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Im Gleichgewicht. Der deutsche Pavillon heißt „Balancity“. Darin erfahren Besucher etwas über Stadtentwicklung, Design und Technik. Zudem können sie sich vor deutschen Sehenswürdigkeiten fotografieren lassen. Das kam bei der Vorpremiere gut an.

© AFP

Expo: Ein Ökodorf für China

Deutschland setzt bei der Weltausstellung in Schanghai auf Nachhaltigkeit "made in Germany". An der Vorderseite wird noch gebohrt und gestrichen, und auch im Inneren steht noch nicht jedes Exponat an der richtigen Stelle. Am Wochenende geht es los.

Bis Sonnabend ist ja noch etwas Zeit. Dann aber öffnet die Expo in Schanghai ihre Tore – und mit ihr auch der silbrig glänzende deutsche Pavillon namens „Balancity“. Bei einem Probelauf zu Beginn der Woche wurden beinahe 15 000 Besucher erfolgreich durch den Bau geschleust. Auch die anderen Pavillons haben sich an der Probe beteiligt. Rund 200 000 Besucher konnten so die Weltausstellung schon vor ihrer offiziellen Eröffnung besichtigen.

„Die Besucher haben unseren Pavillon bisher gut angenommen. Besonders die Präsentation der Bundesländer hat den Chinesen gefallen“, sagt Sprecherin Marion Conrady. Auf überdimensionalen Ansichtskarten werden im Anfangsbereich der Ausstellung die touristischen Attraktionen Deutschlands gezeigt. „Sich vor deutschen Wahrzeichen fotografieren zu lassen, ist ein Highlight für Chinesen“, berichtet Conrady.

Im Gleichgewicht. Der deutsche Pavillon trägt den Titel „Balancity“. Darin erfahren die Besucher etwas über Stadtentwicklung, Design und Technik.
Im Gleichgewicht. Der deutsche Pavillon trägt den Titel „Balancity“. Darin erfahren die Besucher etwas über Stadtentwicklung, Design und Technik.

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Doch es geht nicht nur um Tourismus und Werbung. Der deutsche Beitrag folgt auch dem Motto der diesjährigen Weltausstellung „Better City, Better Life“ (Bessere Stadt, besseres Leben). Sechs Monate lang zeigen die Deutschen eine „Stadt der Ideen“. Auf ihrem Weg durch die „Balancity“ wandern die Besucher vom Stadtrand in Richtung des Zentrums. Planungsbüro, Depot, Fabrik oder Atelier heißen die verschiedenen Ausstellungsräume. In ihnen werden Aspekte innovativer Stadtentwicklung, Design und deutsche Technik – von Energie bis Mobilität – präsentiert.

Nachhaltigkeit „made in Germany“ will man in Schanghai vorstellen. Vorzeigeprojekte deutscher Stadtentwicklung sollen Anregungen für Chinas Städte liefern. So wie die Solarsiedlung im Freiburger Stadtteil Vauban. Mit Solarenergienutzung, Grünzonen, generationsübergreifenden Wohnprojekten und reduziertem Autoverkehr ist die Siedlung ein bekanntes Stadtentwicklungsprojekt. Doch als Lösungsansatz für stetig wachsende Millionenmetropolen wie Schanghai wirkt das 5000 Einwohner zählende Ökodorf ein wenig schräg. „Natürlich ist Deutschland viel kleiner als China, hat nicht dieses extreme Bevölkerungswachstum. Aber bei einer Expo will man kreative Ideen zeigen, die andere Länder inspirieren“, sagt Conrady.

Doch um Chinas Metropolen wie Schanghai zu lebenswerteren Städten zu machen, reichen Visionen alleine nicht aus. Die Probleme sind handfest. Ein ausufernder Energieverbrauch und Umweltbelastungen durch Verkehr und Industrie stellen die Millionenmetropolen vor immense Herausforderungen. Und die Situation verschärft sich durch die stetig wachsende Zahl an Menschen, die in die Städte strömen. Der Wohnraum wird knapp, die Straßen sind verstopft.

„Ich bin gerade auf Wohnungssuche, doch bei den Preisen ist es sehr schwierig, in Schanghai eine Bleibe zu finden“, sagt Yu Yang. Wie die 30-jährige Angestellte haben viele Schanghaier mit steigenden Mieten und Kaufpreisen für Wohnungen zu kämpfen. Die Immobilienpreise in 70 mittleren und großen Städten, darunter auch Peking und Schanghai, sind nach Angaben des nationalen chinesischen Statistikbüros im Vergleich zum Vorjahr um fast zwölf Prozent gestiegen. „Bessere Stadt, besseres Leben“ – doch wem nutzen Zukunftsvisionen, wenn Wohnraum in der Stadt unbezahlbar wird? Ein Problem, das man auch in mancher Stadt in Deutschland kennt. Doch darauf wird in der „Balancity“ kaum eingegangen.

Lösungsansätze, um die Probleme in Chinas Metropolen in den Griff zu bekommen, werden dringend benötigt. Doch als erster Eindruck bleibt, dass viele der Zukunftsvisionen der Weltausstellung nicht mit der chinesischen Realität zusammengehen wollen. Wie ein Fremdkörper wirkt das Expo-Gelände in Schanghai mit seinen Elektroautos und abgasfreien Bussen, während sich im Rest der Stadt der Verkehr staut und Abgase in der Luft liegen.

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