zum Hauptinhalt
Vorausschauend. Rund vier Milliarden hat der Autozulieferer Bosch im vergangenen Jahr in die Forschung und Entwicklung investiert. Etwa die Hälfte dieses Etats fließt regelmäßig in Produkte, die Energie und Ressourcen sparen sollen – wie zum Beispiel diese organischen Solarzellen. Foto: dpa

© dpa

Wirtschaft: Feierstimmung bei Bosch

Der Zulieferer schreibt wieder schwarze Zahlen und fährt den höchsten Umsatz seiner Geschichte ein

Stuttgart - Bosch-Chef Franz Fehrenbach ist in Feierlaune. Pünktlich zum 125-jährigen Bestehen und zum 150. Geburtstag von Firmengründer Robert Bosch hat der weltgrößte Autozulieferer die Kurve gekriegt. Das Unternehmen ist nach der schweren Branchenkrise in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt und fuhr 2010 den höchsten Umsatz seiner Geschichte ein. Grund zur Freude auch für die weltweit 283 500 Mitarbeiter: Zum Doppeljubiläum zahlt Fehrenbach insgesamt rund 180 Millionen Euro Treuebonus aus.

Der Umsatzrekord von 47,3 Milliarden Euro soll bald schon wieder gebrochen werden: 2011 will der Konzernlenker die Erlösmarke von 50 Milliarden Euro knacken und 16 500 neue Jobs schaffen. 2009 hatte Bosch noch tiefrote Zahlen geschrieben, es war der erste Verlust der Schwaben in der Nachkriegsgeschichte. Nun steht nach vorläufigen Zahlen wieder ein Vorsteuergewinn von vier Milliarden Euro in den Büchern. „Die Bosch-Gruppe ist nach der Krise stärker aufgestellt als zuvor“, sagt Fehrenbach.

Schwere Zeiten hat Bosch in den vergangenen 125 Jahren schon mehrmals durchgestanden. Die Anfangsjahre seiner am 15. November 1886 gegründeten „Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik“ bezeichnete Robert Bosch (1861 bis 1942) später selbst als „böses Gewürge“. Den Durchbruch schaffte das Unternehmen schließlich mit Magnetzündern für Verbrennungsmotoren. Anfang des 20. Jahrhunderts stieg es schnell zu einem international agierenden Konzern auf. In den 1920er Jahren kämpften die Stuttgarter mit den schweren Folgen einer Absatzkrise. Doch der Firmengründer sah darin auch eine Chance. Um zusätzliche Arbeit zu schaffen, versuchte er sich in neuen Geschäftsfeldern: „Wir selber suchen möglichst von den Automobilsachen wegzukommen oder, genauer gesagt, noch andere Eisen ins Feuer zu kriegen.“ In den folgenden Jahren brachten die Schwaben Kühlschränke und Bohrhämmer auf den Markt und gründeten gemeinsam mit drei weiteren Partnern die Fernseh AG – unter anderem zur Entwicklung eines TV-Geräts.

Aus der Not war eine Idee geboren, die heute noch ein zentraler Baustein der Strategie des Unternehmens ist. „Um so lange erfolgreich zu bleiben, kam es schon immer auf Wandlungsfähigkeit an“, sagt Fehrenbach. Bosch arbeitet hart daran, als Technologiekonzern breit aufgestellt zu sein – „gleichmäßig balanciert“, nennt es der Konzernlenker. Im vergangenen Jahr lag der Anteil des Autogeschäfts am Umsatz noch bei rund 60 Prozent. Die künftigen Herausforderungen für Bosch liegen vor allem in den Bereichen Elektromobilität, erneuerbare Energien und Internet. Etwa die Hälfte seines Jahresetats für Forschung und Entwicklung (2010: rund vier Milliarden Euro) steckt Bosch in Produkte, die Energie und Ressourcen sparen sollen. Dass dieser Weg in die „grüne Zukunft“ nicht immer leicht ist, zeigte die Solartechnik. Die Stuttgarter waren 2008 mit dem Kauf des Solarzellenherstellers Ersol in den Markt eingestiegen – 2009 mussten 425 Millionen Euro abgeschrieben werden. Der Verfall der Modulpreise und die gebremste Förderung machen der Branche zu schaffen. Dennoch sieht Bosch die Sparte weiter als wichtigen Zukunftsbereich.

Auch im Kfz-Geschäft können Fehrenbach und seine Mitarbeiter die Beine nicht hochlegen, trotz Aufwärtstrend 2010. Das Unternehmen muss bei der Elektromobilität am Ball bleiben. Mit dem koreanischen Partner Samsung hat Bosch Ende vergangenen Jahres mit der Produktion von Lithium-Ionen-Batteriezellen für Hybrid- und Elektrofahrzeuge begonnen. Außerdem wächst die Bedeutung der Internettechnologie – nicht zuletzt auch für das Auto: „Die Dynamik der Globalisierung und insbesondere der Internetvernetzung bergen vor allem auch viele Chancen für unsere Produkte und Dienstleistungen“, sagt Fehrenbach. dpa

Stefanie Koller, Bernd Glebe

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false