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Wirtschaft: Fairchild Dornier GmbH: Mit neuen Eignern herrscht Aufbruchstimmung

Vor den Toren Münchens reifen hochfliegende Pläne. "Wir bauen nicht nur eine neue Flugzeugfamilie, sondern auch eine neue Firma", kündigte Thomas Brandt vor Journalisten in Oberpfaffenhofen selbtbewusst an.

Vor den Toren Münchens reifen hochfliegende Pläne. "Wir bauen nicht nur eine neue Flugzeugfamilie, sondern auch eine neue Firma", kündigte Thomas Brandt vor Journalisten in Oberpfaffenhofen selbtbewusst an. Es ist aber nicht allein der Spitzenmanager der jüngst in Fairchild Dornier GmbH umbenannten Fairchild Aerospace, der Aufbruchstimmung vermittelt. Am gesamten Firmengelände um den Sonderflughafen Oberpfaffenhofen wird eine Aura spürbar, die sonst eher jungen Start-up-Unternehmen eigen ist. Das hat vor allem damit zu tun, dass sich die "neue Firma" jetzt endlich auf ihren Geschäftszweck konzentrieren und Regionalflugzeuge bauen kann, stellt der amerikanische Unternehmenschef Charles Pieper klar. Denn Fairchild Dornier hat im US-Investmenthaus Clayton, Dublier & Rice (CDR), dem Pieper angehört, und der Münchner Allianz AG nicht nur neue Eigner, sondern auch genügend Kapital, um durchzustarten. Brandt beziffert diese Mittel auf 2,8 Milliarden Mark.

Das Geld kommt zum einen von CDR, die drei Viertel an Fairchild Dornier hält, und der Allianz, die die restlichen Anteile besitzt. Nachdem beide Partner den Flugzeugbauer vom früheren Eigner, dem Texaner Carl Albert, vor wenigen Monaten übernommen hatten, konnten aber auch andere Quellen erschlossen werden. Gut zwei Drittel der bis 2003 reichenden Investition steuern nun ein bayerisches Bankenkonsortium, Partnerfirmen sowie per Staatsgarantie auch der Bund und das Land Bayern bei. Damit will Fairchild Dornier über ihre Tochter Dornier Luftfahrt GmbH binnen fünf Jahren eine Regionalflugzeugfamilie vom 30- bis zum 90-Sitzer bauen und sich damit auf dem Markt etablieren. Der 30-Sitzer Do 328 fliegt bereits, für den 70-Sitzer Do 728 werden derzeit in Oberpfaffenhofen neue Hallen errichtet. Dorthin ist nun auch der Firmensitz des texanischen Mutterhauses verlegt worden. In San Antonio arbeiten weiter 700 Beschäftigte, die binnen fünf Jahren auf rund 1000 Personen aufgestockt werden sollen.

Der Löwenanteil der Entwicklung betrifft aber Oberpfaffenhofen. Dort wird die Belegschaft parallel dazu von heute 2700 Mitarbeitern auf weit über 4000 erhöht. Für ein Unternehmen, das vor fünf Jahren noch vor dem Ruin stand, ist das eine bemerkenswerte Entwicklung. Den aktuellen Auftragsbestand für die Do 728 und Do 328 beziffert Brandt inklusive Optionen auf über 21 Milliarden Mark. Neue Großaufträge könnten eventuell zur ILA in Berlin bekanntgegeben werden. Schon im laufenden Jahr dürften sich die Umsätze auf 1,7 Milliarden Mark fast verdoppeln. Der wirkliche Sprung kann aber erst erfolgen, wenn die Do 728 in Serie produziert und voraussichtlich 2002/03 erstmals an den Großkunden Lufthansa ausgeliefert wird. 2004 rechnen Pieper und Brandt mit gut 5,5 Milliarden Mark Umsatz und dann erstmals auch mit Gewinnen; vier Jahre später sollen die Erlöse gut elf Milliarden Mark erreichen. Im Schnitt der nächsten zehn Jahre peilt Fairchild Dornier bei Regionaljets global einen Marktanteil von rund einem Drittel an. Damit würden die Oberpfaffenhofener mit den etablierten Konkurrenten Embaer aus Brasilien und Bombardier aus Kanada zumindest gleichziehen. Darüber, was danach geschieht, herrscht noch keine Klarheit. Ewig werde CDR sicher nicht Haupteigentümer von Fairchild Dornier bleiben, sagt Pieper. Ob das Unternehmen in eine AG umgewandelt und an die Börse gebracht oder über einen "strategischen Verkauf" veräußert wird, sei offen. Bis dahin ist auch die frühere Mutter Dasa längst im europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern EADS aufgegangen und vielleicht dann wieder stärker am Regionalflugzeugbau interessiert. Darüber will aber heute in Oberpfaffenhofen niemand spekulieren.

tmh

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