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Wall Street

© dpa

Börse: Land in Sicht

Alle reden von der schlechten Wirtschaftslage. Doch die Börse spekuliert bereits im Abschwung auf bessere Zeiten. Was Aktionäre jetzt beachten müssen.

Die Zeichen stehen auf Sturm: Trübe Konjunkturaussichten bei steigender Inflation, dazu hohe Energiekosten und eine verunsicherte Finanzbranche. Eine schwere Situation für viele Unternehmen, so viel steht fest. Aber blicken auch deren Aktionäre in eine düstere Zukunft? Die Antwortet lautet: Ja und Nein. Natürlich spiegelt die Börse die Geschäftslage der Unternehmen. Aber eben nicht nur. Es geht immer auch um Stimmungen, Erwartungen und Fantasien.

Bereits mitten im Abschwung fiebern die Börsianer regelmäßig dem nächsten Aufschwung entgegen. Etwa sechs Monate, so sagt man, ist das Börsenparkett der Realwirtschaft voraus. Beispiele für Marktphasen, in denen bereits die Zukunft gehandelt wurde, während der Ist-Zustand noch wenig verheißungsvoll erschien, gibt es viele. Meist war nach Kursstürzen von 25 bis 30 Prozent das Ende erreicht und es ging kontinuierlich wieder nach oben. Seit Ende des vergangenen Jahres ist der Dax um rund 20 Prozent gefallen und die ersten Optimisten haben sich bereits zu Wort gemeldet. Peter Oppenheimer, der oberste europäische Anlagestratege bei Goldman Sachs, schrieb vergangene Woche in einer Studie: „Wir glauben, dass Aktien in den nächsten zwölf Monaten die Anlageklasse sein wird, die sich am besten entwickelt.“ Wir erklären, welche Regeln Aktionäre in so unruhigen Zeiten beachten sollten.

KEINE PANIK

Gerade wenn die Börse unter Druck steht, gilt: Ruhe ist die erste Aktionärspflicht. Denn anders als in Aufschwungphasen, in denen es zumeist relativ stetig nach oben geht, kann der Weg nach unten mitunter sehr wechselhaft sein. „Im Abschwung entwickeln sich die Kurse oft sehr volatil“, sagt Marco Cabras von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). „Mal geht es besser, mal gehen die Kurse wieder deutlich nach unten“. Da kann es recht leicht zu Panik kommen. Deshalb müsse man sich zwingen, einen kühlen Kopf zu bewahren, erklärt Aktionärsschützer Cabras.

ALLES AUF DEN PRÜFSTAND

Genau wie man bei Unwettern auf regenfeste Kleidung achtet, ist es ratsam, auch sein Aktiendepot auf stürmische Zeiten vorzubereiten. Experten empfehlen, sich jeden Titel seines Depots genau anzuschauen und zu hinterfragen. Dabei sollte man kritisch analysieren, was einem die Titel bislang eingebracht haben, was man noch von den einzelnen Werten erwartet und in welchem Zeithorizont man mit diesen Gewinnen rechnet.

RESERVE ERHÖHEN

Gleichzeitig empfiehlt der DSW, Geld für spätere Investitionen auf die Seite zu legen oder, wie es die Börsianer ausdrücken: „Man muss das Schießpulver trocken halten.“

GRENZEN SETZEN

Um mögliche Verluste in Grenzen zu halten, ist es angebracht, Stoppkurse für die Titel seines Depots zu setzen. Dabei ist es sinnvoll, bei den Grenzen keine runden Zahlen zu wählen. „Die meisten Anleger setzen Stoppkurse auf runde Werte. Wenn dann tatsächlich alle Aktien verkauft werden, ist das Papier des Kleinaktionärs garantiert als letztes an der Reihe und bekommt den schlechtesten Kurs“, sagt Aktionärsschützer Cabras.

DEFENSIV STATT OFFENSIV

In härteren Zeiten sollte man vermehrt auf Substanzwerte, sogenannte Value-Aktien, setzen. „Zu empfehlen sind zuverlässige Branchen, wie etwa Nahrungsmittelhersteller, denn gegessen wird immer“, sagt der DSW-Experte. Ähnlich sei es mit Anteilen von Pharmaunternehmen oder Versorgern. Im Gegenzug sollte man Aktien, die ein großes Wachstum versprechen, tendenziell eher meiden. „Bei Werten, die zuletzt einen Boom erlebt haben, wie bei den erneuerbaren Energien, oder bei Branchen, die stark vom Weltmarkt abhängig sind, wäre ich vorsichtig“, sagt Cabras.

Ohnehin scheint eine gewisse Grundskepsis, auch den Analysten gegenüber, das richtige Rezept für den Abschwung zu sein. Damit man als Kleinanleger in turbulenten Börsenzeiten keine Fehleinschätzungen ausbaden muss, gilt die Devise: Wenig Risiko und auf den nächsten Aufschwung warten.

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