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© Disney_Enterprises

Filmbranche: Synchron in die Welt

Das Berliner Studio Synchron schließt eine Allianz mit dem europäischen Marktführer für Filmbearbeitung.

Berlin - Captain Jack Sparrow heißt der Piratenheld, der im Blockbuster „Fluch der Karibik“ die Weltmeere unsicher macht. Dafür, dass die flotten Sprüche des Darstellers Johnny Depp auch in der deutschen Fassung gut rüberkamen, sorgte das Unternehmen Berliner Synchron, eines der größten Synchronisationsstudios in Deutschland. Rund ein Drittel aller ausländischen Leinwandproduktionen bekommen in den Berliner Studios ihren deutschen Schliff. Zuletzt geriet das Traditionsunternehmen allerdings selbst ordentlich in Seenot. Der Umsatz sank im ersten Halbjahr 2009 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 6,9 Prozent auf 3,9 Millionen Euro. Der Verlust vor Steuern weitete sich auf rund 600 000 Euro aus.

Um wieder ruhigeres Fahrwasser zu erreichen, haben die Berliner nun eine Kooperation mit dem europäischen Marktführer im Bereich Synchronisation abgeschlossen. Das Unternehmen Dubbing Brothers aus Frankreich soll laut Vereinbarung bis 2013 für zusätzliche Synchronaufträge in Höhe von mindestens 15 Millionen Euro netto sorgen. Im Gegenzug erhalten die Franzosen bis zu 24,99 Prozent der Anteile der börsennotierten Berliner. „Die Kooperation soll eine Trendwende einläuten“, sagte Vorstand Karlheinz Lubojanski dem Tagesspiegel. „Spätestens im nächsten Jahr wollen wir wieder schwarze Zahlen schreiben.“

Die Berliner Synchron AG leidet vor allem unter dem Rückgang des Synchronisationsgeschäfts bei Kinofilmen. Derzeit kämen einfach nicht so viele Produktionen aus den USA, was wohl der Krise geschuldet sei, erklärte Lubojanski. Seit 1949 haben die Berliner in ihren Aufnahmestudios mehr als 6000 Kinofilme synchronisiert, darunter zahlreiche James- Bond-Streifen, die Star-Wars-Filme und zuletzt viele Animationsfilme wie Ice Age und Madagascar. Für rund 100 Kinofilme pro Jahr erstellt die Firma in ihren acht Aufnahme- und drei Mischateliers die deutsche Tonfassung. „Im Monat gehen hier zwischen 250 und 300 Sprecher durch“, erzählt Lubojanski. Auch die deutschsprachige Besetzung der „Inglourious Basterds“ um Til Schweiger und Christoph Waltz kam zur Nachsynchronisation des Tarantino-Streifens in die Berliner Räume. Der Großteil der 76 Festangestellten sind Tonmeister und Cutter. Die größten Konkurrenten der Berliner Synchron sind Interopa, ebenfalls aus der Hauptstadt und FFS Film- und Fernseh-Synchron aus München.

Während das Kinogeschäft um fast ein Drittel einbrach, hat das TV-Geschäft deutlich zugelegt und ist nun der größte Umsatzbringer der Berliner Synchron. Das Unternehmen synchronisiert für private und öffentlich-rechtliche Sender TV-Filme und Serien wie „30 Rock“ aus den USA oder das englische „Little Britain“. „TV-Produktionen sind zu unserem Brot- und Butter-Geschäft geworden“, sagt Vorstand Lubojanski. Hier erwartet er in den nächsten Jahren Zuwächse.

Durch die Kooperation mit Dubbing Brothers erwartet er nach einer Anlaufzeit einen Mehrumsatz von zwei bis vier Millionen Euro pro Jahr. „Die Synergien machen sich für beide Seiten bezahlt“, sagte Lubojanski. „Wir können unseren Betrieb besser auslasten und Dubbing kann in den USA mehr Aufträge generieren.“ Denn künftig müssen sich die US-Verleiher nur noch an einen Ansprechpartner wenden, um alle wichtigen Synchronisationsprachen zu bekommen. Dubbing übernimmt die französischen, italienischen und bald wohl auch die spanischen Versionen, während Berliner Synchron die deutschsprachigen Fassungen herstellt. Daher übernimmt der deutsche Partner im Gegenzug die Mehrheit am hiesigen Ableger der Franzosen, der Dubbing Brothers Germany GmbH in München.

Die Börse reagierte auf die Kooperation äußerst positiv. Der Kurs der Berliner Synchron-Aktie stieg um fast 20 Prozent auf 1,65 Euro. Es war einer der größten Kurssprünge seit dem Börsengang der Firma im Oktober 2006. Die Franzosen werden ihre Anteile schrittweise übernehmen, abhängig vom Zusatzgeschäft, das sie den Berlinern verschaffen. Die Altaktionäre werden dann jeweils ein Bezugsrecht auf neue Aktien haben, teilte das Unternehmen mit. Um zu demonstrieren, dass es sich um eine langfristige Partnerschaft handelt, hat Dubbing Brothers sich verpflichtet, die ihr gewährten Aktien bis mindestens Ende 2014 zu halten.

Daniel Gratzla

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