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Die extrem günstigen bei Forever 21 haben ihren Grund: Die Modekette ist insolvent.

© AFP

Fast Fashion: Warum die Modekette Forever 21 in die Insolvenz rutschte

Die Zahl der Filialen soll drastisch schrumpfen, das Sortiment verschlankt werden. Dem letzten Berliner Standort sah man die Insolvenz schon lange an.

Die Kunden in Berlin konnten es bereits ahnen. Die Filiale in der ehemaligen Hugendubel-Buchhandlung an der Tauentzienstraße hat bereits vor einigen Monaten geschlossen, der zweite Berliner Standort in den Potsdamer Platz Arkaden lockt schon seit Wochen mit einer "Alles muss raus"-Optik. Alle Artikel sind zu 50 Prozent reduziert. Selbst an allen Schaufensterpuppen, an jedem Warenregal, an jedem Auslagetisch hängen Preisschilder. Genau so sah es auf den drei Etagen am Tauentzien auch aus, bevor die Türen schlossen.

Nun ist es offiziell: Die 1984 gegründete US-Modekette Forever 21 meldet Insolvenz an. 815 Geschäfte in 57 Ländern hat der H&M-Konkurrent derzeit, im Zuge der geplanten Restrukturierung dürfen es erheblich weniger werden. Schon vor einigen Monaten kursierte unter den Mitarbeitern in Berlin das Gerücht, ihr Arbeitgeber werde sich komplett aus Deutschland zurückziehen. Zwischendurch hieß es dann doch wieder, zumindest die Filiale am Potsdamer Platz bleibe, doch nun ist auch davon nicht mehr auszugehen.

Es wurde Gläubigerschutz beantragt, wie das in Los Angeles ansässige Unternehmen mitteilte. Nur noch ein profitabler Kern des Geschäfts soll übrig bleiben. Die meisten Filialen in Asien und Europa und sogar viele in den USA soll es bald nicht mehr geben. Mit seinen günstigen Preisen ist Forever 21 vor allem bei einer jugendlichen Zielgruppe beliebt und ein Paradebeispiel für das Segment "Fast Fashion". Für Linda Chang kein Makel. Die Tochter der Firmengründer und aktuelle Vize-Chefin des Unternehmens sagte anlässlich der Insolvenz: "Wer an "Fast Fashion" denkt, der hat nur wenige Firmen im Kopf. Es ist ziemlich toll, dass wir dazu gehören."

Forever 21 expandierte rasant

Gegründet wurde Forever 21 von dem südkoreanischen Ehepaar Do Won und Jin Sook Chang. Sie schafften es, das in Los Angeles ansässige Unternehmen als Symbol des amerikanischen Traums zu vermarkten. Vor drei Jahren lag ihr Umsatz noch bei 4,4 Milliarden Dollar, im abgelaufenen Geschäftsjahr nur noch bei 3,3 Milliarden.

Dabei liegt ein ehrgeiziger Expansionskurs hinter Forever 21. Vielleicht zu ehrgeizig. "Wir sind innerhalb von nur sechs Jahren in 47 Länder expandiert und haben unser Sortiment erweitert, das war sehr kompliziert", erklärt Chang. In Zukunft soll sich Forever 21 gesund schrumpfen und sich auf das Kerngeschäft konzentrieren, hieß es vom Unternehmen. Teile der Sortimentserweiterung könnten so wieder zurückgenommen werden. Auch nach Deutschland war Forever 21 erst vor gut sechs Jahren gekommen.

Ähnlich wie die einst gehypte US-Marke Abercrombie & Fitch hat das Unternehmen allerdings in den vergangenen Jahre erheblich an Popularität verloren. Zudem gab es in der Vergangenheit immer wieder Klagen, das Unternehmen würde seine Angestellten in Kalifornien unter dem Mindestlohn bezahlen oder mit seinen Designs Urheberrechte verletzen. Sie wurden meist außergerichtlich beigelegt. Auch das derzeit für viele Verbraucher wichtige Kriterium Nachhaltigkeit wurde von Forever 21 vernachlässigt.

Onlinehandel macht es stationärem Handel schwer

Obwohl die Gründe für das Aus vielschichtig sein dürften, trägt der wachsende Onlinehandel wohl ebenfalls einen großen Teil dazu bei. In den USA sind seit Anfang 2017 mehr als 20 große stationäre Einzelhändler in die Pleite gegangen, darunter die einst größte Kaufhauskette Amerikas Sears und der Spielwarenhändler Toys 'R' Us.

Und dieser Trend hält auch in Deutschland an. Im August konnten die deutschen Einzelhändler ihren Umsatz erneut steigern. Ihre Einnahmen wuchsen um 0,3 Prozent zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Die Branche steuert damit auf ihr zehntes Wachstumsjahr in Folge zu. Ihr Umsatz wuchs in den ersten acht Monaten 2019 um 3,7 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Der Internet- und Versandhandel kam dabei mit 8,8 Prozent auf die größte Steigerung, während das Geschäft mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren mit 0,4 Prozent allerdings am schwächsten wuchs.

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