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BÖRSEN Ausblick: Viele Händler haken die Krise schon ab

Neun Tage lang kannte der Dax nur eine Richtung: nach oben. Am Freitag erreichte er 5301 Punkte – so viel wie noch nie in diesem Jahr und rund 40 Prozent mehr als beim Jahrestief Anfang März.

Frankfurt am Main -  Dass der Leitindex am gleichen Tag dann doch noch leicht im Minus schloss, hielten Händler für „überfällig“. Größere Rückschläge erwarten sie aber nicht.

Die Optimisten haben derzeit die Oberhand. Nicht nur über den Erwartungen liegende Quartalsberichte, sondern auch hoffnungsvolle Konjunktursignale wie der am Freitag veröffentlichte Ifo-Index heben die Stimmung der Börsianer. Weder das Theater bei VW und Porsche noch Enttäuschungen wie beim Pharma- und Chemiekonzern Merck können da irritieren.

„Der Dax hat schon im März seinen Tiefstand gesehen“, sagt Markus Wallner von der Commerzbank. Nicht nur er erwartet, dass vor allem die Zahlen der Deutschen Bank, die das Institut am Dienstag vorlegt, gut bis sehr gut ausfallen werden. Auch andere Dax-Konzerne veröffentlichen Quartalsberichte, darunter Bayer, SAP und Daimler am Mittwoch sowie BASF, Lufthansa, Volkswagen, MAN und Siemens am Donnerstag.

Gute Zahlen wären ein weiterer Hinweis darauf, dass das Schlimmste der Finanz- und Wirtschaftskrise überstanden ist. Die Ifo-Konjunkturexperten erwarten im dritten Quartal ein Ende der Rezession. Die Unternehmen berichten jedenfalls wieder von etwas volleren Auftragsbüchern. Für Aktien spricht auch, dass nach wie vor reichlich Liquidität und damit Kapital vorhanden ist, das nach lukrativen Anlagemöglichkeiten sucht. Und bei verzinsten Anlagen ist derzeit nur wenig zu holen. Längst ist schon wieder die Rede von 6000 Punkten im Dax.

Rückhalt bekommen die deutschen Börsianer von den Kollegen von der Wall Street und den Handelsplätzen in Tokio, Hongkong und Shanghai. In Shanghai stehen die Notierungen so hoch wie seit 13 Monaten nicht mehr, der Index hat seit Jahresanfang um mehr als 70 Prozent zugelegt. Auch in New York zeigen die Kurse weiter nach oben, auch wenn Börsianer nach der Rallye der vergangenen Tage mit einer Verschnaufpause rechnen. Kommende Woche werden zwölf der 30 im Dow Jones gelisteten Firmen Zahlen präsentieren, darunter Exxon Mobil, Chevron und Walt Disney.

Es gibt aber auch Stimmen, die zu Wachsamkeit raten. Eugen Keller vom Bankhaus Metzler geht der Aufschwung zu schnell. Das erinnere fast schon an die Goldgräberstimmung am längst zusammengebrochenen Neuen Markt Anfang des Jahrtausends. Die Experten von ING Investment raten noch deutlicher zur Vorsicht. Die Fundamentaldaten für den Aktienmarkt seien wenig tragfähig. „Die Unternehmenserträge stehen auch künftig, vor allem 2010, unter Druck. Die Marktprognosen sind hier viel zu optimistisch“, heißt es in der jüngsten ING-Analyse. Im zweiten Halbjahr sei mit enttäuschenden Unternehmensgewinnen, sinkender Nachfrage und Dividendenkürzungen zu rechnen. Die V-förmige Erholung der Wirtschaft – nach einer steilen Tal- jetzt wieder eine steile Bergfahrt – werde so nicht kommen. Die ING empfiehlt den Anlegern: Vorsicht walten lassen.

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