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Goldbarren

© ddp

Anlagen: Im Goldrausch

Aus Angst vor Krisen und Inflation flüchten Anleger ins Edelmetall. Experten sehen noch Kurspotenzial.

Die Anleger weltweit taumeln in einen neuen Goldrausch: In den etablierten Wirtschaftsnationen rund um den Globus kaufen Menschen, die sich Sorgen um die steigenden Inflationsraten, fallende Realzinsen, die Finanzkrise oder den schwachen Dollar machen, immer öfter Goldbarren und Goldmünzen. Um 60 Prozent, melden deutsche Goldhändler, seien die Umsätze in diesem Jahr geradezu explodiert, bei manchen Münzen kommt es gar zu Lieferengpässen.

In den aufstrebenden Wirtschaftsnationen Asiens wiederum ist Gold ein Statussymbol und finanzielle Absicherung. Wer Geld hat, kauft Gold. Vor allem Indien und China, aber auch Saudi-Arabien, Kuwait oder Dubai haben in den vergangenen Jahren den Weltmarkt abgeräumt. Mehr als 1000 Tonnen pro Jahr gehen inzwischen pro Jahr in die indische Schmuckindustrie, das ist fast die Hälfte der weltweiten Schmuck-Nachfrage. Dass große Goldabbau-Länder wie Südafrika, Australien und Kanada gleichzeitig nur etwa 2500 bis 2700 Tonnen pro Jahr aus der Erde holen, macht deutlich, warum der Goldpreis in den vergangenen Jahren so dramatisch gestiegen ist. Denn auch das Gold-Recycling und der Goldverkauf von Notenbanken decken die Nachfrage von bis zu 3600 Tonnen pro Jahr nicht.

Gut 800 Dollar kostete eine Feinunze (31,1 Gramm) Gold am Mittwoch, das sind 30 Prozent mehr als vor einem Jahr. Dabei hatte Gold jahrelang wenig Freude bereitet: Nach dem bis heute nicht wieder erreichten Allzeithoch bei 871 Dollar im Januar 1980 stürzte der Unzenpreis auf etwa 300 Dollar und schwankte dann in einer 20-jährige Baisse zwischen 250 und 500 Dollar.

Gemessen am Tief aus dem Frühjahr 2001 hat sich der Goldpreis inzwischen also verdreifacht. Und: Die Hausse nährt die Hausse. „Das große Geld“, sagte Commerzbank-Goldexperte Eugen Weinberg, „hat erst jetzt den Weg zum Gold gefunden.“ Ablesbar ist dies an gewaltigen Mittelzuflüssen zu Goldfonds, die nach Erkenntnis der Citigroup inzwischen über 800 Tonnen Gold halten – mehr als die Europäische Zentralbank in ihren Tresoren lagert.

Gestützt wird die Preisexplosion nicht nur durch die hohe Nachfrage, sondern ebenso durch die immer schwieriger und teurer werdende Förderung. Dabei istGold eigentlich gar nicht so selten: Es schwimmt in rauen Mengen im Meerwasser und macht immerhin 0,005 Gramm pro Tonne Erdkruste aus. 30 Milliarden Tonnen, so wird geschätzt, wären eigentlich vorhanden, wovon mit heutigen Methoden jedoch nur ein Bruchteil im Bergbau gewinnbar ist. Dass manche Goldschürfer inzwischen bis zu fünf Kilometer unter Tage fahren müssen und für Ab- und Auffahrt zwei Stunden unterwegs sind, erhöht den Preis zusätzlich. Hinzu kommen hohe Unfallraten und ökologische Probleme, denn Gold wird mit Zyanid aus dem Gestein gelöst.

Dabei sehen praktisch alle Analysten und Marktbeobachter das Ende des Preisanstiegs noch lange nicht erreicht. Analyst Weinberg etwa geht davon aus, „dass es nicht mehr allzu lange dauern wird, bis die Marke von 1000 Dollar überschritten wird.“ 900 bis 1000 Dollar schon im kommenden Jahr sieht auch Martin Siegel, der Herausgeber des Börsenbriefs „GoldMarkt“ und Manager des Goldfonds PEH Q-Goldmines. Auch die Deutsche Bank glaubt „mittelfristig“ an einen vierstelligen Goldpreis. US-Rohstoffanalyst David Morgan sieht die Feinunze in den nächsten zwölf Monaten gar bei 2500 Dollar.

