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Christian Göke führt die Messe Berlin seit Sommer 2012.

© dpa

Expansionspläne: Die Messe Berlin fliegt auf Tempelhof

2014 war wieder ein Rekordjahr für das Landesunternehmen. Messe-Chef Christian Göke würde auch gerne expandieren - zum Beispiel in den Flughafen Tempelhof. Dafür fehlt der Messe derzeit nicht nur das Geld.

Berlin - Die Personalquerelen sind geklärt, die Umsatzzahlen gut, außerdem kommt Christian Göke gerade aus den Flitterwochen in New York. Der mit 49 Jahren (erstmals) verheiratete Chef der Messe Berlin hat Argumente, warum er diesmal entspannt in die Aufsichtsratssitzung gehen kann, die für den heutigen Mittwoch angesetzt ist. In den vergangenen Jahren hatten Messegeschäftsführer dort regelmäßig Konflikte mit den Eigentümern, Vertretern des Landes Berlin, ausgetragen. „Personalien dürften diesmal kein Thema sein“, glaubt Göke. Auch sein Vertrag nicht, der bis Mitte 2016 läuft.

Er präsentiert den Aufsehern erneut einen Rekordumsatz: 2014 wird die Unternehmensgruppe mehr als 265 Millionen Euro erlöst haben. Im bisher stärksten Jahr 2012 waren es 247 Millionen. Die geraden Jahre sind bei der Messe traditionell umsatzstärker als die ungeraden, da Messen wie die InnoTrans oder ILA nur alle zwei Jahre stattfinden. In diesem Jahr richtete die Gruppe 69 Messen und Kongresse aus und registrierte dabei insgesamt 27 000 Aussteller und 1,9 Millionen Besucher. Eine konkrete Gewinnsumme nennt die Messe traditionell nicht, man habe im mittleren einstelligen Millionenbereich verdient, hieß es bei der Vorstellung der Bilanz am Montagabend. „Der Gewinn ist in den vergangenen Jahren fast komplett in den Bau unseres CityCube geflossen“, stellte Göke klar. Das Kongresszentrum am Standort der abgerissenen Deutschlandhalle war im Mai feierlich eröffnet worden und bietet nun den Veranstaltungen einen Ort, die bisher im Internationalen Congress Centrum (ICC) untergekommen waren.

Das ICC war für knapp drei Millionen Euro in einen „substanzerhaltenden Stillstandsbetrieb“ versetzt worden, wie es in der Behördensprache heißt. Die Messe habe keinen Zugriff mehr auf den Komplex, müsse aber weitere 2,5 bis drei Millionen Euro pro Jahr aufbringen, um das ICC halbwegs in Schuss zu halten, monierte Göke.

Solange der Gewinn der Messegesellschaft in Erhalt und Neubau von Gebäuden reinvestiert wird, muss sie ihre Existenz gegenüber dem Eigentümer anders legitimieren: „Für Berlin sind wir der größte Geschäftsreiseinitiator und mediale Botschafter, der 25 000 Arbeitsplätze sichert“, erklärte Göke. Seit dem Jahr 2000 (als er zum Unternehmen kam) habe die Messe rund 30 Milliarden Euro an Kaufkraft für die Hauptstadtregion generiert.

In der Zukunft würde er gern expandieren, sofern das Land die Messe mit dem nötigen Kapital ausstattet. Ein Weg führt ins Ausland: So gibt es bereits die Asia Fruit Logistica in Hongkong und den Asien-Ableger der Tourismusmesse ITB in Singapur. Derzeit liefen Verhandlungen in Fernost über zwei weitere Ableger großer Berliner Messen, verriet Göke.

Ein anderer Weg ist die Expansion in Berlin. Unterm Funkturm wäre nur noch Platz, wenn man die Gleise, die für die Bahnmesse InnoTrans genutzt werden, überbauen würde. Mehr Potenzial sieht er im Schönefelder Ortsteil Selchow, wo 2012 das „Berlin Expocenter Airport“ eröffnet wurde. Und langfristig auch in den 1923 errichteten Gebäuden des Flughafens Tempelhof. „Allerdings regen wir hier eine langfristige und ganzheitliche Lösung an“, betonte Göke. Soll heißen: Die Messe bräuchte das Gebäude komplett, nicht nur einzelne Hallen, sie müssten in Schuss sein und besser an den Verkehr angeschlossen. Noch ein Berliner Großprojekt also.Kevin P. Hoffmann

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