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Lord John Browne wurde 1998 von der englischen Königin zum Ritter geschlagen. Auf dem Diversity-Kongress sprach er über sein Coming-Out.

© Kai-Uwe Heinrich

Ex-BP-Chef John Browne über sein Coming-out: „Ich hatte zwei verschiedene Leben“

In Deutschland könnte es noch etwas dauern, bis Vorstandsvorsitzende zu ihrer Homosexualität stehen. Das meint zumindest Ex-BP-Chef Lord John Browne.

Die Sache braucht noch etwas Zeit. Nach Ansicht von Lord John Browne, ehemaliger BP-Chef und Autor des Buches „The Glass Closet – Why coming out is good Business“ wird es in Deutschland noch eine Weile dauern, bis Vorstandsvorsitzende öffentlich machen, dass sie homosexuell sind. „Die Chefetagen sind in Deutschland leider nicht sehr vielfältig“, sagt der in Hamburg geborene Lord Browne, der 1998 von der Königin von England zum Ritter geschlagen wurde. Als „wichtigen Moment“ bezeichnete Lord Browne das Outing von Apple-Chef Tim Cook Ende Oktober. „Er hat eine Vorbildfunktion, die hoffentlich auch andere motivieren wird.“

Diesen Weg, sich als Chef eines Unternehmens zu outen, ist Browne selbst nicht gegangen. „Ich hatte zwei Leben. Ein reserviertes Leben für die Öffentlichkeit und mein privates Leben als homosexueller Mann.“ Im Mai 2007, nachdem sein ehemaliger Freund ihre Beziehungsgeschichte an die britische Boulevardzeitung „Daily Mail“ verkauft hatte, trat er von seinem Posten bei BP zurück. „Es war Zeit, neu anzufangen“, sagt der Lord in seiner Rede auf der Diversity-Konferenz des Tagesspiegels. „Ich habe auch nicht gefragt, ob ich bleiben kann.“ Er war sicher, dass es dem traditionell-konservativen Unternehmen eher schaden würde.

Browne: So fühlt sich ein Coming-out an

Für sein Buch und seine Website (www.glasscloset.org) haben Browne und sein Team mit vielen Menschen gesprochen, die leitende Positionen in unterschiedlichen Unternehmen innehaben und nicht heterosexuell sind. „Das sind Geschichten, die zeigen, dass ein Coming-out gut laufen kann oder auch nicht.“ Er erzählt die Geschichte einer Ingenieurin, die ihren Kollegen nach ihrem Coming-out erklärt hat, wie ihr Berufsleben vorher aussah. „Sie musste alle Bilder von ihrer Liebsten vom Schreibtisch entfernen und niemandem vom Wochenende mit ihrer Freundin erzählen“, berichtet Browne. Betretene Stille bei den Konferenzteilnehmern. „So fühlt sich das an.“

Der Umgang mit sexueller Orientierung und Identität im Unternehmen und das Coming-out waren auch Thema eines Workshops bei der Diversity-Konferenz. Ein Teilnehmer berichtete, dass es inzwischen vielleicht angesagt sei, offen schwul zu sein. Das gelte zumindest für ihn und seinen Partner, die oft auf Veranstaltungen eingeladen seien. Viele Gastgeber fänden homosexuelle Paare hip.

In einigen Unternehmen werden homosexuelle Mitarbeiter eingesetzt, um spezielle Produkte zu bewerben, beispielsweise in der Pharmaindustrie. Der Automobilkonzern Ford unterstützt den Christopher Street Day als Sponsor. Weniger akzeptiert als Homosexuelle sind in der Wirtschaft dagegen Inter- und Transsexuelle, waren sich die Konferenzteilnehmer einig.

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