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Finanzen: Tagesgeld vom Bund

Mit einer neuen Anleihe macht der Staat den Banken Konkurrenz. Das gab es seit 30 Jahren nicht mehr.

Frankfurt am Main - Dem Staat bringt es jährlich eine Ersparnis in zweistelliger Millionenhöhe, den Anlegern sichere und attraktive Zinsen: Zum ersten Mal seit 30 Jahren bietet der Bund exklusiv über die Finanzagentur des Bundes zum 1. Juli ein neues, kostenfreies Produkt für Privatanleger und macht damit den Tagesgeldkonten und Geldmarktfonds der Banken Konkurrenz.

Der Zeitpunkt ist gut gewählt. Die Deutschen legen derzeit so viel Geld auf die hohe Kante wie seit 15 Jahren nicht mehr: Im ersten Quartal lag die Sparquote der privaten Haushalte bei 14,8 Prozent. Und dieses Geld will gut angelegt sein.

Ähnlich wie Tagesgeldkonten wirft die Tagesanleihe des Bundes bei täglicher Verfügbarkeit des Geldes attraktive Zinsen ab. Zusätzlicher Clou: Die Zinsen werden jeden Tag gutgeschrieben, so dass die Rendite zusätzlich steigt. Sparkassen, Volksbanken und private Institute schreiben die Zinsen allenfalls Ende des Monats gut.

Aktuell bringt die Tagesanleihe des Bundes einen Zins von rund 3,7 Prozent. Der Zinssatz wird täglich angepasst und orientiert sich am Euro Index Overnight Average (Eonia). Dies ist der durchschnittliche Zins für Geld, das sich die Geschäftsbanken über Nacht gegenseitig leihen. 92,5 Prozent des Eonia-Satzes zahlt die Finanzagentur an die Anleger. Die müssen mindestens 50 Euro investieren. Erforderlich dafür ist ein kostenfreies Konto bei der Finanzagentur, das über das Internet, telefonisch oder per Post eingerichtet und genutzt werden kann.

„Die Tagesanleihe vereint die wesentlichen Eigenschaften eines Tagesgeldkontos mit den Vorteilen eines Bundeswertpapiers“, sagt Carl Heinz Daube, Geschäftsführer der Finanzagentur, die für die Verwaltung der Schulden des Bundes zuständig ist. Das Geld sei täglich verfügbar, die Laufzeit sei nicht begrenzt, es gebe keinerlei Kursrisiko und die Zinsen würden täglich, auch an Wochenenden und Feiertagen, gutgeschrieben. „Vor allem dieser Zinseszinseffekt ist weltweit einzigartig“, sagt Daube.

Auch Verbraucherschützer sehen die Anleihe des Bundes erst einmal positiv: „Das ist ein zusätzliches Angebot, das neuen Schwung in den Tagesgeldmarkt bringt“, sagt Frank-Christian Pauli, Referent beim Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv). „Es bleibt jedoch abzuwarten, wie sich die Zinsen im Vergleich zum Markt entwickeln.“

Zurückgerechnet auf die vergangenen zehn Jahre hätte die Tagesanleihe nach Angaben der Finanzagentur eine jährliche Rendite von 2,97 Prozent gebracht, ein Geldmarkt-Fonds dagegen nur 2,59 Prozent. 2007 hätte die Rendite bei knapp 3,69 Prozent gelegen, und dies ohne Kosten oder Auflagen, wie sie bei Angeboten von Banken und Sparkassen üblich sind. Dort ist meist entweder die Höhe der Zinsen befristet, es gibt einen Höchstanlagebetrag, oder die Offerte gilt nur für Neukunden. Zudem geben die Institute steigende Marktzinsen meist nur mit Verzögerung weiter.

Die Finanzagentur hofft mit der Tagesanleihe rund 280 000 ihrer derzeit 450 000 Kunden locken zu können. Im Schnitt dürften dann, sagt Daube, je 5000 Euro auf den Konten landen, so dass die Finanzagentur rund 1,35 Milliarden Euro einsammeln würde. Müsste der Bund diese Summe auf anderen Wegen aufnehmen, wäre die Zinslast pro Jahr um rund 40 Millionen Euro höher. „Diese Aufwendung ersparen wir dem Finanzminister. Genau dies ist unsere Aufgabe“, betont Daube.

Die Tagesanleihe soll der erste Schritt zur Belebung des Privatkundengeschäftes werden, nachdem der Bund vor 30 Jahren mit den Bundesobligationen den letzten Schritt auf diesem Feld gemacht hat. Seit 1969 gibt es zudem Bundesschatzbriefe. Hierzulande lagen Ende 2006 gerade mal 1,7 Prozent der Staatsschuld in Höhe von rund 920 Milliarden Euro in privaten Händen, drei bis fünf Prozent sollen es mittelfristig werden. Zum Vergleich: In Irland waren es 15, in Großbritannien knapp 13 und in Schweden rund sieben Prozent.

Weitere Informationen im Internet unter www.tagesanleihe.de oder unter der

Telefonnummer 0800-2225562

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