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Banken: Hypo Real Estate braucht weitere zehn Milliarden

Der staatliche Bankenrettungsfonds greift dem krisengeschüttelten Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE) mit neuen Milliardenhilfen unter die Arme. Kanzlerin Merkel schließt eine Verstaatlichung nicht aus.

Berlin/München -  Der Garantierahmen werde um 10 auf insgesamt 52 Milliarden Euro aufgestockt, teilte das Münchner Institut am Mittwoch mit. Die bisher von Bund und anderen Banken erbrachten Hilfen für die HRE haben damit ein Volumen von 102 Milliarden Euro.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) machte am Abend in Berlin deutlich, dass der Staat die HRE keinesfalls fallen lassen werde, weil eine Pleite das Bankensystem insgesamt gefährden würde. Die HRE brauche Garantien und „irgendwann auch Kapital“. Eine Verstaatlichung schloss Merkel nicht aus, auch wenn ihr danach nicht zumute sei. Dem Bund gehe es darum, eine Insolvenz zu verhindern und die Belastungen für den Steuerzahler zu begrenzen. „Der Aktionär ist mit Verlaub nicht der wichtigste Punkt.“

Das war auf HRE-Großaktionär Christopher Flowers gemünzt, mit dem der Bankenrettungsfonds Soffin am heutigen Donnerstag verhandelt. Damit soll Flowers’ Bereitschaft ausgelotet werden, seinen 25-prozentigen HRE-Anteil freiwillig an den Bund abzutreten, um so eine Enteignung zu verhindern. Der neue Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) drang auf eine rasche Entscheidung, um die HRE nicht zum Fass ohne Boden werden zu lassen.

Flowers und seine Mitinvestoren haben Mitte 2008 ein Viertel der HRE-Aktien zum Stückpreis von 22,50 Euro gekauft. Das entsprach einer Summe von 1,1 Milliarden Euro. An der Börse schloss das Papier am Mittwoch mit 1,17 Euro. Das Paket ist also inzwischen keine 60 Millionen Euro mehr wert.

Der US-Finanzinvestor will seine Verluste begrenzen und den Bund zu einer über dem Börsenkurs liegenden Abfindung bringen. Dem Vernehmen nach fordert er zehn Euro je Aktie – das wäre nahezu eine halbe Milliarde Euro. Eine Flowers-Sprecherin erklärte indes, es habe noch keine Preisverhandlungen gegeben.

Der Bund will nicht mehr als den aktuellen Börsenkurs zahlen, zögert aber mit einer Enteignung, um nicht Investoren vom Finanzplatz Deutschland abzuschrecken. Als Staatsbank könnte die HRE aber wieder Vertrauen aufbauen und sich ohne weitere Finanzspritzen des Staates refinanzieren. Die Zeit drängt, weil das von der HRE maßgeblich betriebene Geschäft mit Pfandbriefen leidet – sie sind das einzige Finanzprodukt, bei dem Deutschland im globalen Maßstab eine führende Rolle spielt.

Merkel stellte klar, dass es in Deutschland nicht eine „Bad Bank“ geben werde, in der alle wertlosen Papiere aller Banken anonymisiert gebündelt werden. „Es kann ja von uns nicht verlangt werden, dass wir nur die Risiken nehmen“, sagte sie. Den Einstieg bei der Commerzbank verteidigte Merkel auch mit dem Argument, dass der Bund nun eine Übernahme durch andere verhindern könne. Das Bankensystem sei nicht zusammengebrochen, aber es sei noch lange nicht wieder voll funktionsfähig. tmh/mod

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