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Wirtschaft: Expo Flop: Personaldienstleister Adecco spürt Besucherflaute - Erster Pavillion schließt Pforten

Die flauen Besucherzahlen bei der Weltausstellung in Hannover machen Unternehmen auf der Expo einen Strich durch die Rechnung. "Wir müssen mit Verlusten rechnen", sagte etwa Manfred Brücks, Sprecher des Personaldienstleisters Adecco in Hamburg.

Die flauen Besucherzahlen bei der Weltausstellung in Hannover machen Unternehmen auf der Expo einen Strich durch die Rechnung. "Wir müssen mit Verlusten rechnen", sagte etwa Manfred Brücks, Sprecher des Personaldienstleisters Adecco in Hamburg. Je weniger Besucher die Expo täglich zähle, desto weniger Hostessen oder Souvenir-Verkäufer könnten eingesetzt werden. Schon jetzt habe das Unternehmen rund 1800 Mitarbeitern gekündigt oder die Bewerber erst gar nicht zum Dienst antreten lassen. Ursprünglich hatte Adecco in der Spitze mit einem Personalbedarf von 7000 Leuten gerechnet. Zur Zeit sind rund 4400 Mitarbeiter unter Vertrag. "Und sie können täglich weniger werden", wie Brücks die Verhandlungen mit Großkunden wie "Expo-Souvenirs" kommentiert.

Ob Zeitarbeitsfirmen, die Deutsche Bahn, oder Gastronomiebetriebe - alle Partner der Expo haben mit Besucherzahlen zu kämpfen: Denn im Tagesschnitt kommen nur rund 80 000 Besucher täglich, die ursprünglichen Planungen gingen von 260 000 aus. Insgesamt waren es bis Ende vergangener Woche gerade mal rund 3,5 Millionen. Das Gesamtziel von rund 40 Millionen bis Ende Oktober scheint jetzt sogar Expo-Chefin Birgit Breuel zu hoch gegriffen. Sie spricht mittlerweile von rund 25 Millionen.

Wegen zu geringer Besucherzahlen steht auch der Bambus-Pavillon der Genfer Umweltstiftung Zeri vor dem Aus. "Wir werden in den kommenden Wochen schließen müssen", sagte Pavillon-Direktor Karlsson Anders. Um die laufenden Kosten zu decken, werde bis zum Ende der Expo rund eine halbe Million Mark benötigt. "So viel Geld nehmen wir nicht ein, weil zu wenig Besucher kommen." Der Pavillon hat 55 Mitarbeiter.

Ganz so schwarz sieht Radjeh Frarroch, Inhaber des Catering- und Gastronomie betriebes FR-Gastro, die Zukunft nicht. "Auf jeder Expo ist es in den ersten sechs bis acht Wochen langsam angelaufen", sagt er. "Wir müssen kämpfen und durchhalten", ist seine Devise. Abgrechnet wird erst im November. Doch sollte dann unter dem Strich für ihn nichts übrig bleiben, hat er Pech gehabt. "Schadenersatz gibt es nicht", sagt er. Die Expo habe wasserdichte Verträge abgeschlossen und er trage das volle Risiko. Entlassen musste er von seinen 40 Mitarbeitern noch niemand. Aber bei seinen Restaurants liegt auch er 60 Prozent unter Plan. Nur das Catering läuft.

"Abgerechnet wird am Schluss", heißt es auch bei der Deutschen Bahn. Doch die bisherigen Zahlen sind nicht berauschend. Die Sonderzüge seien oft nur zu 20 Prozent belegt. Sie müssten aber mindestens zu 50 bis 60 Prozent ausgelastet sein, um wenigstens die Kosten zu decken, sagt die Expo-Sprecherin der Deutschen Bahn, Claudia Ruttmann. Die Bahn prüfe deshalb, ob von den rund 70 Sonderzügen, der ein oder andere nicht ganz gestrichen wird.

Auch bei der Lufthansa will man sich am Monatsende zusammensetzen und die Zahlen genauer studieren und eventuell Flüge nach Hannover streichen, sagt Lufthansa-Sprecher Thomas Jachnow. Schon jetzt könne er aber sicher sagen, dass die Lufthansa nicht glücklich sei über die Auslastung der Flüge. Gemeinsam mit ihren Partnern hatte die Airline die Zahl der täglichen Starts und Landungen auf 100 verdoppelt.

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