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Wirtschaft: Fiat verschiebt Gewinnziel um ein Jahr

Autosparte verliert 282 Millionen Euro im Quartal und bremst Sanierung des italienischen Konzerns

Turin - Die Sanierung des Fahrzeugherstellers Fiat dauert länger als bislang vorgesehen. Die kriselnde Autosparte fuhr im zweiten Quartal einen Verlust von 282 Millionen Euro ein. Deshalb schaffte der gesamte Konzern, zu dem noch andere Industrie- und Dienstleistungssparten gehören, mit einem operativen Ergebnis von 18 Millionen Euro nur knapp den Sprung in die schwarzen Zahlen. Ein Jahr zuvor hatte es allerdings noch einen Verlust von 100 Millionen Euro gegeben. Unterm Strich will Fiat in diesem Jahr schwarze Zahlen schreiben.

Der Mischkonzern Fiat steckt seit Jahren in der Krise. Hauptgrund dafür ist die Autosparte, die lange Zeit nur über wenige erfolgreiche Modelle verfügte und in einem harten Wettbewerb Überkapazitäten aufwies. Der Marktanteil in Westeuropa liegt bei nur 7,2 Prozent (plus 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorquartal). Um das Aus zu verhindern, musste der Fiat-Konzern zuletzt zahlreiche wertvolle Sparten verkaufen – etwa die Versicherungsgesellschaft Toro und das Verlagshaus De Agostini.

Die neue Spitze um Präsident Luca Cordero di Montezemolo und Exekutivchef Sergio Marchionne will nun in die Gewinnzone zurückkehren. Nach den Planungen ihrer beiden Vorgänger – dem verstorbenen Umberto Agnelli und dem zurückgetretenen Giuseppe Morchio – sollte Fiat-Auto ab 2005 einen Gewinn aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit und im Folgejahr auf Nettobasis erwirtschaften. Die Autosparte werde nun voraussichtlich nicht vor 2006 aus den roten Zahlen herauskommen, sagte Marchionne am Montag.

Einen operativen Gewinn konnte Fiat im zweiten Quartal allein dank seiner Nutzfahrzeugtochter Iveco sowie des Traktor- und Baumaschinenherstellers Case New Holland (CNH) ausweisen. Iveco verdiente 102 Millionen Euro, CNH 174 Millionen. Bei der Autosparte hat laut Marchionne besonders der wilde Streik im süditalienischen Werk Melfi 50 Millionen Euro zum Betriebsverlust beigesteuert. Durch die rund dreiwöchige Blockade der Fabrik konnten 40000 Autos nicht gebaut werden.

Unterm Strich hat Fiat zum letzten Mal vor elf Quartalen einen Gewinn ausgewiesen. Und auch die Schulden des Konzerns sind nach wie vor hoch: 4,25 Milliarden Euro. Dennoch wagte Marchionne am Montag einen mutigen Ausblick: Er will den Umsatz von 47 Milliarden Euro jährlich um sechs Prozent steigern, 2006 einen Nettogewinn von 500 Millionen Euro und 2007 von 1,4 bis 1,8 Milliarden Euro erwirtschaften. Er will dies auch dank der industriellen Synergien mit dem strategischen Partner General Motors (GM) erreichen. Spannungen sind aber programmiert. Fiat hat gegenüber GM eine Verkaufsoption: Wenn die Turiner es wollen, muss GM die Mehrheit an der Fiat-Autosparte übernehmen. Die Option kann von 2005 an ausgeübt werden. GM will dies verhindern, um sich nach Opel nicht einen zweiten Verlustbringer ins Haus zu holen. Marchionne pocht hingegen auf die Option. HB/dpa

Marcello Berni

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