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Deutsches Aktieninstitut: Zu wenig Aktionäre

Nur knapp sechs Prozent der Deutsche besitzen Aktien. Das Deutsche Aktieninstitut klagt über steuerliche Belastungen.

Frankfurt am Main - Der Staat hemmt mit seiner Steuerpolitik die Schaffung von Eigenkapital in Unternehmen und macht Aktien unattraktiv. Zu diesem Urteil kommt zumindest Karlheinz Hornung, der Präsident des Deutschen Aktieninstituts (DAI). „Wo die Aktienanlage diskriminiert wird, wird gleichzeitig die Aktie als Finanzierungsinstrument unattraktiver, was auch die Eigenkapitalbildung erschwert,“ sagte Hornung, dessen Verband die Unternehmen und Institutionen vertritt, die sich am deutschen Kapitalmarkt engagieren.

Hornung rechnete am Dienstag vor, dass Aktienerträge auf Unternehmensebene und danach bei den Anlegern mit insgesamt rund 48 Prozent besteuert werden, während es bei Zinsen nur rund 26 Prozent seien. Deshalb sei es nicht verwunderlich, dass es in Deutschland im internationalen Vergleich viel zu wenige Direktaktionäre gebe. Nur 3,6 Millionen Deutsche oder 5,9 Prozent der Bevölkerung besitzen direkt Aktien. In den USA und in anderen europäischen Ländern ist die Quote zum Teil zweistellig.

Hornung erneuerte vor diesem Hintergrund auf der Jahrespressekonferenz seine Forderung, die Abgeltungssteuer „zumindest abzumildern“ und unter anderem Gewinne aus Aktiengeschäften nach einer bestimmten Frist wieder von der Besteuerung auszunehmen. Seit Anfang 2009 sind auf Zinsen, Dividenden und auf Gewinne aus Aktienverkäufen 25 Prozent Steuern plus Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag zu zahlen.

Die Belastung der Aktienbesitzer ist für den DAI-Präsidenten auch ein Grund dafür, dass Börsengänge nicht richtig in Schwung kommen. „Um tatsächlich Innovationskraft und Stabilität der deutschen Wirtschaft deutlich zu verbessern, brauchen wir nicht zehn bis 15 Neuemissionen, wie wir sie für 2010 erwarten, sondern ein Mehrfaches,“ sagte Hornung.

Was die Transparenz und eine umfangreichere Aufklärung über Finanzprodukte angeht, plädiert das DAI für eine europäische Lösung. Zudem sei mehr Transparenz am Kapitalmarkt unerlässlich, etwa mit Blick auf den Aufbau von Beteiligungen an einzelnen Unternehmen. „Auch Leerverkäufe sollten transparenter werden, weil hierdurch alle Marktteilnehmer erfahren, ob andere Marktteilnehmer auf fallende Kurse setzen.“ Ein generelles Verbot von Leerverkäufen lehnt Vorstandsmitglied Rüdiger von Rosen zwar ab. Ungedeckten Leerverkäufen, bei denen Anleger mit Aktien spekulieren, die sie nicht besitzen und nicht einmal geliehen haben, würde das DAI allerdings einen Riegel vorschieben. Rolf Obertreis

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