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Wirtschaft: EZB sorgt sich wegen Inflation

Notenbank wird Leitzins wahrscheinlich senken

Frankfurt am Main – Eine Lockerung der Geldpolitik als Reaktion auf die Finanzkrise und die Abschwächung des Wirtschaftswachstums in Europa rückt in greifbare Nähe. Schon Anfang November dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins senken und damit das Geld für Banken, Unternehmen und Verbraucher billiger machen. Vorerst bleibe der Leitzins aber unverändert bei 4,25 Prozent, teilte die EZB nach der Ratssitzung am Donnerstag mit.

Aufgrund der dramatischen Entwicklung an den Finanzmärkten im September erwarten Volkswirte eine Senkung des Leitzinses in diesem Jahr in zwei Schritten auf 3,75 Prozent und im ersten Quartal 2009 auf 3,5 Prozent.

Man habe über zwei Optionen diskutiert und damit auch eine Lockerung der Geldpolitik erwogen, sagte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet nach der Ratssitzung. Der Rat habe sich zwar einmütig entschieden, den Leitzins vorerst nicht zu senken. Trotzdem gebe die Inflation weiter Anlass zur Besorgnis, wenngleich sich die Risiken für die Preisstabilität abgeschwächt hätten. „Sie sind aber nicht verschwunden“, sagte Trichet.

Erst für Anfang 2010 erwarten die Währungshüter, dass die Preissteigerungsrate in Europa wieder auf ein Niveau von um die zwei Prozent sinkt. Erst dann sehen sie die Preisstabilität gewahrt. Eine eindeutige Tendenz für eine Senkung der Leitzinsen habe die EZB nicht. „Wir können aber jederzeit handeln, wenn es notwendig ist.“

Aktuell sorgen sich die Währungshüter weniger um den Ölpreis und die Energiekosten als um so genannte Zweitrundeneffekte. Überhöhte Lohnabschlüsse und steigende Abgaben und Steuern könnten weiter auf die Inflation drücken. Die Kreditnachfrage habe sich zwar etwas abgeschwächt, „aber signifikant betroffen ist der Zugang zu Bankkrediten durch die Finanzmarktkrise nicht“.

Wie viele Ökonomen geht auch die Notenbank von einer deutlichen Verlangsamung des Wirtschaftwachstums aus. „Insgesamt beobachten wir ein außergewöhnlich hohes Maß an Unsicherheit. Eine solche Situation hatten wir noch nie seit Beginn der Währungsunion“, sagte Trichet. 2009 könnte diese Entwicklung aber wieder auslaufen.ro

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