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Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) und Jörg Ries, Sprecher der Flughafen-Geschäftsführung, vor vollendetem Werk.

© dpa

Feierlich eröffnet: Kassel-Calden: Ein Flughafen ist fertig

Der heute eingeweihte Airport Kassel-Calden soll die Region Nordhessen wirtschaftlich nach vorne bringen. Doch auch dort gibt es Kritik an Idee und Kosten.

Calden - Deutschland hat einen neuen Flughafen. „Heute stellen wir die Weichen für die erfolgreiche Entwicklung einer ganzen Region“, sagte Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) am Donnerstag zur Eröffnung in Kassel-Calden. 271 Millionen Euro hat der Ausbau des alten Verkehrslandeplatzes zu einem Regionalflughafen gekostet. An der Flughafengesellschaft ist das Land Hessen zu 68 Prozent beteiligt, in gleicher Höhe an den Kosten. Weitere Gesellschafter und Geldgeber sind die Stadt Kassel (197 000 Einwohner) und die Gemeinde Calden (7300 Einwohner). Mit dem neuen Flughafen „wird die gesamte Region für Unternehmen attraktiver“, versprach Bouffier.

Die erste Anregung zum Bau des neuen Flughafens kam bereits 1998 von der Industrie- und Handelskammer Kassel- Marburg, die in dem vorhandenen Verkehrslandeplatz eine wichtige Infrastruktureinrichtung mit Ausbaupotenzial sah. Die Landespolitiker nahmen die Sache auf, die Planungen begannen im Jahr 2000. Damals gingen die Planer von Baukosten in Höhe von 70 Millionen D-Mark aus. Baubeginn war dann im Oktober 2011. Zwischenzeitlich war der Flughafen die größte Erdbaustelle Europas.

Zur Eröffnung ist die Nachfrage schwach

Kritiker beklagen jedoch nicht nur die Kostenexplosion, sondern bezweifeln grundsätzlich die Notwendigkeit eines neuen Flughafens in der Region. Sie fürchten, dass der Betrieb dauerhaft Steuergelder verschlingen wird. Der Flughafen Paderborn liegt nur 80 Kilometer entfernt, auch Frankfurt am Main und Hannover sind in weniger als zwei Stunden zu erreichen. Derzeit stehen wöchentlich ein Dutzend Flüge auf dem Flugplan von Kassel-Calden, unter anderem nach Mallorca und Antalya. Einer der ersten geplanten Flüge musste wegen mangelnder Nachfrage gestrichen werden. Bis 2020, so hoffen die Betreiber, soll die Zahl der Flugbewegungen auf 44 000 und die der Passagiere auf 640 000 steigen.

„Mit dem Aus- und Neubau des Flughafens Kassel-Calden haben wir eine sinnvolle und notwendige Ergänzung der Verkehrsinfrastruktur geschaffen“, argumentiert Hessens Finanzminister Thomas Schäfer. Als wirtschaftlich prosperierende Region brauche Nordhessen einen Anschluss an das Flugnetz, meint Kassels Oberbürgermeister Bertram Hilgen mit Blick auch auf die international tätigen Unternehmen der Region – darunter Volkswagen, Wintershall, B. Braun Melsungen und K+S. Und er verweist auf die 750 Arbeitsplätze, die rund um den Flughafen bereits entstanden sind. Der gesamtwirtschaftliche Nutzen zeige sich eben nicht allein in der Gewinn- und Verlustrechnung des Flughafens, sagte Hilgen. „Das Schicksal Nordhessens liegt nicht an Kassel-Calden. „Aber es ist ein wichtiger Baustein für die Attraktivität des Standortes.“

Mehr zur Bedeutung und zum Geschäft der deutschen Regionalflughäfen lesen Sie in der Sonntagsausgabe des Tagesspiegels.

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