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Wirtschaft: Fachgemeinschaft Bau gibt Flächentarif auf

Absage an Spitzenverbände / Sonderlösung als Ziel BERLIN (chi).Die Fachgemeinschaft Bau Berlin-Brandenburg hat angesichts der "chaotischen Zustände" am Bau nach eigenem Bekunden die Notbremse gezogen: Als bundesweit erster Regionalverband kündigte sie am Donnerstag den Austritt aus dem Flächentarifsystem an, weil es den "regionalen Notwendigkeiten" nicht gerecht würde, sagte Verbandspräsident Kaspar-Dietrich Freymuth.

Absage an Spitzenverbände / Sonderlösung als Ziel BERLIN (chi).Die Fachgemeinschaft Bau Berlin-Brandenburg hat angesichts der "chaotischen Zustände" am Bau nach eigenem Bekunden die Notbremse gezogen: Als bundesweit erster Regionalverband kündigte sie am Donnerstag den Austritt aus dem Flächentarifsystem an, weil es den "regionalen Notwendigkeiten" nicht gerecht würde, sagte Verbandspräsident Kaspar-Dietrich Freymuth.Die Fachgemeinschaft, die anders als der Bauindustrieverband vor allem die Interessen der mittelständischen Betriebe vertritt, habe deshalb den beiden Dachverbänden, dem Hauptverband der deutschen Bauindustrie und dem Zentralverband des deutschen Baugewerbes, das Mandat für die Tarifverhandlungen entzogen.Man werde die Verhandlungsführung nun selbst in die Hand nehmen, mit dem klaren Ziel "den Tariflohn an die Realitäten anzupassen", so Freymuth.Die Gewerkschaft erteilte ihm aber vorerst eine Absage: Eine Abkoppelung von den bundesweiten Regelungen werde es nicht geben, sagte der Landesvorsitzende Klaus Pankau. Freymuth begründete den Schritt, dem die Mitglieder in einer außerordentlichen Generalversammlung zustimmten, damit, daß man sich nicht mehr mit einer Lohnpolitik anfreunden könnte, "die an der heilen Welt in Bayern gemessen wird." Im vergangenen Jahr hätten täglich drei Betriebe in der Region den Gang zum Konkursrichter antreten müssen, die Zahl der Firmenzusammenbrüche sei 1996 um nahezu ein Drittel auf 1030 geschnellt.Daran werde sich auch in diesem Jahr nichts ändern.Im harschen Wettbewerb auch mit inländischen Großbetrieben, die zunehmend billige Subunternehmer beschäftigten, hätten die mittelständischen Firmen keine Chance.Nur noch 24 Prozent der Mitglieder würden angegeben, kostendeckend zu arbeiten.Freymuth erwartet, daß auch 1997 wieder 1000 Betriebe Konkurs anmelden, weitere 20 000 Beschäftigte in der Region ihren Job verlieren würden."Nur eine Lockerung der tariflichen Regelungsdichte, verbunden mit einer spürbaren Kostenentlastung, kann das Überleben mittelständischer Baubetriebe in der Region sichern", so der Verbandschef. Die Fachgemeinschaft hatte schon im Herbst die 1,85prozentige Lohnerhöhung für die neuen Länder sowie die im Stufentarifvertrag vorgesehene Anhebung von 92 auf 95 Prozent des Westniveaus gekündigt.Als weiteren Schritt strebt sie nun eine Senkung der Tariflöhne an, "die ohnedies in weiten Bereichen nicht mehr gezahlt" würden, generell sollte der Tariflohn nur noch "Richtlohncharakter" haben.Zudem müßte es Klauseln für einzelbetriebliche Lösungen geben. Der IG-Bau-Landesvorsitzende Pankau betonte, daß sich für die Beschäftigten vorerst "nichts ändern" würde - sofern sie nicht einer direkten Vereinbarung mit ihrem Arbeitgeber zustimmten.Anders sei es für die Verträge, die erst nach dem 1.April geschlossen würden.Dies könnte vor allem die Winterarbeitslosen treffen.Er warf der Fachgemeinschaft vor, einen "tariflosen Zustand" anzustreben.Angesichts der "gereizten Stimmung ist dies ein ziemlich gefährliches Unterfangen", so Pankau."Bedauernd" reagierten die Partner: Beim Bauindustrieverband Berlin-Brandenburg - der der Fachgemeinschaft nicht folgen will - hieß es, der Austritt schwäche die Position der Arbeitgeberseite.Karl Robl, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes des deutschen Baugewerbes, nannte die Aktion "wenig zielführend": Regionale Vereinbarungen fielen meist schlechter aus als bundesweite.

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