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Exportwirtschaft: Hase und Igel im Außenhandel

Die ostdeutsche Exportwirtschaft wächst stetig. Doch trotz deutlicher Zuwächse im Exportgeschäft erreichen die neuen Bundesländer kein Westniveau.

Berlin - Mit jährlichen Steigerungsraten von 10,8 Prozent pro Jahr zwischen 2002 und 2008 liegen die neuen Länder damit deutlich vor den westdeutschen Ländern mit sechs Prozent. Der Anteil ostdeutscher Exporte an den gesamtdeutschen Ausfuhren betrug 2008 trotzdem nur 7,7 Prozent. Während Ostdeutschland Warenexporte in Höhe von 76,4 Milliarden Euro erzielte, konnten die alten Bundesländer Erlöse in Höhe von 730,7 Milliarden Euro erwirtschaften (siehe Grafik).

Der für den Aufbau Ost zuständige Minister Wolfgang Tiefensee (SPD) stellte am Montag in Berlin eine entsprechende Studie vor. Für die Untersuchung hatte das Prognos-Institut Außenhandels- sowie Umsatzsteuerstatistiken ausgewertet und knapp 300 Unternehmen in Ostdeutschland befragt. „Der Osten hat aufgeholt, hinkt aber nach wie vor dem Westen hinterher“, sagte Tiefensee. Während in Westdeutschland nahezu jedes dritte Unternehmen ins Ausland exportiere, sei es in den neuen Ländern gerade jedes fünfte. „Viele Unternehmer im Osten haben die überregionale Bedeutung der Märkte noch nicht erkannt“, begründete der Minister die Ergebnisse.

Der Großteil des Exportrückstands der ostdeutschen Wirtschaft ist laut Studie allerdings auf die Rahmenbedingungen zurückzuführen. Es fehlt an Großunternehmen, viele große Firmen haben ihre Zentralen in Westdeutschland angemeldet. Kleinen Unternehmen dagegen fehlt es an Eigenkapital. Auch das geringe Alter vieler Betriebe und die fehlenden Erfahrungen und Kontakte im Ausfuhrgeschäft seien Gründe für die Exportschwäche. 70 Prozent der ostdeutschen Warenexporte werden von fünf Branchen bestritten. Dazu gehören Maschinen- und Fahrzeugbau, Elektrotechnik sowie Metall- und chemische Industrie.

Philip Steden von der Prognos AG betonte zwar die Erfolge der vergangenen zehn Jahre, verglich die ost- und westdeutsche Exportindustrie aber mit dem Wettrennen von Hase und Igel.

Um die ostdeutschen Exporteure zu stärken, müssen sie laut Studie Unterstützung bei der Finanzierung und Absicherung der Auslandsgeschäfte erhalten. Informationskampagnen sollen gestartet und exportorientierte Weiterbildungsmaßnahmen angeboten werden. Die Politik, sagte Tiefensee, sei gern bereit, eine Hilfestellung bei gesetzlichen Rahmenbedingungen zu geben. Aber auch Länder und Handelskammern müssten sich stärker engagieren. Das Thema will Tiefensee bei einer der nächsten Beratungen mit den Kammern auf die Tagesordnung setzen. bho

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