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Wirtschaft: Ferienflieger Aero Lloyd meldet Insolvenz an

Hauptaktionär Bayerische Landesbank sperrt Kredite / Tausende Fluggäste müssen umbuchen

Frankfurt (Main) / München (ro/nad/HB). Die Krise in der Luftfahrt und in der Reisebranche hat ein erstes Opfer gefordert: Der deutsche Ferienflieger Aero Lloyd musste am Donnerstag Insolvenz anmelden und hat den Flugbetrieb um 6 Uhr morgens eingestellt. Die Bayerische Landesbank (BayernLB), Mehrheitsgesellschafter und Hauptgeldgeber, sperrte sämtliche Kredite. Der Bank drohen Millionenverluste. Rund 8500 Passagiere im In und Ausland waren von der Pleite betroffen.

Die Bayerische Landesbank lehnt nach eigenen Angaben das auf drei Jahre angelegte Sanierungskonzept von Aero Lloyd ab. Wolfgang Sacher, seit 1. Juni neuer Sprecher der Geschäftsführung, hatte es ausgearbeitet. Es sah vor, das Unternehmen bis 2006 durch harte Sparmaßnahmen wieder in die schwarzen Zahlen zu führen. In München allerdings glaubt man daran offenbar nicht. Aero Lloyd sei von den Folgen der Terroranschläge am 11. September 2001, der Lungenseuche Sars, den Anschlägen auf Djerba und vom Krieg im Irak stark betroffen gewesen, heißt es bei der BayernLB. Zudem sei die Nachfrage nach Flugreisen drastisch gesunken. „In dieser Situation ist ein Erfolg versprechendes Konzept nicht realisierbar.“ Für die Außenstände, die die Bank nicht im Detail nennt, habe man ausreichend Vorsorge getroffen.

Die Bayern LB ist seit 1987 wichtigster Kreditgeber der Aero Lloyd, seit 1998 ist sie mit einem Anteil von 66,3 Prozent auch größter Aktionär. Den Rest hält der Frankfurter Versicherungsmakler Jan Klimetz.

Aus Unternehmenskreisen verlautete dagegen, dass der BayernLB durch die Aero- Lloyd-Pleite dreistellige Millionenverluste drohen. „Man kann davon ausgehen, dass die BayernLB im schlimmsten Fall 250 Millionen Euro verliert“, sagte ein Insider dem Tagesspiegel. Wie das Handelsblatt aus Unternehmenskreisen erfuhr, hätte die Bank diesmal weitere 50 Millionen Euro in Aero Lloyd investieren müssen, um das von Roland Berger ausgearbeitete Sanierungskonzept auf den Weg zu bringen.

Branchenkreisen zufolge hatte der Bankenvorstand dafür plädiert, Aero Lloyd weitere Zuschüsse zu gewähren. Dem habe der bayerische Finanzminister Kurt Faltlhauser (CSU), der für die Regierung im Verwaltungsrat der Bank sitzt, aber einen Riegel vorgeschoben. Die Regierung habe eine weitere Großpleite befürchtet, die nicht nur der BayernLB, sondern auch der bayerischen CSU hätte schaden können. An der Pleite des Kirch-Imperiums war die Landesbank mit milliardenschweren Krediten beteiligt.

Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber zeigte sich nicht überrascht von der Aero-Lloyd-Insolvenz. Der Wettbewerb sei hart, die Branche stecke in der Krise. Auch Branchen-Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler war nicht überrascht. Die Überkapazität auf dem Markt liege bei 20 bis 25 Prozent. „Jetzt findet ein Teil der Marktbereinigung statt, auf die viele gewartet haben.“

Vertreter der Aero-Lloyd-Belegschaft haben die BayernLB für die gescheiterte Sanierung verantwortlich gemacht. „Wir fühlen uns im Stich gelassen“, sagte Personalvertreterin Silvia Meves am Rande einer Betriebsversammlung am Donnerstagabend in Oberursel. Die Belegschaft habe im laufenden Tarifvertrag auf zehn Prozent ihres Gehalts verzichtet und dafür eine Beschäftigungssicherung bis Ende 2004 ausgehandelt.

Die Nachricht von der Pleite erreichte am Donnerstag rund 4500 Aero-Lloyd-Kunden im Ausland, 4000 erfuhren davon auf deutschen Flughäfen. 80 Prozent der Kunden hatten bei Pauschalreiseveranstaltern wie Tui oder Thomas Cook gebucht, die teilweise eigene Ersatzflugzeuge stellten. 20 Prozent der Kunden hatten nur den Flug gebucht.

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