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Bulle und Bär in Frankfurt.

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Angst vor dem Absturz: Krim-Krise drückt Dax unter 9000 Punkte

Vor dem Referendum auf der Krim sichern sich die Anleger in Frankfurt ab. Der Dax sackt unter 9000 Punkte. Das ist ein neues Jahrestief. Die größte Gefahr könnte aber gar nicht politischer Natur sein.

Von Andreas Oswald

Der Dax ist wegen der Unsicherheit um die Ukraine und schwachen internationalen Börsen am Freitag unter die Schwelle von 9000 Punkten gerutscht. Damit lag der deutsche Leitindex zum ersten Mal seit Dezember 2013 wieder unter der symbolisch wichtigen Marke und auf dem tiefsten Stand seit Oktober.

Bis zum Nachmittag verlor der Dax 0,7 Prozent auf 8951 Punkte. In dieser Woche ist der Index damit bisher um mehr als vier Prozent gefallen. Der M-Dax gab am Freitag um 0,8 Prozent nach auf 15.873 Punkte. Der Tec-Dax fiel um 1,1 Prozent auf 1201 Punkte. Der Euro-Stoxx 50 als Leitindex der Euro-Zone sank um 0,8 Prozent auf 2978 Punkte.

Druck kam neben der Unsicherheit vor dem Referendum auf der Schwarzmeer-Halbinsel Krim von den internationalen Börsen. Der japanische Leitindex Nikkei 225 war wegen eines starken Yen über drei Prozent ins Minus gerutscht. „Die Nervosität an den Märkten ist immens hoch“, sagte Marktanalyst Christian Henke vom Broker IG. Auch die US-Börsen hatten am Vorabend deutlich nachgegeben.

Händler sagten, viele Anleger hätten die mittlerweile schon typische Wochenendabsicherung bereits schon am Donnerstag vorgenommen. Wegen einer möglichen Eskalation auf der Krim scheuen Investoren derzeit Haltepositionen über mehrere Tage.

Fresenius im Fokus, Autowerte unter Druck

Aktien von Gerry Weber kamen nach Zahlen zunächst kräftig unter Druck, erholten sich aber etwas und lagen zuletzt knapp ein halbes Prozent ins Minus. Im ersten Geschäftsquartal hatte der Modekonzern den Umsatz im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum um drei Prozent gesteigert und vor allem von den eigenen Läden profitiert. Händler bezeichneten die Gewinnkennzahlen als unerwartet schwach, Analystin Yasmin Moschitz von der Commerzbank sprach von wenig inspirierenden Resultaten.

Die Titel von Fresenius legten nach der Ankündigung eines Aktiensplits mehr als ein Prozent zu. Die Papiere werden im Verhältnis eins zu drei geteilt, was sie optisch günstiger macht. Die Maßnahme soll den Handel der Aktie fördern. K+S-Aktien verloren in der Dax-Schlussgruppe fast zwei Prozent, nachdem sie am Vortag bereits fast zehn Prozent abgesackt waren. Ebenfalls unter Druck standen Autowerte. Papiere von BMW und Daimler verloren je zwei Prozent, die Aktie von Zulieferer Continental büßte etwa im gleichen Umfang ein.

Nach der Auszahlung eines Lotteriegewinns gaben die Aktien von Tipp24 im S-Dax rund zweieinhalb Prozent nach. Eine Beteiligung des Glücksspielanbieters hatte einen Jackpot in Höhe von rund 6,7 Millionen Euro auszahlen müssen.

"Handelsblatt": Kurse von den Gewinnen nicht gedeckt

Die größte Gefahr für Börsianer geht jedoch gar nicht von der Krim aus, analysiert das "Handelsblatt". Das Risiko seien die Unternehmen selbst: Zwar sind die Aktienkurse in den vergangenen 30 Monaten um gut 90 Prozent geklettert. Dieser Anstieg aber wird nicht von den tatsächlichen Gewinnen der Firmen gedeckt.

„Der Dax kann bis auf 8 300 Punkte fallen, sollten die Unternehmen im Laufe des Jahres nicht noch plötzlich den Gewinnturbo zünden“, warnt Markus Reinwand, Aktienexperte bei der Helaba. Deshalb empfiehlt er Anlegern, „die Bestände schrittweise zurückzufahren, statt nachzukaufen“.

Tatsache ist: Die 27 Dax-Unternehmen, die für 2013 bereits Zahlen vorgelegt haben, verdienten im abgelaufenen Jahr insgesamt gut acht Prozent weniger als 2012. Der Dax dagegen stieg im selben Zeitraum um 25,5 Prozent.

Viele Dax-Firmen verfehlen die Prognosen

Fast jedes zweite Dax-Unternehmen verfehlte die Prognosen der Analysten – teils deutlich. Am meisten enttäuschte der Chemiekonzern Lanxess, der statt eines Gewinns von 50 Millionen Euro einen Verlust von 159 Millionen Euro einfuhr. Aber auch die Deutsche Bank und die Deutsche Telekom blieben mehr als 50 Prozent hinter den Erwartungen zurück.

Noch düsterer fällt das Bild aus, nimmt man Firmen aus der zweiten und dritten Börsenliga hinzu: Zwei Drittel der 100 größten deutschen Aktiengesellschaften, die ihre Jahresbilanz 2013 schon präsentiert haben, enttäuschten die Analysten. Das ist der schlechteste Wert seit dem Krisenjahr 2008. Damals brachen die Kurse um 40 Prozent ein.

Doch nicht nur die Gewinnschwäche der Unternehmen müsste die Anleger alarmieren. Hinzu kommt der starke Euro. Angesichts dieser negativen Vorgaben kommt Heinz-Werner Rapp, Chef-Anlagestratege des Vermögensverwalters Feri, zu einem eindeutigen Schluss: „Wir betrachten die Aktienmärkte mit deutlich mehr Skepsis als 2013. Es kann in nächster Zeit Rückschläge bis zu 20 Prozent geben.“ (mit Reuters und dpa)

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