zum Hauptinhalt

Anlegerfrage: Ist die Krise vorbei?

Bankaktien sind in den vergangenen Wochen massiv gestiegen. Die Quartalsberichte fielen überwiegend positiver aus als befürchtet. Auch der Stresstest der US-Regierung verlief besser als erwartet. Ist das Schlimmste vorbei? Sind Bankaktien wieder ein lohnendes Investment? Oliver Borgis Leiter des Portfoliomanagements der Weberbank antwortet.

Seit die IKB Deutsche Industriebank AG im Juni 2007 den ersten Krisenfall der Branche markierte, sind bald zwei Jahre vergangen. Verständlich daher die Frage nach dem überfälligen Ende der roten Zahlen in Bankbilanzen. Die oftmals guten Quartalsergebnisse zum Ende März lassen sich aber leider nicht fortschreiben. Der Stresstest der US-Regierung versuchte die Lage der Banken per Ende 2010 zu prognostizieren.

Obwohl keineswegs der schlimmste anzunehmende Verlauf unterstellt wurde, ist der ausgewiesene Bedarf an frischem Kapital hoch. Banken werden sich dauerhaft höheren Kapitalanforderungen gegenübersehen und mehr Eigenkapital benötigen – ein Prozess, der sich wohl über mehrere Jahre hinziehen und mit sparsamen Ausschüttungsquoten verbunden sein wird. Hilfreich wird dabei sein, dass im Konsolidierungsprozess der Branche signifikante Kosteneinsparungspotenziale vorhanden sind. Aktuelle Schätzungen für die Bankengewinne des laufenden Geschäftsjahres liegen folglich etwa 80 Prozent unter dem Bewertungsniveau vom Juli 2007.

Aufgrund der allgemeinen Wirtschaftslage und dessen Folgen für das Kreditgeschäft ist eher mit weiteren Kürzungen der Ergebnisprognosen zu rechnen. Eine große Unwägbarkeit liegt in den nach Osteuropa vergebenen Krediten. Die Verwerfungen auf den Immobilienmärkten in Großbritannien, Spanien und Irland dürften die dortigen Banken stark belasten, deutsche Institute sind weniger betroffen. Überhaupt muss mit unterschiedlichen Entwicklungen der einzelnen Banken gerechnet werden. Denn wann, wenn nicht in der Krise kann man beweisen, dass man etwas besser kann als die Konkurrenz?

Die bei rückläufigen Gewinntrends gestiegenen Kurse resultierten in einem Überschießen der Kurs-Gewinn-Verhältnisse. Nach diesem Gradmesser ist die europäische Bankenbranche im Durchschnitt mit fast dem Dreizehnfachen der Gewinne bewertet. Damit werden die Banken im Vergleich zum Durchschnitt aller Branchen derzeit mit einem Aufschlag von 11 Prozent gehandelt. Der historische Vergleichswert liegt bei einem Abschlag von rund 20 Prozent. Abgesehen von den schwerlich vorab auszumachenden Banken, die es besser machen als die Konkurrenz, gilt für die Branche insgesamt, dass sie bereits wieder zu teuer geworden ist.

– Haben Sie auch eine Frage?

Dann schreiben Sie uns:

E-Mail:

Redaktion.Geld@tagesspiegel.de

Postanschrift: Verlag Der Tagesspiegel,

Redaktion Geld, 10876 Berlin

an Oliver Borgis

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false