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Postbank

© dpa

Aktienkauf: Deutsche Bank übernimmt 29,75 Prozent der Postbank

Der Deal ist perfekt: Die Deutsche Bank steigt für fast 2,8 Milliarden Euro bei der Postbank ein, wie die Deutsche Bank und die Deutsche Post am Freitag mitteilten. Der Betrag soll in bar bezahlt werden.

Die Deutsche Bank steigt als größter Einzelaktionär bei der Postbank ein und will im Privatkundengeschäft künftig eng mit der Bonner Konkurrentin zusammenarbeiten. Die größte deutsche Bank kauft der Deutschen Post 29,75 Prozent ihres Mehrheitsanteils an der Tochter Postbank ab und sichert sich die Option auf weitere Anteile, wie Deutsche Bank und Deutsche Post am Freitag mitteilten. Für das Paket zahlt die Deutsche Bank 2,79 Milliarden Euro in bar oder 57,25 Euro je Aktie. Zur Finanzierung plant die Deutsche Bank eine Kapitalerhöhung von bis zu zwei Milliarden Euro.

Damit ist das zweite Milliardengeschäft in der deutschen Finanzbranche binnen Kürze perfekt: Vor gut zwei Wochen hatte die Commerzbank die Übernahme der angeschlagenen Dresdner Bank vereinbart. Im Gegensatz zur Streichung von 9000 Stellen bei Commerzbank/Dresdner sollen bei Deutscher/Postbank alle Standorte und Arbeitsplätze erhalten bleiben.

Auch die Marke Postbank wird fortgeführt. Deutsche Bank und Postbank vereinbarten eine enge Zusammenarbeit, etwa beim Vertrieb von Immobilienfinanzierungen und Investmentprodukten. Die Postbank ist mit ihren zuletzt 14,6 Millionen Kunden die größte Privatkundenbank in Deutschland. Nach Angaben der beteiligten Institute verfügen sie gemeinsam über das größte Filialnetz in Deutschland, Deutsche und Postbank ergänzten sich "hervorragend".

Verdi sieht mittelfristig Jobs in Gefahr

Die Postbank, aber auch die Post und die Deutsche Bank sehen durch den Teilverkauf keine Auswirkungen auf Standorte und die rund 21.000 Arbeitsplätze der gelben Bank. Sie machten allerdings keine Angaben darüber, wie es nach einer möglichen Mehrheitsübernahme durch die Deutsche Bank aussehen würde. So befürchtet die Gewerkschaft Verdi, dass "mittelfristig eine Vielzahl von Arbeitsplätzen in Gefahr" gerate.

Der Teilverkauf sei ein "überflüssiger Schritt", denn die Postbank sei ein "grundsolides Institut, das mit seinen Erträgen verlässlich zum Gesamterfolg des Postkonzerns beigetragen" habe, heißt in einer Verdi-Mitteilung. "Der Teilverkauf ist ein Kniefall vor den Interessen der Aktionäre", kritisierte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Andrea Kocsis in Bonn.

Der Einstieg der Deutschen Bank soll im ersten Quartal 2009 vollzogen werden und steht noch unter dem Vorbehalt der Genehmigung durch Aufsichts- und Kartellbehörden. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) erklärte umgehend die Zustimmung der Bundesregierung. Nach seinen Worten hat der Bund zwar ein Vetorecht bis zum 31. Dezember. "Wir werden diese Vetoposition nicht einlegen", sagte Steinbrück am Freitag in Nizza.

Ackermann: Gute Finanzinvestition

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann sprach in einer gemeinsamen Mitteilung von "attraktiven Konditionen", zu denen sich die Deutsche Bank an der Postbank beteiligt: "Dies ist eine gute Finanzinvestition, stärkt unser eigenes Privatkundengeschäft und schafft Wert für unsere Aktionäre."

Der Vorstandsvorsitzende der Post, Frank Appel, erklärte: "Diese Transaktion verschafft der Postbank Stabilität und hilft ihr dabei, ihre ambitionierten Wachstumsziele zu erreichen." Über die Zukunft der Postbank war seit Monaten spekuliert worden. Zwischenzeitlich war auch ein Dreierbündnis aus Commerzbank, Dresdner und Postbank im Gespräch. Als Kaufinteressent für die Postbank war bis zuletzt auch die spanische Bank Santander gehandelt worden.

Die Deutsche Bank erhält von der Deutschen Post die Option, ein weiteres Aktienpaket in Höhe von 18,0 Prozent an der Postbank für 55,00 Euro je Aktie zu erwerben. Diese Option kann zwischen 12 und 36 Monaten nach dem Abschluss des Erwerbs der jetzigen Beteiligung ausgeübt werden. Die Post räumt der Deutschen Bank zudem ein Vorkaufsrecht für ihre verbleibenden Aktien an der Postbank ein.

Post sichert sich Verkaufsoption

Um sich gegen einen möglichen weiteren Kursverfall im Zuge der Finanzmarktkrise zu wappnen, hat sich die Post ihrerseits eine Verkaufsoption zusichern lassen: Sie kann ihren verbleibenden Postbank-Anteil von 20,25 Prozent plus einer Aktie zum Preis von 42,80 Euro je Aktie an die Deutsche Bank veräußern. Diese Option kann sie zwischen 21 und 36 Monaten nach dem Abschluss des Verkaufs der Minderheitsbeteiligung an die Deutsche Bank ausüben.

Der Nürnberger Bankenexperte Wolfgang Gerke vermutet hinter dem Interesse der Deutschen Bank an der Postbank in erster Linie den Wunsch, möglichen Konkurrenten die Butter vom Brot zu nehmen. "Es handelt sich in erster Linie um eine Defensivstrategie. Ich gehe davon aus, dass die Deutsche Bank bei der Postbank erstmal nur einen Fuß in der Tür haben will, um anderen Banken den Markteintritt zu erschweren." Wie andere Experten kritisierte Gerke, dass die Deutsche Bank und die Postbank nicht zueinander passten. "Es gibt gewaltige Unterschiede. Man muss zwei sehr unterschiedliche Kulturen integrieren", sagte er. (imo/dpa)

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