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Wirtschaft: Filme aus dem Projektor

Fernsehen im Wohnzimmer gleicht immer mehr einem Kinobesuch: Nach Dolby-Surround-System und DVD hält eine weitere Neuerung Einzug zwischen Couch und Filmsammlung: der Beamer. (27.04.2005, 09:33 Uhr)

Berlin/München - Früher bekannt aus Präsentationen im Büro, hat der Projektor im vergangenen Jahr zur Fußball-Europameisterschaft einen ersten Boom erlebt. Wer das Spiel für die Fans auf eine große Fläche projizieren wollte, suchte nach einem Beamer.

«Ab zwei Meter Bilddiagonale kommt man um das Gerät nicht mehr herum», sagt Herbert Noll von der Stiftung Warentest in Berlin. Es gilt zwei Sorten zu unterscheiden: Tageslicht- und Filmprojektoren. «Beim Tageslichtbeamer muss der Raum nicht so stark verdunkelt sein», erklärt Noll. Daher eignet sich ein solcher Projektor eher für das berufliche Umfeld. «Es ist immer hell genug, dass man sich Notizen machen kann.»

Anders ist es bei den speziellen Filmbeamern, die weniger Lichtstärke besitzen, dafür aber schärfere Bilder und genauere Farben erzeugen. «Die Lichtleistung ist hier untergeordnet, da man Filme ohnehin meist in abgedunkelten Räumen anschaut.» Warentester Noll rät, einen Beamer in einer entsprechenden Situation auszuprobieren - also nicht bei hellem, künstlichen Licht im Elektromarkt.

Entscheidend für natürliche Farben und gute Kontraste ist die Projektionstechnik: «LCD- und DLP-Technik kommen bei den Beamern zum Einsatz», erklärt Oliver Schwede, Redakteur bei der Computerzeitschrift «PC Professionell» in München. Bei Flüssigkristallprojektoren (LCD) entsteht das Bild in einem kleinen durchsichtigen LCD-Bildschirm. Wie bei einem Diaprojektor wird es dann an die Wand «geworfen». Hochwertige Geräte verwenden drei solcher Bildschirme in den Farben Blau, Rot und Grün. Nach der Kombination durch ein Prisma werden sie als Gesamtbild dargestellt.

Beim Digital Light Processing - der DLP-Technnik - ist der Ansatz ein anderer: Eine Projektorlampe schickt weißes Licht durch ein rotierendes Farbrad, welches die drei Farben enthält. Durch einen Chip gesteuerte winzige Spiegel lenken diese blauen, roten und grünen Lichtstrahlen dann so um, dass daraus ein Bild entsteht, welches der Beamer projiziert. «Die Qualität der Bilder ist bei dieser Technologie besser», erklärt Schwede. Bei der LCD-Technik bleibe zwischen den einzelnen Pixeln ein Abstand, durch den das Bild gerastert wirkt.

Ein Problem allerdings haben beiden Technologien: Da auch Beamer - ähnlich wie Computer und Laptops - immer kompakter werden, können sie Lärm verursachen. «36 bis 48 Dezibel sind die Werte, die wir bei Tests gemessen haben», sagt Schwede. Er rät daher, nicht unbedingt das kleinste Gerät zu kaufen: «Wenn ein Beamer größer ist, kann die Luft besser zirkulieren.» Weil die Lüfter dann nicht so schnell drehen müssen, hält sich auch der Geräuschpegel in Grenzen.

Um ein normales Fernsehbild mit dem Seitenverhältnis 4:3 abzubilden, reicht bei Beamern die herkömmliche SVGA-Auflösung mit 800 mal 600 Bildpunkten aus. Das breitere WVGA-Format ist mit 854 mal 480 Bildpunkten eine Alternative, es entspricht dem 16:9-Format. Wer ein Gerät haben möchte, mit dem sich auch hochauflösende HDTV-Bilder darstellen lassen, benötigt einen Beamer mit XGA-Auflösung von 1280 mal 720 Pixeln.

Doch für den Heimanwender dürfte eine solch hohe Auflösung erst interessant werden, wenn HDTV-Fernsehen weiter verbreitet ist. «Momentan müssen die Bilder noch zu stark hochgerechnet werden, um auf 1280 mal 720 Pixel zu kommen», sagt Markus Heiß, Produktmanager des Herstellers Anders und Kern in Hamburg.

Neben den Bildpunkten ist auch das Kontrastverhältnis - der mögliche Helligkeitsunterschied zwischen dem hellsten und dunkelsten Bildpunkt - für den Bildeindruck wichtig: «1000 zu 1 reicht normal», sagt Schwede. Bedeutend ist auch die Lichtstärke, die bei Projektoren in der Einheit ANSI Lumen angegeben wird. Beim Probeschauen sollte daher auch auf eine gleichmäßige Ausleuchtung der Projektionsfläche Acht gegeben werden.

«Zudem sollte man gerade für den Heimgebrauch darauf achten, dass der Beamer ein starkes Weitwinkelobjektiv hat», sagt Schwede - dann muss das Gerät nicht so weit weg von der Projektionsfläche aufgestellt werden. «Lens shift» ist eine weitere Funktion, die das Aufstellen erleichtert. «Damit muss man nicht so lange kippeln, bis der Beamer richtig steht - da verschiebt sich die Linse», erläutert der Experte.

Um zudem die Folgekosten gering zu halten, bietet sich der Abspielmodus «EcoMode» an. «Das spart nicht nur Strom, sondern erhöht auch die Lebensdauer der Lampen», sagt Schwede. Bei Preisen von 200 bis 800 Euro sei es durchaus ein Unterschied, ob ein Projektor 2000 oder 3000 Stunden mit einer Lampe schafft. Zudem sollte das Gerät nicht ständig an- und ausgeschaltet werden, da es Zeit zum Warmlaufen und Abkühlen braucht: «Der Beamer ist kein Fernsehersatz.» (Von Verena Wolff, dpa) (tso)

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