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Finanzkrise: Banken wollen gemeinsam nach Rettungspaket greifen

Was sollen bloß die anderen denken? Getreu diesem Motto wollte bisher keine deutsche Privatbank das staatliche Rettungspaket in Anspruch nehmen. Nun haben sie es sich anders überlegt - und wollen gemeinsam an das Staatsgeld. Möglicherweise ist sogar die Deutsch Bank mit dabei.

Nach langem Zögern wollen die Privatbanken einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" zufolge gemeinsam nach dem Rettungspaket der Bundesregierung greifen. Es zeichne sich ab, dass die führenden Banken in den nächsten Tagen beim Bund vorstellig würden und Anträge auf Kreditbürgschaften stellten, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Verhandlungskreise.

Die Bundesregierung sei über die Verhandlungen zwischen den Privatbanken über eine Nutzung des Rettungsschirms informiert, berichtet die "SZ". Nach Angaben aus den Kreisen seien in die Gespräche alle großen Privatbanken einbezogen - die Commerzbank, die Dresdner Bank und die Postbank. Selbst die Deutsche Bank verhandele mit, obwohl deren Chef Josef Ackermann jüngst erklärt hatte, er würde sich schämen, Staatsgeld in Anspruch zu nehmen.

HRE beantragt Liquiditätsgarantie

Nach Angaben von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) wollen in den kommenden "vier bis fünf Tagen" weitere große Privatbanken das Hilfspaket in Anspruch nehmen. Darunter seien auch solche Banken, die sich zuvor anders öffentlich geäußert hätten, sagte Steinbrück der "Financial Times Deutschland".

Die Hypo Real Estate teilte am Mittwoch mit, sie beantrage eine kurzfristige Liquiditätsgarantie durch die Bundesbank von 15 Milliarden Euro. Mit der Hilfe aus dem Rettungspaket solle die Zeit überbrückt werden, bis die Verträge mit anderen Banken und dem Staat über das zugesagte Rettungspaket von 50 Milliarden Euro abgeschlossen sind. Außer der HRE haben bislang nur die Landesbanken BayernLB, HSH Nordbank und WestLB Interesse an Hilfen aus dem Fonds angemeldet.

VW-Aktie bremste den Dax aus

Der Deutsche Aktienindex (Dax) schloss mit 0,45 Prozent im Plus bei 4.801,87 Punkten. Die VW-Aktie bremste dabei einen deutlich stärkeren Anstieg. Das Papier des Wolfsburger Autobauers, das sich in den vergangenen Tagen auf einen Kurs von zeitweise über 1000 Euro verfünffacht hatte, halbierte seinen Wert am Mittwoch. So schlugen sich die riesigen Gewinne anderer Unternehmen im Dax kaum nieder: Siemens verbuchte ein Plus von fast 25 Prozent, Daimler von 22 Prozent.

Die Volkswagen-Aktie soll ab kommender Woche nur noch mit maximal zehn Prozent Gewicht in den Dax einfließen, wie die Deutsche Börse mitteilte. Der rasante Preisanstieg habe der VW-Aktie zeitweise ein Gewicht von über 27 Prozent gegeben. Der Dax bilde das Marktgeschehen nur noch verzerrt ab.

Leitzins von der US-Notenbank auf 1,0 Prozent gesenkt

Die US-Notenbank senkte erneut den Leitzins-Satz um einen halben Punkt, er erreichte damit 1,0 Prozent. Dies ist der tiefste Stand seit 2004. Bereits vor zwei Wochen hatten die Notenbanker in Washington den Satz in einer konzertierten Aktion mit ausländischen Zentralbanken um einen halben Punkt gesenkt. Dadurch kann den verunsicherten Märkten billigeres Geld zur Verfügung gestellt werden. Die Fed begründete ihren Schritt damit, dass sich die Konjunktur in den USA "beträchtlich verlangsamt" habe.

An der New Yorker Börse war nach der erwarteten Entscheidung kein Kurssprung zu verzeichnen. Der Dow Jones verlor direkt im Anschluss 0,62 Prozent und lag bei 9009 Punkten. Der Technologie-Index Nasdaq gewann 1,11 Prozent und stieg auf 1668 Punkte. (sba/AFP)

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