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Wirtschaft: Finanzaufsicht warnt Versicherer

Keine Schieflage, aber Unsicherheit

Bonn (nw/rl/HB/dpa). Kein deutscher Lebensversicherer steht nach Einschätzung der Bundesaufsicht vor dem Abgrund oder einer Zahlungsunfähigkeit. Es gebe keinen Anlass daran zu zweifeln, dass die Versicherungsgesellschaften die Verpflichtungen gegenüber ihren Kunden einhalten könnten, sagte der Direktor der Versicherungsaufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (BaFin), Thomas Steffen, am Dienstag in Bonn.

Die Versicherer steckten zur Zeit aber auf Grund der weiterhin schwachen Kapitalmärkte in einer beispiellos problematischen Lage, sagte Steffen. „Einzelne Unternehmen“ müssten darauf achten, dass sie ihre vertraglichen Verpflichtungen auch erfüllen könnten. Namen könne er wegen der gesetzlichen Geheimhaltung nicht nennen. Es gebe aber keine generelle Krise der Versicherungswirtschaft. Ausdrücklich warnte das BaFin vor zu hohen Renditeversprechen, mit denen Kunden geködert werden sollten, die aber meist auch mit hohen Risiken verbunden seien.

Sowohl für die Versicherer als auch für die Banken sei der Kapitalmarkt „der Schlüssel“, sagte Jochen Sanio, Präsident der BaFin bei der Vorstellung des ersten Jahresberichtes der neuen Allfinanzaufsicht. Da die Aktienmärkte sich seit Jahresanfang erst in einer Seitwärtsbewegung befänden, könne er noch keine Entwarnung geben. Auch bei der Kreditrisikovorsorge der Banken könne noch von keiner Trendwende gesprochen werden. Sanio versicherte aber: „Hier wird nichts unter der Decke gehalten. Nichts staut sich auf.“

Die Aufsichtsbehörde vertraut stark auf die Mithilfe der Branche. „Die BaFin war und ist entschlossen, bei Problemfällen – möglichst im Zusammenwirken mit der Versicherungswirtschaft – Lösungen zu finden, mit denen die Belange der Versicherten bestmöglich gewahrt werden“, sagte Sanio. Das scheint nun auch bei den Gesprächen über die angeschlagene Mannheimer Versicherungsgruppe Richtschnur zu sein. Die Aufsicht rechnet hier mit einer baldigen Rettungsaktion. Die Mannheimer würde damit nicht zum ersten Fall für die Auffanggesellschaft Protektor. Ratingagenturen haben geschätzt, dass die Lebensversicherer insgesamt rund 50 Milliarden Euro am Kapitalmarkt verloren haben und ein großer Teil davon noch nicht abgeschrieben ist. Das muss nach Meinung des Amtes in diesem Jahr weitgehend nachgeholt werden.

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