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© promo

Filmtheater: Starke Vorstellung hilft vielen Kinos nicht

Die Kinos sind so voll wie nie, die Umsätze sprudeln – aber für viele Filmtheater kommt der Boom zu spät.

Berlin - Zum Auftakt der 60. Berlinale feiert die deutsche Kinobranche Publikumsrekorde und rasant steigende Umsätze. 2009 zählten die deutschen Filmtheater fast 150 Millionen Besucher – so viele wie seit fünf Jahren nicht mehr und gut 13 Prozent mehr als 2008. Der Ansturm der Filmfreunde, die sich auch von steigenden Eintrittspreisen nicht abschrecken ließen, bescherten den Kinobetreibern kräftig steigende Erlöse. Gut 976 Millionen Euro (plus 22,8 Prozent) wurden 2009 an den Kinokassen umgesetzt, wie die Filmförderungsanstalt FFA am Mittwoch in Berlin mitteilte.

Für etliche Spielstätten kam der Boom jedoch zu spät: 170 mussten wegen mangelnder Rentabilität oder Insolvenz schließen. Zwar wurden auch 94 Filmtheater neu- oder wiedereröffnet, insgesamt hat sich der seit 2006 anhaltende Negativtrend aber beschleunigt. Zum ersten Mal gibt es in Deutschland heute weniger als 1000 Ortschaften, in denen ein Kino zu finden ist.

„Die Ergebnisse sind großartig, aber die Probleme bleiben“, fasste FFA-Vorstand Peter Dinges die Bilanz zusammen. „Kino ist wieder in.“ Dinges macht eine „Veränderung des Zeitgeistes“ aus: Filme seien wieder alltäglicher Gesprächsstoff, der Kinobesuch stehe im Entertainmentprogramm der Deutschen wieder ganz oben. Der um 53 Cent auf 6,67 Euro gestiegene Durchschnittspreis für eine Kinokarte werde offenbar gerne gezahlt, weil dafür gute Unterhaltung und Filmkunst – in digitaler oder 3-D-Qualität – geboten würden.

2009 stammten sie häufiger denn je von deutschen Produzenten, Regisseuren und Schauspielern. Knapp 40 Millionen Besucher kauften eine Karte für einen deutschen Film oder eine internationale Koproduktion mit deutscher Beteiligung. Dies entspricht einem Marktanteil von 27,4 Prozent – der höchste Wert, den die FFA seit Beginn der Aufzeichnungen 1991 registrierte. Auch unter den großen Kassenschlagern waren deutsche Streifen überraschend oft dabei: Insgesamt 43 Filme zogen mehr als eine Million Besucher an – darunter 14 deutsche Produktionen. Erfolgreichster deutscher Film: „Wickie und die starken Männer“ mit zuletzt knapp 4,9 Millionen Zuschauern. „Dies ist ein deutliches Zeichen für die gestiegene Vielfalt, Qualität und Professionalität der nationalen Filmwirtschaft“, sagte Dinges. Der Output sei „gewaltig“: 513 Filme seien 2009 zum ersten Mal veröffentlicht worden, davon 216 deutsche. Die FFA half dabei etlichen Produktionen auch finanziell auf die Sprünge. Das Fördervolumen lag insgesamt bei 71,7 Millionen Euro. Rechnet man die Fördertöpfe der FFA, des Bundes und der Länder zusammen, flossen 2009 gut 306 Millionen Euro in die kulturwirtschaftliche Filmförderung.

Die Branche kämpfe gleichwohl mit schwierigen Rahmenbedingungen, sagte Dinges. Die Finanzkrise zeige Wirkung, die Werbeerlöse der Fernsehsender seien gesunken, die Bereitschaft der Banken, Filme zu finanzieren, habe abgenommen. „Die Zuneigung der Banken für den Film ist zyklisch“, beklagte Dinges.

Für 2010 ist die FFA dennoch optimistisch. Mit „Friendship“ und „Soul Kitchen“ hätten bereits zwei deutsche Filme mehr als eine Million Zuschauer erreicht. Weitere vielversprechende Titel stünden auf dem Kinoprogramm.

Impulse für das Kinogeschäft erhofft sich die Branche naturgemäß von der Berlinale. Die Filmfestspiele haben aber vor allem für den Veranstaltungsort Berlin eine große wirtschaftliche Bedeutung, wie die Investitionsbank Berlin (IBB) errechnet hat. Die Berlinale mit rund 20 000 Fachbesuchern schaffe bis zu 560 unbefristete Jobs in der Hauptstadt. Das Bruttoinlandsprodukt Berlins steige durch das Filmfest um bis zu 85 Millionen Euro. Die Wertschöpfung reicht dabei laut IBB weit über die Kinosäle hinaus: von Hotels und Gaststätten über den Einzelhandel bis zu Parkhäusern und Friseursalons.

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