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ANLEGER Frage: an Oliver Borgis Leiter des Portfoliomanagements der Weberbank

Rentenmarkt außer Funktion

Der Rentenmarkt liegt am Boden, weil die Banken im Handel mit festverzinslichen Wertpapieren momentan keine Risiken eingehen wollen. Welche Gefahren und Chancen ergeben sich dadurch für Anleger?

Der Rentenindex Rex hat seit Jahresanfang einen Wertzuwachs von knapp fünf Prozent verbucht. Dennoch ist der Rentenmarkt in der Krise, denn es profitieren nur die größten und umsatzstärksten Anleihen des deutschen Staates. Alle anderen Papiere, die auch nur im Entferntesten nach Bonitätsrisiken riechen oder eine begrenzte Marktgängigkeit besitzen, laufen nicht mit. Selbst andere EU-Staatsanleihen und die unverdächtigen deutschen Pfandbriefe stagnieren seit Anfang März, während Bundesanleihen in der Spitze drei Prozent zulegten. Problematisch ist zudem, dass die Funktionsfähigkeit des Marktes leidet.

Investmentbanken, die üblicherweise die jederzeitige Handelbarkeit von Anleihen in engen Differenzen zwischen An- und Verkaufskursen garantieren, ziehen sich zurück, da sie wegen der Finanzkrise Handelsrisiken scheuen. Die so genannten Geld-Brief-Spannen haben sich für Pfandbriefe, weniger bevorzugte Staatspapiere und besonders für Unternehmensanleihen verdoppelt bis verdreifacht. Mit dem Ergebnis, dass zum Beispiel Pfandbriefe, die üblicherweise um einen Viertelprozentpunkt mehr Rendite als Bundespapiere bieten, derzeit mit Renditeaufschlägen von bis zu drei Viertelprozentpunkten gehandelt werden.

Nachteilig betroffen ist, wer keine Bundesanleihen besitzt und andere Papiere jetzt zu ungünstigen Konditionen verkaufen muss. Hat man bei Pfandbriefen lediglich entgangene Gewinne zu verschmerzen, so können die Kursabschläge bei Bank- und Unternehmensanleihen auch zu Verlustrealisierungen führen. Vergleichbare Marktverspannungen liegen acht Jahre zurück und lösten sich nach sechs Monaten auf. Auch diesmal werden die Rentenmärkte wieder zur vollen Funktionsfähigkeit zurückfinden. Damit ist eine Chance für Anleger verbunden, die Neuanlagen tätigen wollen. Auch der Tausch aus bestehenden Bundesanleihen in höher rentierliche Pfandbriefe oder bonitätsstarke Unternehmensanleihen ist für Anlagen ab etwa vier Jahren aufwärts überlegenswert.

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an Oliver Borgis

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