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Unerhört: Occupy-Aktivisten protestierten am Donnerstag vor der Bank – der EZB-Rat ließ sich davon nicht beeindrucken. Foto: dapd

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Wirtschaft: EZB begeistert die Börsen

Aktienkurse klettern weiter nach oben – FDP kritisiert Anleihekäufe, will aber nicht klagen.

Berlin - Aus der deutschen Politik – vor allem aus der FDP – kommt viel Kritik am neuen Krisenkurs der Europäischen Zentralbank, doch die Finanzmärkte feierten ihn geradezu. Der deutsche Leitindex Dax setzte am Freitag bei sehr lebhaftem Handel seinen Höhenflug fort und notierte am Nachmittag deutlich über 7200 Punkte. Er kletterte zeitweise so hoch, wie seit August 2011 nicht mehr. Vor allem Bankwerte liefen gut. Auch in Asien und den USA stiegen die Aktienindizes nach der EZB-Entscheidung deutlich. Die Risikoaufschläge für Staatsanleihen aus Spanien und Italien sanken am Freitag weiter, und der Euro-Kurs kletterte mit 1,2690 Dollar auf das höchste Niveau seit Ende Juni.

Die EZB hatte am Donnerstag beschlossen, Anleihen kriselnder Euro- Staaten in unbegrenzter Höhe anzukaufen, sofern sie sich den Rettungsfonds ESM und EFSF und damit auch deren Reformauflagen unterwerfen. Die Laufzeiten der Papiere sind mit maximal drei Jahren eher kurzfristig. Kritisiert wird, dass die EZB damit stärker als bisher in die europäische Finanzpolitik eingreift und enorme Risiken mittelbar vergemeinschaftet.

Die beiden deutschen Vertreter im EZB-Rat sind gespalten: Bundesbankpräsident Jens Weidmann stimmte als Einziger in dem derzeit 22-köpfigen Gremium dagegen, EZB-Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen dafür. „Jeder muss seinen Teil dazu beitragen, damit der Euro unumkehrbar ist“, sagte er dazu im RBB. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die EZB verteidigt. Es sei wichtig, dass die Käufe von Anleihen angeschlagener Staaten nur unter bestimmten Bedingungen möglich seien, sagte sie. FDP-Frakitonsvorsitzender Rainer Brüderle kritisierte dagegen am Freitag, „es ist schon grenzwertig, was jetzt erfolgt“. Auch FDP-Haushaltsexperte Otto Fricke warnte vor einem Schnellschuss. Ohnehin müsse man erst das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum ESM abwarten.

Bei der Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung löst die EZB gemischte Gefühle aus. „Ich wünsche mir diese Aktion nicht“, sagte Vorstandschef Heribert Karch dem Tagesspiegel. „Das, was im Moment stattfindet, buche ich unter Ultima-Ratio-Aktion, weil man sich über alle anderen Vorschläge politisch nicht einigen konnte.“ Die Aktion sei aber – trotz aller Bedenken – zum Erfolg verurteilt. „Das größte Risiko für die deutsche Wirtschaft wäre, wenn der Euro zerbricht“, sagte Karch.

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