Doch wie können Anleger vom möglicherweise weiter steigenden Goldpreis profitieren? Die Schweizer Credit Suisse rät dazu, fünf Prozent der Geldanlage in Gold zu stecken – und davon zwei Drittel in physischem Gold. „Grundsätzlich“, fügt Commerzbank-Analyst Weinberg hinzu, „lohnt sich Gold nur bei einem Anlagehorizont von zwei bis fünf Jahren“.

DER BARREN IM SAFE

Anlegern, die großen Wert auf Sicherheit legen, raten die meisten Gold-Experten zum direkten Kauf von Gold in Form von Barren und Münzen. Goldhändler wie ProAurum, Westgold, aber auch Internetanbieter wie Coininvestdirect und viele Banken verkaufen Stückelungen von einem Gramm bis zu 40 Unzen. Zu den gefragtesten Münzen gehören neben dem südafrikanischen Krügerrand vor allem der kanadische Maple Leaf und die österreichische Philharmoniker-Münze. Alle sind in Stückelungen ab einer Zehntelunze erhältlich, wobei immer ein Aufpreis zum reinen Materialpreis zu zahlen ist. Zum Kaufpreis addieren sich zudem die Kosten für eine sichere Aufbewahrung, also ein Banksafe.

PAPIERE MIT GOLDSICHERHEIT

Wer auf die greifbare Sicherheit des Edelmetalls nicht verzichten will, kann trotzdem in Zertifikate oder Fonds investieren. Denn einige Papiere bieten ihren Investoren das Recht auf eine Lieferung des Gegenwertes in Gold, so zum Beispiel das Zertifikat Lyxor Gold Bullion Securities. Mehr als 13 Milliarden Dollar beziehungsweise mehr als 650 Tonnen Gold sollen bereits in dem Papier stecken. In Gold direkt investiert beispielsweise auch der Fonds DWS Gold Plus, der etwa 230 000 Unzen hält.

ZERTIFIKATE UND FONDS

Anlegern, denen es genügt, an der Entwicklung des Goldpreises zu partizipieren, bieten sich ein ganzes Bündel an Zertifikaten und Fonds auf Goldindizes beziehungsweise Goldminenaktien. Zertifikate auf Gold bieten alle Banken in breiter Vielfalt an, von Bonus- und Discount-Zertifikaten über Index-Papiere bis zu Hebel-Produkten, die allerdings auch das Risiko eines Totalverlusts in sich bergen. Generell gilt: Da Gold in Dollar gehandelt wird, müssen europäische Anleger auch das Währungsrisiko berücksichtigen. Da der Euro gegenüber dem US-Dollar auf Jahressicht um rund acht Prozent aufgewertet hat, hätte eine Gold-Anlage in diesem Zeitraum, in Euro getauscht, um zehn Prozent schwächer rentiert. Einen Ausweg bieten sogenannte währungsgesicherte Quanto-Zertifikate. Die Absicherung kostet rund zwei Prozent Rendite.

Unter den zahlreichen Gold- und Edelmetallfonds muss der Anleger wiederum wählen zwischen Fonds, die direkt in Goldanlagen investieren und solchen, die Minenwerte kaufen. Auch hier trägt der Anleger ein Wechselkursrisiko. Die Kursentwicklung von Goldminen wird zudem bestimmt von Faktoren wie Goldfunden, Gewinnsituation oder Produktionskosten. Größter und – gemessen an der Wertentwicklung aller Vergleichszeiträume – erfolgreichster Minenfonds ist der MLIIF World Gold aus dem Hause Merrill Lynch, der etwa vier Milliarden Euro schwer ist. Auf Jahressicht liegt der Fonds etwa 26 Prozent im Plus, der PEH Q-Goldmines etwa 22 Prozent.

Der Kauf von Schmuck eignet sich übrigens weder zur Absicherung von Zukunftsrisiken noch zur Spekulation. „Die Verarbeitungskosten liegen über den reinen Rohstoffkosten“, erklärt Goldexperte Weinberg. Zudem: Anders als bei Barren und Münzen wird Schmuck nur mit einem Goldgehalt von höchstens 75 Prozent (750er oder 18 Karat) verkauft.

Veronika Csizi

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