der aktuellen Stärke der US-Währung.

SANDRA SCHUFFELEN (HB)

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