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Wirtschaft: Faktor Google

Der Internetkonzern ist fest in der deutschen Wirtschaft verankert

Berlin - „Im Internet, da soll ja einiges los sein“, hat ein alter Mann einmal gesagt. Der alte Mann ist Günter Grass, Literaturnobelpreisträger. Philipp Schindler, der junge Google-Chef für Nord- und Zentraleuropa, hat das Zitat für die Veranstaltung am Vorabend des Tags der Deutschen Industrie treffsicher gewählt. Jedenfalls ist der Kuppelsaal im Berliner Congress Center am Montagabend gut gefüllt: mit älteren Herren in Anzügen, die den Worten des Jüngeren angeregt lauschen.

Schindler ist 30 Jahre alt. Dort, wo sich bei seinen Zuhörern die Kopfhaut zeigt, hat er seine Locken in Form gebracht. Schindler macht am Rednerpult eine sportliche Figur, sein Unternehmen ist erfolgreich. Mehr noch: Google ist mächtig. „Die Welt sucht nach Antworten“, sagt Schindler. „Und immer mehr Menschen greifen dabei auf das Internet zurück.“ Schindler selbst will nur Tipps geben, keine Antworten. Er ist ein Marketingmensch. Sechs Jahre lang war er als Mitglied der Geschäftsleitung bei AOL Deutschland für die Bereiche Vertrieb und Marketing zuständig. Der erste Kauf der Namensrechte eines Bundesligastadions, der AOL-Arena in Hamburg, geht auf sein Konto. Schindler will verkaufen, auch an diesem Abend. Seit zehn Jahren ist Google in Deutschland aktiv, nach Angaben des Internetkonzerns ist es der drittgrößte Markt – nach den USA und Großbritannien.

„Ihre Kunden werden immer schlauer, Sie aber auch“, prophezeit er den Unternehmern. Früher hatten Kunden vor dem Kauf eines Produktes meist wenig Ahnung, und der Verkäufer war im Vorteil. Heute greife das „Ropo“-Prinzip: Research online, purchase offline (etwa: Informieren im Netz, Kaufen im Laden). Mehr als drei Viertel aller Kunden informierten sich zunächst online, bevor sie ein Produkt kaufen, sagt Schindler. Täglich zähle Google weltweit vier Milliarden Suchanfragen. Was nach der Eingabe in die Suchmaske nicht unter den ersten Treffern lande, finde eigentlich gar nicht statt. „Die Website ist Ihr größter Flagshipstore“, wirbt Schindler.

Dann nähert sich das Verkaufsgespräch dem Höhepunkt: der Studie „Faktor Google“. 11 000 deutsche Unternehmen hat das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln befragt, wie sie die Dienste des Internetgiganten einsetzen. Das Ergebnis ist wenig überraschend: Google ist fest in der deutschen Wirtschaft verankert. Im Schnitt arbeiten die Unternehmen mit vier Google-Anwendungen. Die Hälfte aller Maschinenbauer nutzt beispielsweise das Programm „Google Translate“, in der Bauwirtschaft recherchieren 45 Prozent regelmäßig mit „Google Earth“. Das Internet, sagt Schindler, sei ein „strategischer Imperativ“, eine Art Innovationsmotor für die Unternehmen. Und die alten Herren klatschen. Jana Gioia Baurmann

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