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Frank Appel

© ddp

Expressgeschäft: Hoffnung für das Sorgenkind

Expressgeschäft mit Gewinneinbruch: Neuer Post-Chef will Probleme im US-Geschäft rasch lösen.

Der neue Post-Chef Frank Appel will zügig eine Lösung für das größte Sorgenkind im Konzern präsentieren. Bis Mai werde er entscheiden, wie es mit dem verlustreichen Expressgeschäft in den USA weitergeht, sagte der Nachfolger des wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung zurückgetretenen Klaus Zumwinkel am Donnerstag in Bonn. „In den USA haben wir erhebliche Ergebnisprobleme und machen Verluste in nicht akzeptabler Höhe“, sagte Appel, nannte aber keine Zahlen. Die Börse nahm seine Ankündigungen wohlwollend auf. Der Kurs der Postaktie legte im Gegensatz zu den meisten Dax-Papieren klar zu.

Das US-Expressgeschäft bereitet den Post-Managern seit Jahren Kopfzerbrechen. Das Unternehmen steht im harten Wettbewerb mit UPS und Fedex und hat nach Angaben von Express-Vorstand John Mullen 2007 Marktanteile verloren. Zusätzlich schlägt sich die Konjunkturflaute in den USA nieder. Die Post könnte nun einen Partner mit ins Boot holen oder sich teilweise vom US-Markt zurückziehen, vermuten Branchenexperten. Fragen nach den genauen Plänen wies Appel bei seiner ersten Bilanz-Präsentation etwas unwirsch zurück. „Wir haben uns viele Optionen angeschaut und die Zahl in den letzten Wochen eingeschränkt“, sagte er lediglich. Zu einem möglichen Verkauf der Tochterfirma Postbank schwieg er.

Das schwache USA-Geschäft hat den Ertrag des ehemaligen Staatsbetriebes 2007 erneut nach unten gedrückt. Netto machte die Post mit 1,4 Milliarden Euro knapp 30 Prozent weniger Gewinn als im Jahr zuvor. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) fiel mit 3,2 Milliarden Euro zwar auch geringer als 2006 aus, lag damit jedoch etwas besser als von Analysten erwartet. Den Umsatz steigerte die Post um fünf Prozent auf 63,5 Milliarden Euro. Im kommenden Jahr soll das Ebit um eine Milliarde Euro höher ausfallen.

Vorerst muss sich die Post somit weiter auf ihr Briefgeschäft verlassen. Dort erwirtschaftet der Konzern mittlerweile wieder fast zwei Drittel der Erträge. Auf dem deutschen Heimatmarkt ruhen dabei besondere Hoffnungen, nachdem die Konkurrenz von Pin und TNT durch den zum Januar eingeführten Mindestlohn für Briefträger in Höhe von bis zu 9,80 Euro die Stunde schwer in Bedrängnis geraten ist. Dass die Deutsche Post, die ohnehin höhere Löhne zahlt, davon profitiert, schlage sich jetzt auch in den Zahlen nieder, haben die Analysten des Bankhauses Merck Finck festgestellt. Daher habe das Unternehmen die Prognose im Briefgeschäft erhöhen können.

Politischen Gegenwind bekommt die Post allerdings von der EU. Das Unternehmen darf seinen Großkunden bei Massenwerbesendungen keine Sonderkonditionen mehr einräumen, urteilte der Europäische Gerichtshof (EuGH) am Donnerstag. Die EU-Kommission prüft zudem, ob das Unternehmen rechtswidrige Beihilfen in Milliardenhöhe von der Bundesregierung bekommen hat, als beispielsweise der Bund bei der Privatisierung Pensionsverpflichtungen übernahm. Auch die Befreiung von der Mehrwertsteuer für Briefsendungen der Deutschen Post will die Kommission kippen und Deutschland dafür notfalls vor dem EuGH verklagen. Post-Chef Appel will das Mehrwertsteuerprivileg dagegen verteidigen. Dass er dabei nicht mehr auf das politische Geschick Klaus Zumwinkels bauen kann, quittierte er am Donnerstag mit einem Achselzucken.

Sein Ex-Chef und Mentor habe ihm „ein gutes Fundament“ hinterlassen, sagte Appel und kündigte an, den Kurs des Vorgängers fortzusetzen. Die Zeit der Zukäufe ist bei der Post demnach vorbei, nun sollen die einzelnen Konzernsegmente besser voneinander profitieren. „Das wird nicht über Nacht gehen“, dämpfte Appel jedoch Erwartungen auf eine rasche Wende.Nils-Viktor Sorge

Nils-Viktor Sorge

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