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Finanzen: Hedgefonds am Pranger

„Sie sind wie Plünderer nach dem Hurrikan“: So hört es sich an, wenn der New Yorker Generalstaatsanwalt über die Hedgefonds-Branche spricht. Doch mit dem Leerkauf ist jetzt ein wichtiges "Plündererungs"-Werkzeug der Hedgefonds verboten worden.

Frankfurt am Main - Mit drakonischen Maßnahmen und harten Worten zieht die US-Politik derzeit gegen die sonst so umworbene Hedgefonds-Branche zu Felde. „Sie sind wie Plünderer nach dem Hurrikan“, sagte der New Yorker Generalstaatsanwalt Andrew Cuomo und rief seinen Landsleuten damit die Bilder der katastrophalen Verwüstungen der jüngsten Wirbelstürme effektvoll ins Gedächtnis. Er kündigte an, die Handelspraktiken der Fonds zu untersuchen und mögliche juristische Schritte vorzulegen.

Zuvor hatten Aufsichtsbehörden auf Anregung der USA weltweit eine als Leerverkauf bekannte und von Hedgefonds verwandte Wette auf fallende Kurse (siehe Kasten) verboten. Auch die deutsche Finanzaufsicht Bafin untersagte am Freitagabend Leerverkäufe der Aktien von elf im Dax- und M-Dax gelisteten Unternehmen der Finanzbranche vorübergehend. Das Verbot gilt bis zum Jahresende. Betroffen sind Papiere von Aareal Bank, Allianz, AMB Generali Holding, Commerzbank, Deutsche Bank, Deutsche Börse, Deutsche Postbank, Hannover Rückversicherung, Hypo Real Estate, MLP und Münchener Rück.

Hintergrund der Maßnahmen ist der verzweifelte Überlebenskampf der Wall- Street-Größen in der Vorwoche. Vor allem die Aktien der Investmentbanken Morgan Stanley (MS) und Goldman Sachs waren nach dem Kollaps des Konkurrenten Lehman Brothers so stark gefallen, dass bereits über einen Zusammenbruch von MS spekuliert wurde. MS-Chef John Mack, dessen Bank bislang als größter Geschäftspartner (Prime Broker) von Hedgefonds mit diesen kaum regulierten Vermögensverwaltern gute Gewinne erzielt hatte, rief in seiner Not die Politik zu Hilfe. „Leerverkäufe treiben unseren Kurs in die Knie“, schrieb er in einem Memo.

In der Politik und Teilen der Finanzbranche wurden die Verbote begrüßt. „Ich bin sehr überrascht, dass die Regulierer Leerverkäufe von Bank-Aktien angesichts der ganz offensichtlichen Destabilisierung des Sektors nicht schon früher verboten haben“, hieß es bei einem Londoner Vermögensverwalter. Die Hedgefonds dagegen protestieren: „Ich habe nicht gehört, dass sich die Wall- Street-Banken beklagt haben, bevor die Leerverkäufe bei Finanzwerten begannen“, sagte Harry Strunk, Manager bei Capital Management. Auch unabhängige Experten befürchten, dass das Verbot mehr schaden als nutzen könnte. „Durch die Einschränkung sinkt die Liquidität an den Börsen, gerade in Krisensituationen kann das die Kursausschläge noch verschärfen“, warnt der Wirtschaftswissenschaftler Arturo Bris. ben/mm/rob (HB)

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