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Wirtschaft: Fashion und Finanzen

Die deutschen Banken entdecken die Frauen als neue Zielgruppe und umwerben sie mit speziellen Angeboten

Die Banken haben eine neue Zielgruppe entdeckt – die Frauen. Aus gutem Grund: Denn immer größere Geldsummen werden heutzutage von Frauen verwaltet und angelegt. Um diese finanzstarke Klientel für sich zu erschließen, werben viele Banken mit speziellen Angeboten. So hat die Berliner Weberbank kürzlich ein Ladies’ Office eingerichtet, die Deutsche Bank setzt auf „Women and Finance“ und die Commerzbank auf das Konzept „Money – made by women“.

Nach brancheninternen Untersuchungen sind zwar die meisten Eigner von Investmentfonds weiblich und mehr als die Hälfte der Aktien befinden sich im Besitz von Frauen, aber die meisten Finanztransaktionen werden nach wie vor von Männern getätigt. Das soll jetzt anders werden, meinen zumindest die Marketing-Manager von Weberbank, Deutscher Bank oder Commerzbank.

Die drei Geldhäuser haben sich intensiv damit beschäftigt, wie Frauen investieren und mit Finanzen umgehen. Ihr Fazit: „Frauen investieren rationaler, aber auch weniger risikofreudig“, sagt Weberbank-Direktorin Marita Balks. „Frauen planen langfristiger, fühlen sich aber schnell überfordert, wenn sie eine große Geldsumme verwalten oder anlegen sollen.“

Eine Finanzberatung, die sich speziell an Frauen wendet, muss daher folgendes leisten: Sie soll ihnen die Berührungsängste im Umgang mit größeren Geldsummen nehmen, die Frauen bei einer erfolgreichen Geldanlage und bei ihrer persönlichen Lebensplanung unterstützen. Lebensstationen wie Heirat oder Trennung, Kinder und Karriere haben Auswirkungen auf die finanzielle Situation und müssen deshalb in der Planung berücksichtigt werden.

So bietet die Weberbank ihren Kundinnen zum Beispiel einen Family-Service an, der den Karriere-Frauen einen Teil der Kinderbetreuung nach der Geburt abnehmen soll. Das ist Teil des Allround-Betreuungs-Konzepts der Bank: Frauen sollen so lange wie möglich im Beruf bleiben und so schnell wie möglich wieder einsteigen können. Außerdem sollen sie selbstständig mit dem Steuer-Dschungel und den Anlage-Risiken an der Börse fertig werden. Denn diese beiden Aufgaben werden bislang oft an den Ehemann übergeben.

Um an die Frauen heranzukommen, laden die Banken zu Veranstaltungen wie „Fashion and Finance“ ein, zu denen die geladenen Frauen auch eine Freundin mitbringen dürfen. „Die Events werden sehr gut angenommen“, sagt Monika Arens von der Commerzbank. Michael Lermer von der Deutschen Bank kann das bestätigen: „Die Kombination aus gesellschaftlichem Ereignis und Finanzberatung funktioniert ganz gut als Eisbrecher, bevor man mit den Kundinnen ins Gespräch kommt.“ Wie viele der geladenen Frauen tatsächlich Kundinnen der Bank werden, wird allerdings nicht ermittelt.

Aber nicht alle Banken bieten spezielle Finanzberatung für Frauen an. So sieht zum Beispiel die Dresdner Bank bislang keinen Grund, bei der Beratung von Männern und Frauen einen Unterschied zu machen. „Wir beschränken uns darauf, männliche und weibliche Singles gleichermaßen zu beraten,“ sagt Eberhard Seitz von der Dresdner Bank. „Ich denke, bei einer Finanzberatung sind die Bedürfnisse von Männern und Frauen gleich.“

Julia Gebert

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