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Erich Kästner: Hymnus auf die Bankiers

"Ihr Appetit ist bodenlos. Sie fressen Gott und die Welt." Was der deutsche Dichter Erich Kästner über die Finanzbranche schrieb.

Hymnus auf die Bankiers

Der kann sich freuen, der die nicht kennt! Ihr fragt noch immer: Wen? Sie borgen sich Geld für fünf Prozent und leihen es weiter zu zehn.

Sie haben noch nie mit der Wimper gezuckt. Ihr Herz stand noch niemals still. Die Differenzen sind ihr Produkt. (Das kann man verstehn, wie man will.)

Ihr Appetit ist bodenlos. Sie fressen Gott und die Welt. Sie säen nicht. Sie ernten bloß. Sie schwängern ihr eignes Geld.

Sie sind die Hexer in Person und zaubern aus hohler Hand. Sie machen Geld am Telefon und Petroleum aus Sand.

Das Geld wird flüssig. Das Geld wird knapp. Sie machen das ganz nach Bedarf. Und schneiden den anderen die Hälse ab. Papier ist manchmal scharf.

Sie glauben den Regeln der Regeldetri und glauben nicht recht an Gott. Sie haben nur eine Sympathie. Sie lieben das Geld. Und das Geld liebt sie. (Doch einmal macht jeder Bankrott!)

Aus Erich Kästner „Lärm im Spiegel“; erschienen zuerst 1929, heute lieferbar beim Atrium Verlag Zürich.

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