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Wirtschaft: Export und Tourismus genügen nicht

In Berlin nimmt die Zahl der Erwerbstätigen zwar zu, aber auch die Zahl der Arbeitslosen steigt

Berlin – Die Berliner Wirtschaft wird im laufenden Jahr wieder um annähernd 0,5 Prozent wachsen, damit aber weiterhin hinter dem Anstieg des realen Bruttosozialprodukts in ganz Deutschland (plus ein Prozent) hinterherhinken. Auf dem Arbeitsmarkt ist keine durchgreifende Besserung zu erwarten. Dies ist das Fazit, das Wirtschaftssenator Harald Wolf (PDS) anlässlich der Vorlage des Wirtschafts- und Arbeitsmarktberichts Berlin 2005 am Montag zog. Damit liegt Wolf etwas über den Prognosen der IHK, die von „plus/minus null Wachstum“ gesprochen hat.

Zum Wachstum beitragen werden vor allem die Industrie sowie unternehmensnahe Dienstleistungen, negativ sind hingegen die Aussichten für die Bauwirtschaft. Aufgabe der Politik werde es sein, die Wachstumspotenziale der Berliner Wirtschaft auszubauen, die Unternehmen konkret vor Ort zu unterstützen und den Standort Berlin für investitionswillige Unternehmen attraktiv zu gestalten, sagte Wolf.

Schwerpunkte der weiteren Arbeit der Wirtschaftsverwaltung sollen die Wachstumsinitiative Berlin 2004 – 2014 sein (siehe unten). Im Rahmen dieser Initiative haben sich Wirtschaft und Politik auf eine enge Kooperation verständigt und bisher zwei Konzepte erarbeitet. Zudem richtet Wolf sein Augenmerk verstärkt auf die Oderregion und die Zusammenarbeit mit den polnischen Städten Breslau, Posen und Stettin. Spätestens im kommenden Jahr soll in Berlin in enger Zusammenarbeit mit Brandenburg zu diesem Thema eine Konferenz unter dem Arbeitstitel „Oderregion“ stattfinden.

Wenig Hoffnung konnte Wolf für den Arbeitsmarkt machen. Im Jahresdurchschnitt 2005 wird zwar die Zahl der Erwerbstätigen in Berlin um schätzungsweise 15000 Personen oder rund ein Prozent zunehmen. Dies wären mehr als die 0,5 Prozent im Bundesdurchschnitt. Dennoch werde die Zahl der Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt bei etwa 325000 liegen, etwa 25000 mehr als im Vorjahr. Wie schwer ihre Vermittlung sein dürfte, machen Zahlen deutlich, die Wolf vorlegte. Von den durchschnittlich 298000 Personen, die 2004 arbeitslos gemeldet waren, hatten rund 41 Prozent keine abgeschlossene Berufsausbildung.

Im vergangenen Jahr wuchs erstmals seit dem Jahr 2000 die Gesamtbeschäftigung und die Zahl der Erwerbstätigen nahm um 19400 oder 1,3 Prozent (Bundesdurchschnitt 0,3 Prozent) auf 1,534 Millionen Personen zu, dennoch sank die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten weiter um 23100 Personen auf 1042300 Arbeitnehmer.

Ausschlaggebend für die relativ positive Entwicklung waren vor allem das Exportwachstum sowie die positive Entwicklung im Tourismus. Der Export wuchs gegenüber dem Vorjahr um 9,4 Prozent auf fast zehn Milliarden Euro. Den größten Anteil daran hatte die pharmazeutische Industrie. Die Exportquote der Berliner Industrie beträgt jedoch nur 28,1 (Vorjahr 23,7) Prozent gegenüber 40,5 (39,2) Prozent für Deutschland. Deshalb, so Wolf, leide das Land mehr unter der schwachen Binnennachfrage. Profitiert hat die Stadt hingegen vom Tourismus. Der Umsatz im Tourismus legte gegenüber dem Jahr 2000 um 18 Prozent auf 2,72 Milliarden Euro zu. Die Zahl der Übernachtungen stieg im Rekordjahr 2004 gegenüber dem Vorjahr um 16,1 Prozent auf 13,3 Millionen. Auch bei den Existenzgründungen schneidet Berlin auf den ersten Blick gut ab. Der Saldo der Gewerbeanmeldungen und -abmeldungen betrug im vergangenen Jahr 16800. Die Zahl der Gewerbeanmeldungen ist auf den Rekordwert von 47158 gestiegen. Allerdings wurden im vergangenen Jahr in Berlin fast 11000 Ich-AGs gefördert.

Daniel Rhee-Piening

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