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ANLEGER Frage: Vorsicht bei Firmenanleihen

Oliver Borgis, Leiter des Portfoliomanagements der Weberbank, über Risiken bei Unternehmensanleihen.

Bankberater verkaufen immer noch gerne Unternehmensanleihen, weil Staatsanleihen oder Festgeld unattraktiv geworden sind. Sollten Anleger noch zugreifen? Worauf ist bei einer Investition zu achten?

2009 waren Unternehmensanleihen gefragt wie selten. Zum Jahresanfang waren Staatsanleihen und Festgelder auch schon unattraktiv, aber die Renditen für Unternehmensanleihen waren unter dem Eindruck der Pleiten von Lehman, General Motors und anderer namhafter Unternehmen noch hoch. Seitdem haben sich vor allem Festgeldzinsen im Schnitt um rund zwei Prozentpunkte zurückgebildet, Staatsanleihenrenditen sind weitgehend unverändert geblieben. Aufgrund der starken Nachfrage nach Unternehmensanleihen sind die Renditen dort kräftiger gepurzelt, teilweise um drei Prozentpunkte. Die goldenen Zeiten sind zunächst vorbei, auch die Firmenanleihen sind im Niedrigzinsumfeld angelangt.

Heute ist bei Anleihen von namhaften Unternehmen rund ein Prozent mehr an Rendite erzielbar als im Bereich der sicheren Zinsanlagen. Das ist nicht mehr viel, aber es ist auch nicht nichts. In den Augen vieler Privatanleger ebenso wie institutioneller Investoren ist es genug, um zuzugreifen. Und das obwohl 2009 bis dato insgesamt 260 Emittenten von Unternehmensanleihen ihre Schulden nicht mehr bedienen konnten. Von dieser Rekordzahl stammen allerdings nur 20 aus Europa. Die Spätfolgen der Finanz- und Wirtschaftskrise werden die Flut an Unternehmenspleiten aber auch im kommenden Jahr nicht abreißen lassen.

Leider ist die Neigung, sich auf riskante Wetten einzulassen, immer am höchsten, wenn die Zinsen am niedrigsten sind. Daher kann nur noch demjenigen zum Kauf geraten werden, der sich des erhöhten Schwankungsrisikos bewusst ist. Wer sein Lieblingsunternehmen nicht gerade sehr gut kennt, für den sollte eine ausreichende Verteilung der Anlage auf mehrere Emittenten oberstes Gebot sein.

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