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Wirtschaft: Existenzgründungen: Wenig Lust auf das eigene Unternehmen

Die Zahl der Existenzgründungen ist im ersten Halbjahr 2001 stark zurückgegangen. Rund 382 000 Gewerbe wurden in den ersten sechs Monaten angemeldet, 3,4 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahrs, berichtet das Statistische Bundesamt.

Die Zahl der Existenzgründungen ist im ersten Halbjahr 2001 stark zurückgegangen. Rund 382 000 Gewerbe wurden in den ersten sechs Monaten angemeldet, 3,4 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahrs, berichtet das Statistische Bundesamt.

Der abflauende Gründerboom ist auf ein Bündel von Faktoren zurückzuführen. "Die Gründer haben einen Gang zurückgeschaltet", sagte Hans Koban, Vorstandssprecher der Deutschen Ausgleichsbank (DtA) dem Tagesspiegel. "Die Lage hat sich nach der starken Gründungswelle in den Internet-Technologien vor ein paar Jahren normalisiert. Es ist allerdings auch nicht auszuschliessen, dass potenzielle Gründer sich durch die unsichere wirtschaftliche und politische Lage von der Realisierung ihrer Vorhaben abhalten lassen" sagte der Chef der grössten öffentlichen Bank zur Finanzierung von Existenzgründern.

Doch es gibt auch andere Ursachen. Die täglichen Insolvenzmeldungen aus der New Economy-Branche dämpfen den Willen zu Start-Ups. "Der Hype ist endgültig vorbei. Die Kursstürze am Neuen Markt schrecken ab," sagt Jochen Mazurek vom Existenzgründer-Institut in Berlin. Das aus Stiftungen finanzierte, unabhängige Gründerinstitut betreut derzeit ein Drittel weniger Existenzgründer als vergangenes Jahr. "Wenn jemand eine Internet-Plattform gründen will, dann schauen wir erstmal etwas mitleidvoll" beschreibt Sabine Ernst von der Investitionsbank Berlin die Stimmung.

Verständnis für das zögerliche Verhalten der möglichen Geschäftsgründer zeigen die Pioniere der New Economy. "Die düsteren Absatzentwicklungen im Technologiebereich bremsen selbst die Mutigsten", sagt Alexander Biersack, Vorstandssprecher der Espresto AG, einer Software-Schmiede aus Berlin, die seit eineinhalb Jahren in der Technologiebranche etabliert ist. "Ich bin froh dass wir schon seit einiger Zeit bestehen. In der jetzigen Situation wäre ich auch vorsichtig", sagt er.

Schlechte Aussichten haben Existenzgründer auch in Bezug auf die Finanzierung ihrer Projekte. Die Banken sind bei der Kreditvergabe für die Neulinge vorsichtiger und die Bewilligungskriterien strenger geworden. Großbanken wie die Deutsche Bank 24 oder die SEB Bank halten sich aus der Existenzgründer-Finanzierung immer stärker heraus. "Die SEB Bank betreut dieses Segment inzwischen gar nicht mehr", sagt Mazurek. Doch auch bürokratische Hürden hindern den Existenzgründer. "Nach unseren Umfragen klagen immer noch 40 Prozent der Unternehmensgründer über kostenverursachende Bürokratie bei den Bewilligungen der Kommune", sagte Hans Koban.

mic

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