zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Feilschen wie ein Profi

Der Kauf eines Autos ist eine knallharte Angelegenheit – Was der Kunde beachten muss und wie er die besten Konditionen aushandelt

Es ist ein ungleiches Aufeinandertreffen: Der eine ist Profi, steht fünf Tage in der Woche im Geschäft. Der andere ist Amateur, kauft alle paar Jahre mal ein Auto. Autohändler und Kunde – selbst in Zeiten sinkender Preise, von Rabatten und Sonderaktionen ist der Käufer dem Verhandlungsgeschick des Händlers meist unterlegen. „Ein Autokauf ist ein knallhartes Geschäft“, sagt Maximilian Maurer vom ADAC, „ohne Vorbereitung hat der Kunde dabei keine Chance“. Und die Vorbereitung sollte gründlich sein. Bevor der Kunde den Laden betritt, heißt es also erst mal recherchieren. Wie hoch ist der Listenpreis des Wunschautos? Welche Ausstattungsvarianten gibt es? Ist das Fahrzeug heiß begehrt oder eher ein Ladenhüter? Werben die Händler vor Ort mit besonderen Angeboten? Wenn der potenzielle Käufer sich entsprechend informiert hat, kann er sich zum Händler begeben.

Dort gilt: Bloß nicht mit der Tür ins Haus fallen. ADAC-Mann Maurer warnt: „Das Dümmste, was man tun kann, ist zu fragen: Wie viel Rabatt geben Sie mir denn?“ Dem stimmt auch Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer zu. „Der Käufer sollte genau wissen, welches Modell er zu welchem Preis haben will.“ Der Drei-Punkte-Plan des Gelsenkirchener Professors: Beim Händler zunächst ein konkretes Angebot einholen. Dann auf zu anderen Autohäusern, deren Angebote sammeln und vergleichen. Sich schließlich für ein Angebot entscheiden und beim Händler versuchen, den Preis noch weiter zu drücken oder eine bessere Ausstattung zu bekommen.

Gute Karten für Barzahler

Denn obwohl viele Autohersteller und Händler mit Sondermodellen, Extras und günstigen Finanzierungsangeboten werben, kann der Käufer laut Dudenhöffer mit zusätzlichen Rabatten zwischen acht und zehn Prozent rechnen. Wie viel Nachlass sich herausholen lässt, hängt vor allem von der Art der Finanzierung ab. „Barzahler haben immer die besten Karten“, sagt ADAC-Mann Maurer. Wer sich zum Beispiel einen Kredit bei seiner Hausbank holt, muss zwar Zinsen zahlen und lange Laufzeiten in Kauf nehmen. Dafür hat er beim Händler größeren Verhandlungsspielraum, da er dort bar zahlen kann – die Chance für Rabatte ist deutlich höher.

Mit günstigen Zinssätzen locken die Autobanken der Hersteller ihre Kunden – der effektive Jahreszins beträgt in manchen Fällen null Prozent. Die Volkswagen-Kunden kaufen beispielsweise bereits jedes zweite Fahrzeug über die hauseigene Bank. Der Nachteil dieser Finanzierung: Oft sind hohe Anzahlungen fällig, der günstige Kredit bezieht sich nur auf den Restbetrag. Zudem kann der Kunde die relativ kurzen Laufzeiten des Vertrages nicht beeinflussen. Wichtigstes Argument gegen die Autobanken: Rabatte sind nicht mehr drin. „Ein Zinssatz von null Prozent nimmt dem Kunden jede Verhandlungsmöglichkeit“, sagt Dudenhöffer.

Obwohl die Preise auf dem Automarkt derzeit purzeln wie nie, rät Dudenhöffer zu Skepsis gegenüber Sonderangeboten: „Der größte Nachlass muss nicht unbedingt der beste sein.“ Denn wer das Auto deutlich unter Listenpreis kauft, muss damit rechnen, dass der Wiederverkaufswert drastisch abnimmt. Der Preisverfall bei Neuwagen führt zu noch stärkerem Preisrückgang auf dem Gebrauchtwagenmarkt. „Rabatte sind vor allem für Käufer interessant, die ihren Wagen bis zur Verschrottung fahren wollen“, sagt auch ADAC-Experte Maurer.

Ein gutes Geschäft können die Kunden vor allem beim Kauf der so genannten Tageszulassungen machen. Dabei handelt es sich um Neuwagen, die nur für einen Tag zugelassen werden, um den Absatz anzukurbeln: Rechtlich gelten solche Autos als Gebrauchtwagen, weswegen deutliche Preissenkungen möglich sind. „Tageszulassungen werden 15 Prozent unter dem Listenpreis verkauft“, sagt Dudenhöffer, „und durch geschicktes Verhandeln kann der Käufer noch viel mehr herausholen“.

Wer dagegen seinen Gebrauchtwagen in Zahlung gibt oder vom Händler Extras dazubekommt, kann nicht mit weiteren Rabatten rechnen - denn Zugaben wie eine Klimaanlage sind nichts anderes als ein Nachlass. Dudenhöffer rät dazu, wegen der gegenwärtig günstigen Angebote nicht zu lange mit dem Autokauf zu warten: „In spätestens vier Monaten werden die Preise wieder anziehen.“

Dennis Kremer

Zur Startseite