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Finanzkrise: Bad Bank für faule Wertpapiere?

Die Banken verstärken den Ruf nach einer Bad Bank Entsorgungsstelle für faule Wertpapiere. Josef Ackermann hat dieses Konzept in die Debatte gebracht.

Die deutsche Kreditwirtschaft dringt immer vehementer auf die Einrichtung einer zentralen Bad Bank zur Abwicklung toxischer Wertpapiere. „Es ist zwingend erforderlich, Risikoaktiva deutscher Banken in eine Bad Bank auszugliedern“, sagte WestLB-Vorstandschef Heinz Hilgert dem „Handelsblatt“. Auch der Präsident des Bundesverbands deutscher Volks- und Raiffeisenbanken (BVR), Uwe Fröhlich, sowie der Vorstandschef der Dresdner Bank, Herbert Walter, sprachen sich dafür aus.

Den Anstoß zu dieser Debatte hatte in der vergangenen Woche Deutsche-Bank- Chef Josef Ackermann gegeben. Eine Bad Bank ist ein Sanierungsinstrument für Banken, bei dem die angeschlagenen Institute faule Kredite abladen können. Das ermöglicht gefährdeten Banken einen unbelasteten Neustart. Die Bad Bank ist dann für eine geordnete Abwicklung der Vermögenswerte zuständig. Branchenbeobachter schätzen das infrage kommende Volumen für Deutschland auf 500 bis 800 Milliarden Euro.

WestLB-Chef Hilgert regte an, dass der Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (Soffin) dabei eine zentrale Rolle spielen sollte. „Der Soffin müsste die Refinanzierung der Bad Bank sicherstellen, die Alteigentümer sollten die Risikoabschirmung gewährleisten“, sagte Hilgert. „Der Grundgedanke ist nicht falsch, problematische Risikoaktiva der Banken im Rahmen der Aktivitäten des Soffin aufzukaufen“, sagte dazu BVR-Präsident Fröhlich dem „Handelsblatt“.

Die Debatte um eine zentrale Abwicklungsstelle für toxische Wertpapiere unterstreicht, dass die bisherigen Krisenmaßnahmen keine ausreichenden Erfolge gebracht haben. Zwar konnten die massiven Eingriffe der Notenbanken sowie die enormen Rettungspakete die Panik an den Finanzmärkten bremsen, doch sie konnten den eingefrorenen Interbankenmarkt nicht beheben.

Das Misstrauen, welche Bank in welchem Volumen problematische Wertpapiere besitzt, ist nach wie vor groß. „Das könnte man dadurch lösen, diese Risikoaktiva an zentraler Stelle abzuliefern und damit das Vertrauen in die Bankbilanzen wiederherzustellen“, regte Fröhlich an. Der Soffin kann zwar schon jetzt toxische Wertpapiere kaufen, bislang müssen die Banken diese aber nach drei Jahren wieder zurücknehmen.

Auch international gibt es zunehmend Befürworter. Die Krise könne nur dann nachhaltig gelöst werden, wenn alle problematischen Papiere aller Institute in einer Bad Bank gebündelt würden, schrieb die Unternehmensberatung Bain jetzt in einer Studie. Vertreter des Institute of International Finance (IIF), ein Zusammenschluss von Banken, sprachen sich dafür aus, dass die Regierungen solche Maßnahmen erwägen sollten.

Der Widerstand gegen eine solche Lösung in der Politik ist indes groß, denn auf den Steuerzahler kämen Milliardenrisiken zu. Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) hat sich bereits dagegen ausgesprochen. Kernproblem ist zudem, zu welchen Preisen solche Wertpapiere übernommen werden sollten. Für die meisten dieser Finanzprodukte gibt es seit langem keine Preise mehr. In den USA ist an diesem Punkt auch das ursprüngliche Konzept von US-Finanzminister Henry Paulson gescheitert, das 700 Milliarden Dollar schwere Rettungspaket für den Kauf toxischer Papiere zu verwenden. HB

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