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Filmbranche: Ein Inder greift nach Hollywood

Der Unternehmer Anil Ambani zählt zu den reichsten Männern der Welt. Und er soll vom brennenden Ehrgeiz besessen sein, seinen älteren Bruder auszustechen. Nun will sich der Inder bei Spielbergs Filmfirma Dreamworks einkaufen.

Er ist der Jüngere der beiden. Und man sagt ihm nach, er sei von brennendem Ehrgeiz besessen, seinen älteren Bruder Mukesh auszustechen und zu übertrumpfen. Das könnte dem indischen Multimilliardär und Konzernchef Anil Ambani nun gelingen. Als erster Inder will er größer in die Traumfabrik Hollywood einsteigen und investieren. Mehr als eine halbe Milliarde Dollar will er angeblich in die Filmfirma Dreamworks von Erfolgsregisseur Steven Spielberg und seine nächsten Filme pumpen, heißt es im „Wall Street Journal“.

Dabei dürfte es dem 49-jährigen Anil nicht nur um Profite gehen. Dazu ist das Filmgeschäft zu unwägbar. Ihn reizt wohl auch der Glanz und Glamour Hollywoods und seiner Weltstars. Während sein Bruder Mukesh als medienscheu gilt, liebt Anil das Rampenlicht und die schillernde VIP- Szene. In Bollywood, der indischen Filmindustrie, zählen Superstars wie Amitabh Bachchan zu seinen Freunden, nun könnte er bald auf den Galas und Empfängen Hollywoods ein- und ausgehen – und seinem Bruder die Show stehlen.

Die Rivalität zwischen den beiden Ambani-Brüdern sorgt immer wieder für Schlagzeilen und bietet alle Ingredienzen für eine Seifenoper. Indiens Medien vergleichen die beiden bereits mit dem biblischen Brüderpaar Kain und Abel. Dabei haben die Ambanis eigentlich mehr als genug: Sie zählen zu den reichsten Menschen der Welt, und das Geld wurde ihnen auch noch in die Wiege gelegt – sie erbten das Familienimperium Reliance vom Vater Dhirubhai, der es gegründet und groß gemacht hatte.

Doch der Stempel des ewigen Zweiten verfolgt Anil, der am 4. Juni 1959 geboren wurde, bis heute. Anil ist steinreich – aber sein Bruder ist reicher. Anil ist erfolgreich – aber sein Bruder erfolgreicher. Anil ist mächtig – aber sein Bruder kann heute mit einem Satz weltweit die Börsenkurse bewegen. Als der Vater im Juli 2002 starb, ohne ein Testament zu hinterlassen, übernahm Mukesh die Leitung des Unternehmens. Anil wurde sein Vize.

Das ging nicht lange gut. Schon bald flogen die Fetzen. Schließlich wurde das Familienimperium geteilt. Mukesh ergatterte das Flaggschiff des Firmenkonglomerats, Reliance Industrie. Anil fiel das Medienreich zu. Seine Reliance Anil Dhirubhai Ambani ADA Gruppe engagiert sich in Telekommunikation, Energie und Finanzen und ist auch im Entertainment- und Filmgeschäft aktiv. In der Geschäftswelt ist der zweitreichste Mann Indiens für seinen aggressiven Geschäftsstil gefürchtet. „Er hat den Killerinstinkt“, sagen Konkurrenten über ihn. Und er sei getrieben, es allen zu beweisen, vor allem seinem Bruder. Mit seinem Vorstoß nach Hollywood könnte er sich nun aus dem Schatten von Mukesh befreien und sich einen eigenen Namen als Global Player in der Filmindustrie machen.

Der indische Magnat will nicht nur einen Anteil an Spielbergs Dreamworks erwerben und sechs Spielfilme pro Jahr finanzieren. Bereits im Mai dieses Jahres hatte er auch mehrere kleinere Deals mit den Produktionsfirmen von George Clooney, Jim Carrey, Brad Pitt, Nicolas Cage und Tom Hanks eingefädelt: Filmprojekte dieser Stars sollen zu Teilen von Reliance finanziert werden. Obendrein kaufte einer seiner Unternehmen gleich 250 Kinoleinwände in amerikanischen Großstädten ein.

Es scheint ihm ernst mit Hollywood. Auch privat hat Anil Ambani einen Hang zur Welt der Stars und Sternchen. Er ist mit der früheren Bollywood-Schauspielerin Tina Munim verheiratet, man munkelt über Affären mit anderen Aktricen, und er ist häufiger Gast auf den Partys der Reichen und Schönen. Dies trug wohl mit dazu bei, dass Mukesh in der Geschäftswelt lange als der seriösere angesehen wurde, während Anil der Ruf des charismatischen Lebemanns anhing.

Allerdings besitzt er einen eisernen Willen. Der Vater zweier Söhne, der einst 115 Kilogramm wog, speckte rigide ab und wandelte sich zum erklärten Fitness-Freak. „Marathon-Mann“ wird er auch genannt, weil er fast jeden Morgen 15 Kilometer durch seine Geburtsstadt Bombay joggt, in der er bis heute lebt, und einmal im Jahr den dortigen Marathon mitläuft. Der gläubige Hindu trinkt nicht, raucht nicht und isst kein Fleisch. Seinem Bruder geht er meist aus dem Weg. Aber eins verbindet ihn doch mit Mukesh. Beide lieben den Luxus und den extravaganten Lebensstil. Zum Büro lässt sich Anil nicht etwa im Auto chauffieren – sondern per Hubschrauber fliegen.

Christine Möllhoff[Neu-Delhi]

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