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UBS

© AFP

Finanzbranche: Unter Beobachtung

Mit der schweizerischen UBS musste eine weitere Großbank Milliardenverluste einräumen. Die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Hypotheken-Krise schwindet zusehends. Das Vertrauen in die Geldinstitute schwindet. Doch das ist kein Zufall.

Die Bankenlandschaft in der Alpenrepublik baut auf Unabhängigkeit und solides Wirtschaften. Zwei Faktoren, die die Schweiz zum Inbegriff des Kliffs in der Brandung machten. Mit den Milliardenverlusten der UBS ist dieses Image angekratzt. Kein Wunder, dass UBS-Verwaltungsratspräsident Marcel Ospel händeringend darum bemüht ist die Wogen zu glätten. "Unser Geschäftsmodell ist intakt", versichert er im Schweizer Radio DRS.

Vertrauen ist bares Geld wert im Finanzsektor, die Basis des Geschäfts. Gerade die Schweizer Banken haben davon in den letzten Jahrzehnten immer profitiert. Doch dieses Vertrauen ist im Zuge der Hypothekenkrise in den USA reichlich beschädigt worden. Es sind eben nicht nur geschäftstüchtige Großbanken oder kleine Geldinstitute mit hoher Affinität zu riskanten Geschäften.

Schäden an der Vertrauensbasis

Die UBS-Verluste dürfte nicht die letzte Schreckensmeldung aus dem Bankensektor sein. Nach und nach wird sichtbar wie tief die Verwicklungen nahezu aller europäischen Banken im fragilen US-Kreditgeschäft war. Direkt oder indirekt haben in diesem zweiten Halbjahr alle Geldinstitute teils sehr viel Geld verloren. Die Deutsche Bank ist mit einem Verlust von rund 2,2 Milliarden Euro aus der Hypothekenkrise noch glimpflich davon gekommen. Die IKB muss mittlerweile Kreditausfälle von 4,8 Milliarden hinnehmen und wird wohl verkauft werden, wenn sich denn ein Käufer findet. Die Citibank hat nach ersten Abschreibungen von 5,9 Milliarden Dollar im November nochmals Bereinigungen in der Bilanz von elf Milliarden einräumen müssen.

Nun wäre das nicht weiter schlimm, wenn die Vertrauensbasis intakt wäre. Kreditausfälle gehören zum Bankgeschäft, wie Unfälle im Straßenverkehr fast unvermeidlich sind. Man sucht sie zu vermeiden und die Anzahl zu reduzieren, doch ganz zu verhindern sind sie nicht. Doch die Geheimniskrämerei der Banken, ebenfalls ein kennzeichnendes Merkmal des Geschäfts, wird langsam zum Bumerang. Auch Banken sind börsennotierte Unternehmen und als solche ihren Aktionären verpflichtet. Gleichwohl ist ihr Geschäft wesentlich undurchsichtiger, als das von Industrieunternehmen. Die Verbindungen untereinender und ihre Finanzprodukte sind für Laien nicht mehr zu durchschauen. Die Beteiligungen und Verstrickungen können nur noch Experten durchschauen oder sogar bewerten. Das macht die Branche nicht vertrauenswürdiger.

Bankexperte: "Erdbeben im Weltfinanzsystem"

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) warnte am Wochenende vor einem deutlich verschlechterten Klima auf den Finanzmärkten. Insbesondere die mangelnde Transparenz in der Branche stand im Zentrum der Kritik. Das ganze Ausmaß der Abschreibungen wird sich wohl erst mit der Vorlage der Bilanzen für das Gesamtjahr 2007 aufdecken. "Nach wie vor besteht die Gefahr, dass Fonds und Banken in größerem Umfang Notverkäufe von Wertpapieren vornehmen müssen, um sich refinanzieren zu können", sagt der Finanzexperte Frank Mattern im Handelsblatt. Daher könnte ein "Erdbeben im Weltfinanzsystem" bevor stehen.

Klar ist für viele Experten und Politiker jedenfalls, dass die Branche in dieser Krise auch strukturelle Defizite aufdeckt. Keine Bank der Welt würde einem Unternehmen mit derart undurchsichtigen Finanzgebahren Geld leihen. Die Banken selbst scheinen sich an die Regeln guter Unternehmensführung jedoch nicht gebunden zu fühlen. Sie verschieben Risiken, verschleiern Verluste und verdecken den wahren Status Quo.

Steinbrück: "Der Komplexität nicht gewachsen"

Was auch immer noch kommen mag, in der aktuellen Krise liegt auch die Chance eines Neuanfangs. Um verlorenes Vertrauen zurück zu gewinnen können die Banken jetzt einiges tun. Schon Ende Oktober drohte Bundesfinanzminister Peer Steinbrück mit neuen Gesetzen, um die Branche enger an die Kandare zu nehmen. "Es gibt Bankenvorstände, die der Komplexität dessen, was sie tun, nicht gewachsen sind", sagte der Minister der "Financial Times Deutschland" im November. Starker Tobak für diese seit jeher elitär denkende Berufssparte.

Angedacht ist ein "Basel III", also die dritte Stufe der Spielregeln für Kredite. Dabei könnten die Banken verpflichtet werden noch mehr Geld auf die hohe Kante zu legen, um Kreditrisiken abzusichern. Das dürfte den Bankern nicht gefallen, denn damit dürfte die Kapitaldecke für das Investment und spekulative Geschäfte deutlich dünner werden. Und diese machen den Finanzjongleuren doch am meisten Spaß. Zumindest, wenn sie von Erfolg gekrönt sind.

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