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Bankenkrise: Chef der Bank of America tritt zurück

Die Übernahme der Investmentbank Merrill Lynch war der Triumph seiner Karriere. Nun wird sie zu seinem Untergang. Kenneth Lewis tritt als Chef der Bank of America zurück.

Er werde auch den Verwaltungsrat verlassen, teilte die Bank am Mittwoch nach US-Börsenschluss mit. Ein Grund für den Rückzug des 62-jährigen Lewis wurde nicht genannt. Er stand im Zusammenhang mit der finanziell misslungenen Übernahme der Investmentbank Merrill Lynch jedoch massiv unter Kritik.

Die Bank of America hatte sich inmitten der Finanzkrise mit Merrill Lynch verhoben und musste von der US-Regierung mit rund 45 Milliarden Dollar gestützt werden.

Er sehe einen guten Zeitpunkt gekommen, um die Machtübergabe an die nächste Führungsgeneration einzuleiten, wurde Lewis zitiert. Die Bank of America sei inzwischen in der Lage, die Staatshilfen zurückzuzahlen, und die Integration von Merrill Lynch und des Immobilienfinanzierers Countrywide verlaufe planmäßig.

Lewis, der die Bank seit 2001 führte, stand zuletzt stark unter Druck. Erst hatte vor knapp einem Jahr das finanzielle Debakel bei der Merrill-Lynch-Übernahme seine Position geschwächt. Zudem geriet die Bank im Zusammenhang mit dem Deal auch noch ins Visier der US-Börsenaufsicht SEC und der New Yorker Staatsanwaltschaft.

Deshalb galt spätestens seit einem Umbau des Top-Managements Anfang August das Rennen um Lewis' Nachfolge als eröffnet. Mindestens fünf Spitzenmanager gelten als Kandidaten für den Chefposten. Unter anderem hatte die Bank of America damals die einstige Finanzchefin der Citigroup, Sallie Krawchek (44), an Bord geholt. Bereits zuvor hatte Lewis den Vorsitz im Verwaltungsrat abgeben müssen.

Zu den Kandidaten für den Chefsessel zählt auch Brian Moynihan, der neue Chef des für die Bank wichtigen Privatkundengeschäfts. Weitere potenzielle Nachfolger sind die Hypotheken-Chefin Barbara Desoer, Finanzchef Joe Price und der Ex-Goldman-Sachs-Banker Tom Montag.

Die SEC ist der Ansicht, dass die Bank of America ihre Aktionäre über die 5,8 Milliarden Dollar schweren Bonuszahlungen für Manager von Merrill Lynch falsch informiert hat.

Ihren Aktionären, die der Übernahme zustimmen mussten, hatte die Bank of America versichert, Merrill dürfe ohne Zustimmung der neuen Mutter keine Boni auszahlen. In Wirklichkeit hatte die Bank of America dies aber der SEC zufolge bereits zuvor dem Merrill-Management zugesagt.

Im Rahmen eines Vergleichs sollten die SEC-Vorwürfe gegen eine Zahlung von 33 Millionen Dollar fallen gelassen werden. Vor zwei Wochen wies jedoch der zuständige Richter den Vergleich ab. Auch der New Yorker Generalstaatsanwalt Andrew Cuomo führt Ermittlungen im Zusammenhang mit der Merrill-Lynch-Übernahme.

Lewis hatte den Deal Mitte September 2008 mit Merrill-Lynch-Chef John Thain eingefädelt und damit auch das Ende der Investmentbank Lehman Brothers besiegelt: Die Bank of America war als wahrscheinlichster Lehman-Retter gehandelt worden. Die damals als Coup gefeierte Merrill-Lynch-Übernahme geriet jedoch schnell zum Desaster. Bei der Investmentbank tat sich zum Jahresende unerwartet ein Riesenverlust von mehr als 20 Milliarden Dollar auf, Thain musste gehen.

Inzwischen arbeitet sich die Bank of America – später als viele anderen großen US-Kreditinstitute – wieder aus dem staatlichen Rettungsschirm heraus. Vor wenigen Tagen verließ sie eine Garantievereinbarung, die die Bank vor Verlusten bei Wertpapieren im Volumen von 118 Milliarden Dollar schützen sollte. Die Garantieleistungen kosten sie allein 425 Millionen Dollar.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa

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