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Wirtschaft: Fifas Welt

Wie Stadien für die Werbung umgerüstet werden

Berlin - Über den deutschen Stadien ist Ruh. Für die Zeit der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 herrscht im Umkreis der zwölf Spielstätten ein absolutes Flugverbot – und das hat nicht nur Sicherheitsgründe. Auch Zeppeline, die den Fans unerwünschte Werbebotschaften überbringen, sollen fern gehalten werden. Im Pflichtenheft des Fußball-Weltverbandes Fifa, das dem Tagesspiegel vorliegt, wird allen Stadionbetreibern vorgeschrieben, dass die mit hohen Zäunen von der Außenwelt abgetrennten Arenen „frei von jedweder Werbung sind, die nicht vom Fifa-Marketingpartner angeordnet oder genehmigt wurde“. Dazu gehöre, dass es „um die WM-Stätte herum oder im Luftraum darüber keine Werbung, Werbetafeln, Werbebanden oder sonstige Werbekennungen geben darf“.

Deutschland soll 2006 im Design der Fifa und ihrer Sponsoren erscheinen, und dafür wird kein Aufwand gescheut. In den Verträgen mit Städten und Behörden ist festgelegt, dass während der WM die Namen der Stadien neutral sein müssen. Das Westfalenstadion in Dortmund darf seinen Namen behalten, Hannovers „AWD-Arena“ und das Kölner „Rhein- Energie-Stadion“ dagegen heißen dann „Stadion Hannover“ oder „Stadion Köln“. Das gerade im Bau befindliche Münchner Stadion – vor und nach der WM darf es „Allianz-Arena“ heißen – muss sogar auf seine bunte Hülle verzichten. Normalerweise wird das Stadion rot leuchten, wenn Bayern München spielt, und blau, wenn der Lokalrivale 1860 antritt. Während der WM erscheint die Arena im schlichten weißen Schein. Den Ansprüchen muss auch die blaue Laufbahn im Berliner Olympiastadion weichen, die an die Vereinsfarbe von Hertha BSC erinnert. Sie soll mit einer grünen Plane überdeckt werden, die Kosten dafür werden bei Stadionbetreibern auf 300 000 Euro geschätzt. Insgesamt rechnen Städte und Stadionbetreiber mit Mehrkosten durch die strengen Fifa-Vorschriften von 50 Millionen Euro.

Die Organisatoren werben um Verständnis für die rigiden Maßnahmen. Die Telekom investiert mehr als 100 Millionen Euro in Werbung und Organisation und will deshalb keine Spiele in der Hamburger „AOL-Arena“ sponsern.

Große Hoffnungen setzen die Werbepartner der WM in die Sponsorendörfer, die am Rande der Stadien errichtet werden. In den so genannten „Hospitality“- Bereichen (siehe Grafik) sollen VIPs die neuen Produkte der Fifa-Partner testen können. Natürlich gibt es dort auch exklusive Bewirtung – Verhandlungen mit Caterern wie Käfer laufen. Für die normalen Gäste dagegen wird es Essen und Getränke von den Fifa-Partnern McDonalds und Anheuser Busch geben. Organisationschef Franz Beckenbauer hat es schon probiert. Der Weißbiertrinker bekennt: „Anheuser Busch ist ein, sagen wir, leichtes Bier.“

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