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© dpa

Deutsche Bank: Ackermann schafft Traumrendite

Die Deutsche Bank ist zurück in der Gewinnzone, mit 1,2 Milliarden Euro sehr deutlich. Zugleich streicht sie die Rendite aus Boomzeiten ein - eine Trendwende ist das aber noch nicht.

Nach einem schwachen Jahr 2008 macht die Deutsche Bank im ersten Quartal diesen Jahres wieder Gewinne. Weil sich vor allem das Investmentbanking deutlich erholt hat, erwirtschaftete das Institut in den ersten drei Monaten einen Überschuss von 1,2 Milliarden Euro, teilte Bank-Chef Josef Ackermann am Morgen in Frankfurt mit. Im Vorjahresquartal stand noch ein Verlust von 141 Millionen Euro in den Büchern. Die bereinigte Eigenkapitalrendite vor Steuern stieg wieder nahe 25 Prozent – auf eben jene Zielmarke, die Ackermann seit Jahren verfolgt.

Bereits am Wochenende hatte Ackermann angedeutet, dass die Deutsche Bank ein starkes erstes Quartalsergebnis vorlegen werde. Dem Handelsblatt sagte er, er erwarte, dass einige Institute bereits im ersten Quartal wieder Eigenkapitalrenditen von bis zu 25 Prozent erwirtschaften würden. Zugleich hatte ihn das Blatt mit den Worten zitiert: "Man kann es im Geschäftsleben nicht mit Absicht gemächlicher angehen lassen, nur damit alle mitkommen." Der SPD-Fraktionsvize Joachim Poß hatte Ackermann hierfür heftig kritisiert: Dieser habe "aus dieser schweren Krise zu wenig gelernt".

Die Deutsche Bank reiht sich in die Reihe jener Institute ein, die zuletzt mit Erfolgsmeldungen Hoffnungen auf ein Ende der Bankenkrise geweckt haben. Vor allem die direkte Konkurrenz hatte gute Zahlen vorgelegt. Wells Fargo, die Nummer vier der Branche, verblüffte Investoren und Analysten mit drei Milliarden Dollar Gewinn in den ersten drei Monaten des Jahres. Goldman Sachs folgte mit einem Gewinn von 1,81 Milliarden, und JP Morgan Chase verbuchte 2,1 Milliarden Dollar. Im Gegensatz zu manchem Konkurrenten erreichte die Deutsche Bank das gute Ergebnis jedoch ohne jegliche Staatshilfe.

Boom bei Unternehmensanleihen

Experten halten die Hoffnung auf eine Trendwende jedoch für verfrüht. Denn das gute Ergebnis beruht vor allem auf dem Boom an den Märkten für Unternehmensanleihen. Das Geschäft funktioniert so: Unternehmen geben Schuldverschreibungen an private und institutionelle Investoren aus und erhalten hierfür frisches Geld von den Anlegern. Die Banken wiederum vermitteln das Geschäft und behalten Gebühren ein. Guido Hoymann, Analyst beim Bankhaus Metzler, vermutet, dass dieses Geschäft auch deshalb zuletzt floriert habe, weil die Firmen sich vorsorglich neues Geld beschaffen, um möglichen Kreditklemmen zuvorzukommen. "Einen solchen Boom werden wir vermutlich nicht auf Dauer sehen", sagt Hoymann.

Gleichzeitig müssen alle Banken wegen der schweren Rezession mit weiteren Belastungen rechnen. Die Institute haben Kredite an Unternehmen und Privatleute gewährt, die nun durch Firmenpleiten und die steigende Arbeitslosigkeit ausfallen könnten. Hinzu kommt, dass in einigen Bankbilanzen weiterhin giftige Papiere lagern. Wie eine Studie der Finanzaufsicht BaFin zeigt, die am Freitag öffentlich wurde, sind die Risiken dieser Positionen weiterhin gewaltig. Die Deutsche Bank allerdings steht dem Papier zufolge gut da – und hat sich weitgehend von den Risikoposten getrennt.

Ackermann äußerte sich dennoch vorsichtig: "Was die weiteren Aussichten angeht, müssen wir mit anhaltenden Schwierigkeiten in unserem Geschäft rechnen", warnte der Schweizer, dessen Vertrag am Vorabend überraschend um drei Jahre verlängert worden war. Er betonte, dass die Bank das notwendige Kapital habe, um die Krise durchzustehen. Die Kernkapitalquote stieg zum Ende des Quartals auf 10,2 Prozent von 10,1 Prozent Ende 2008.

Im einstmals starken Privatkundengeschäft musste die Deutsche Bank hingegen Einbußen hinnehmen. Von Januar bis März verdiente die Bank in der Sparte nur noch 34 Millionen Euro vor Steuern. Das klassische Privatkundengeschäft büßte rund ein Drittel des Vorsteuerergebnisses ein. In der Vermögensverwaltung, zu der die Fondstochter DWS einen wesentlichen Anteil beiträgt, stand sogar unter dem Strich ein Verlust von 173 Millionen Euro. Im ersten Quartal 2008 hatte die Deutsche Bank hier noch einen Gewinn von 188 Millionen Euro gemacht.

Ackermann verlängert bis 2013

Bereits am Montagabend, kurz vor der Bekanntgabe der Zahlen, hatte die Deutsche Bank mit einer anderen Information überrascht. Sie gab bekannt, dass Josef Ackermann seinen Vertrag um drei Jahre verlängern werde. Formell soll die Entscheidung zur Vertragsverlängerung vom Aufsichtsrat am 28. Juli abgesegnet werden. Einstimmig hat das Gremium den 61-Jährigen aber bereits am Montag gebeten, bis 2013 im Amt zu bleiben. Ackermann nahm das Angebot an.

"Die Kontinuität in der Führung der Bank wird damit sichergestellt", sagte Aufsichtsratschef Clemens Börsig, der selbst als ein Kandidat für die Nachfolge Ackermanns gehandelt worden war. Noch bei der Jahrespressekonferenz Anfang Februar hatte Ackermann betont, dass die Aktionärsversammlung im nächsten Jahr "mit Sicherheit" sein letzter Tag bei der Bank sein werde. Jetzt will er das Institut für drei weitere Jahre führen.

Die Entscheidung des Aufsichtsrats zeigt die Schwierigkeiten der Bank, einen geeigneten Nachfolger für Ackermann zu finden. Es gab keinen Kandidaten, der als nächster Bankchef auf der Hand lag. Ackermann hat nun bis 2013 Zeit, einen Kronprinzen aufzubauen. (Zeit Online, mit rtr)

Philip Faigle

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