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Aktienkapital: Treue Investoren aus der Ferne

Mehr als die Hälfte des Aktienkapitals von Deutschlands größten Unternehmen ist in ausländischer Hand. Auch nach der Krise.

Düsseldorf - Die Attraktivität der großen Dax-Werte bei ausländischen Investoren zahlt sich in der Krise aus. Im vergangenen Jahr haben nach Berechnungen des „Handelsblatts“ etliche große deutsche Konzerne trotz Wirtschaftseinbruchs und Kursturbulenzen den Anteil ausländischer Aktionäre gesteigert. Insgesamt blieb damit der Anteil ausländischer Investoren am Aktienbesitz der 30 Dax-Konzerne bei 51,6 Prozent. Vor acht Jahren war es nur ein Drittel.

Gerade in schwierigen Zeiten erweisen sich ausländische Aktionäre, darunter Staatsfonds und langfristig orientierte Finanzinvestoren, damit als stabilisierend. „Investoren agieren angesichts der Globalisierung immer internationaler. Deshalb dürfte sich der Ausländeranteil an deutschen Aktien mittelfristig weiter erhöhen“, sagt Franz-Josef Leven vom Deutschen Aktieninstitut. Der Trend, dass immer mehr ausländische Investoren auf die exportstarken deutschen Firmen setzten, sei noch lange nicht zu Ende. Laut Zahlungsbilanz der Deutschen Bundesbank investierten ausländische Anleger in den ersten drei Quartalen 2009 netto 7,1 Milliarden Euro in den deutschen Aktienmarkt. Das entspricht dem Börsenwert von Adidas.

Besonders positiv zeigt sich der ausländische Einfluss beim Autobauer Daimler: Inmitten der Absatzkrise und tiefroter Zahlen kaufte das Emirat Abu Dhabi über seinen Staatsfonds Aabar im Frühjahr 2009 für knapp zwei Milliarden Euro Daimler-Aktien zum Stückpreis von 20,27 Euro. Damit besitzt der Golfstaat nun 9,1 Prozent der Anteile – und der Auslandsanteil beim schwäbischen Autokonzern erhöhte sich binnen eines Jahres von 54 auf 62 Prozent.

Aabar bezeichnet seine Anlage ebenso wie die schon seit 1974 investierten Kuwaitis als langfristiges Engagement. Man könne dabei an 50 oder 100 Jahre denken, sagte Aabar-Vorstandschef Khadem al Qubaisi. Viele Spekulanten hatten bei Ausbruch der Finanzkrise im Nachbaremirat Dubai vergeblich auf fallende Kurse und einen Ausstieg des Investors bei Daimler gewettet. Die Aktie des Autobauers machte ihren kurzzeitig 20-prozentigen Kursverlust rasch wieder wett. Sie notiert aktuell 85 Prozent höher als beim Aabar-Einstieg.

„Die Finanzmärkte in Europa und den USA entwickelten sich nahezu identisch, und die Risiken sind weltweit vorhanden“, begründet der Hamburger Wirtschaftsprofessor Alexander Bassen das hohe Auslandsinteresse an Dax-Konzernen. Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise gerieten zumeist lediglich internationale Hedgefonds in Liquiditätsschwierigkeiten und verkauften Aktien. Für sie sprangen andere ausländische Investoren in die Bresche.

Beim ehemaligen Staatskonzern Deutsche Telekom, wo der Bund und die KfW-Bank noch knapp ein Drittel der Anteile halten, sind Ausländer jetzt zu 43 Prozent investiert – so viel wie noch nie. Auch beim Energieriesen Eon, dem Gasespezialisten Linde, dem Pharmakonzern Merck und der Softwareschmiede SAP kauften sich Ausländer 2009 außerordentlich stark ein. Mit mehr als 80 Prozent ist der Fremdeinfluss beim Pharmariesen Bayer und der Deutschen Börse am größten. Häufigste Großaktionäre sind die amerikanische Beteiligungsgesellschaft Capital Research und der weltgrößte Vermögensverwalter Black Rock. Beide halten seit Jahren an einem Dutzend Dax-Firmen Anteile von mindestens drei Prozent. Ulf Sommer (HB)

Ulf Sommer (HB)

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