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Finden nicht mehr alle gut. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hat das größte Online-Netzwerk der Welt aufgebaut.

© AFP

Facebook: Das Netzwerk verliert einen alten Freund

Peter Thiel, Geldgeber aus Gründerzeiten und bekannter Silicon-Valley-Investor, verkauft fast alle seine Aktien – der Kurs fällt weiter.

Es ist ein Abschied mit Ansage – und trotzdem eine böse Überraschung für Facebook: Peter Thiel, Investor der ersten Stunde, hat nahezu alle seine Facebook-Aktien für rund 400 Millionen Euro verkauft. Der Ausstieg trifft das Onlinenetzwerk hart. Seit dem Börsengang im Mai befindet sich die Aktie des US-Unternehmens im freien Fall und hat schon etwa die Hälfte ihres Wertes eingebüßt. Investoren zweifeln am Geschäftsmodell des US-Konzerns, weil er kaum Werbeeinnahmen mit den boomenden mobilen Anwendungen auf Smartphones erzielt.

Der in Deutschland geborene Thiel, der auch im Verwaltungsrat von Facebook sitzt, hatte bereits in der vergangenen Woche einen Teil seines großen Aktienpakets in leichter verkäufliche Anteilsscheine getauscht. Kurz nachdem am Donnerstag die Haltefrist für frühe Geldgeber und Mitarbeiter endete, sprang der bekannte Silicon-Valley-Investor ab. Wie aus einer am Montag (Ortszeit) veröffentlichten Börsenmitteilung hervorgeht, verkaufte er 20,06 Millionen von insgesamt 27 Millionen Aktien.

Alles in allem 271 Millionen Facebook- Aktien, die sich im Besitz von Altaktionären befinden, können seit der vergangenen Woche verkauft werden. Weitere Tranchen werden in den kommenden Monaten frei. Beobachter erwarten deshalb neue Kurseinbrüche. So teilte etwa der Risikokapitalgeber Accel, wie Thiel ein früher Unterstützer von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, 57,8 Millionen Aktien den Partnern seiner diversen Fonds zu. Diese können die Papiere nun verkaufen oder in ihren Portfolios behalten.

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„Thiel hat bei seinem Einstieg vor acht Jahren auf den Erfolg von Facebook gewettet – und nun macht er Kasse“, sagte Ralf Kaumanns, Geschäftsführer des Marktforschungsdienstes Strategyfacts, dem Tagesspiegel. Schätzungen zufolge hat Thiel mit seinem Facebook-Engagement insgesamt rund eine Milliarde Dollar verdient. Als Partner der Wagniskapitalfirma Founders Fund war er schon 2004 als erster Großanleger bei Facebook mit 500 000 Dollar eingestiegen. Später tauschte er den Zehn-Prozent-Anteil in Aktien, von denen er sich teilweise schon vor dem Börsengang trennte. Nach dem jüngsten Verkauf hält Thiel noch Facebook-Aktien im Wert von etwa 112 Millionen Dollar.

„Wagniskapitalfonds müssen hohe Gewinne ausschütten, die Anleger erwarten attraktive Renditen“, erklärte Ralf Kaumanns die möglichen Motive für den Ausstieg von Thiel. Der Zeitpunkt sei noch günstig gewesen, weil Thiel schon lange investiert sei und die Aktie wahrscheinlich weiter fallen werde. Thiel bekam für seine Papiere noch zwischen 19,27 und 20,69 Dollar. Der Emissionspreis beim Börsengang hatte bei 38 Dollar gelegen. Am Dienstag fiel der Kurs an der US-Technologiebörse Nasdaq wieder um 2,6 Prozent unter die Marke von 20 Dollar. Beim Börsengang hatte Thiel gut 16,8 Millionen Aktien im Gesamtwert von 640 Millionen Dollar angeboten.

Der in Frankfurt am Main geborene Thiel war als kleines Kind mit seinen Eltern in die USA ausgewandert, studierte an der Eliteuni Stanford und machte sich einen Namen als Mitgründer des Bezahldienstes Paypal. Der Verkauf von Paypal an Ebay brachte ihm mehrere Dutzend Millionen Dollar. Durch geschickte Investitionen mehrte er das Geld zu einem Milliardenvermögen. Das Facebook-Geschäft ist wohl sein Meisterstück.

Beobachter wie Ralf Kaumanns sind sich unschlüssig, ob der Niedergang der Facebook-Aktie auch ein Abgesang auf das Geschäftsmodell des rasant gewachsenen Social-Media-Konzerns mit weltweit mehr als 900 Millionen Nutzern ist. „Das Geschäftsmodell ist noch intakt, aber ohne Werbung wird es nicht mehr funktionieren“, sagte Kaumanns. Facebook müsse deshalb bald eine Lösung für seine Smartphone-Applikation finden. „Dieses Problem hat aber die gesamte Industrie.“

Immer mehr Nutzer tauschen sich über ihre Smartphones mit ihrem Facebook- Freundeskreis aus. Die kleinen Bildschirme erlauben aber kaum Anzeigen.

Auch der Absturz an der Börse könnte das Verhalten der Werbekunden beeinflussen. Wird das Image von Facebook nachhaltig beschädigt, verliert die Plattform Nutzer und Aufmerksamkeit. Werbekunden könnten sich fragen, ob es sich noch lohnt, bei Facebook Geld auszugeben.

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