zum Hauptinhalt

Wirtschaft: EZB: Die Zinsen im Euroraum sinken

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte auf 4,25 Prozent gesenkt. Die Aktienkurse haben gleichzeitig Verluste hinnehmen müssen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte auf 4,25 Prozent gesenkt. Die Aktienkurse haben gleichzeitig Verluste hinnehmen müssen. Der Dow Jones Index fiel um 1,7 Prozent auf 9919 Zähler. Der Deutsche Aktienindex Dax sank um 2,69 Prozent auf 5162 Punkte. Der Nemax 50 gab um 5,49 Prozent auf 1022 Zähler nach, nachdem er kurzeitig die 1000er-Marke durchbrochen hatte.

Aufgrund des schwächeren Wirtschaftswachstums sei der Druck auf die Preise im Euroraum geringer geworden, sagte der EZB-Präsident Wim Duisenberg zur Begründung für die zweite Zinssenkung in diesem Jahr. Zudem gebe es Hinweise auf weiterhin moderate Lohnabschlüsse. "Damit erscheint ein neues Niveau der Zinssätze durchaus vereinbar mit dem Erhalt der Preisstabilität auf mittlere Sicht." Dies wiederum sei wichtig für ein wieder anhaltend solides Wachstum. Die Zinssenkung war nach den Worten des EZB-Präsidenten nicht früher möglich, weil man erst jetzt klare Signale erhalten habe, dass die Konjunkturschwäche in den USA länger anhalte, und sich dies auch auf den Euroraum auswirke. "Erst dies gestattet uns jetzt, die Zinssätze zu senken, ohne die Gefahr heraufzubeschwören, dass die Preisstabilität leiden könnte." Über eine mögliche weitere Zinssenkung äußerte sich Duisenberg nicht. Mit der gestrigen Entscheidung des EZB-Rates sei auch keine bestimmte Neigung verbunden. Die Zinsen hätten das jetzt angemessene Niveau.

An den internationalen Börsenplätzen ging es bereits am Donnerstagmorgen bergab: Der japanische Nikkei-Index für 225 führende Werte verlor 0,37 Prozent und schloss mit 10938,45 Zählern. Am Vortag war das fernöstliche Börsenbarometer erstmals seit 17 Jahren unter die psychologisch wichtige Marke von 11 000 Punkten gestürzt. Hintergrund für die Ängste der meisten Anleger in Europa und in Amerika waren dann im Laufe des Tages schlechte Konjunkturdaten. In den USA war bekannt gegeben worden, dass die Ausgaben der privaten Haushalte im Juni nur um 0,1 Prozent zugelegt haben und nicht - wie erwartet - 0,2 Prozent. Im bisherigen Wochenverlauf waren bereits der Index für das Verbrauchervertrauen im August und die Zahlen zum Wirtschaftswachstum hinter den Markterwartungen zurück geblieben.

Der Dow-Jones-Index schloss am Donnerstag unter der psychologisch wichtigen Marke von 10 000 Punkten - das erste Mal seit dem 12. April 2001. "Wir haben uns wieder auf die Gewinne und Prognosen verschiedener Unternehmen für die kommenden Quartale konzentriert", sagte George Rodriguez, Leiter des Bereiches Handel bei der Investmentfirma Guzman & Co. Die Technologieaktien waren nach Händlerangaben am Donnerstag auch durch weitere Geschäftseinschätzungen von Technologiekonzernen wie dem US-Computerhersteller Sun Microsystems sowie Corning, Dell, Altera und AMD belastet. Händler warnten allerdings davor, die Kursverluste überzubewerten. In den Ausschlägen spiegele sich die "Nervosität des Marktes" wider.

Der Kurs des Euro ist unmittelbar nach der Zinsentscheidung der EZB auf ein Tagestief von 0,9060 US-Dollar gefallen. Die EZB setzte den Referenzkurs später auf 0,9095 (Mittwoch: 0,9122) US-Dollar fest.

EZB-Präsident Duisenberg rechnet erst im Laufe des ersten Halbjahres 2002 damit, dass die Inflationsrate unter die von der EZB als tolerierbar angesehene Schwelle von zwei Prozent rutscht. Mit der Entwicklung des Euro-Wechselkurses zeigte er sich sehr zufrieden. Allerdings bedürfe es immer noch einer klaren Aufwärtstendenz. Erneut forderte er die Regierungen im Euroraum auf, ihre Reformanstrengungen mit Blick auf die Steuersätze, auf den Arbeitsmarkt und die Gütermärkte fortzusetzen. Dies wäre ein Anstoß für die Schaffung neuer Arbeitsplätze und werde die wirtschaftliche Kraft der Euro-Zone insgesamt stärken. Ganz entschieden sprach sich Duisenberg gegen eine Aufweichung des Stabilitäts- und Wachstumspakts in den Euro-Ländern aus.

ro

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false