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Autozulieferer IFA-Maschinenbau

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Finanzkrise: Das böse R-Wort

Rutscht Deutschland in die Rezession? Darüber streiten sich die Experten - aber klar ist, der Aufschwung ist vorbei. Die EU plant nun strengere Gesetze.

Die Folgen der weltweiten Finanzkrise werden die Wirtschaftsdynamik in Deutschland im kommenden Jahr spürbar dämpfen. Für 2009 sagte das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) ein Wachstum von nur noch 0,6 Prozent voraus. Umstritten ist aber, ob das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Bundesrepublik schrumpfen wird. „Keineswegs droht der freie Fall in die Rezession“, sagte IW-Direktor Michael Hüther am Mittwoch. Andere Fachleute sind dagegen pessimistischer und erwarten, dass die Wirtschaftsleistung schon bald schrumpfen wird.

Womöglich steckt Deutschland bereits in der Rezession. Dies wäre der Fall, wenn das BIP nach dem Rückgang im zweiten Quartal auch im gerade beendeten dritten Quartal gesunken sein sollte. Fest stehen wird dies erst Mitte November, wenn das Statistische Bundesamt entsprechende Berechnungen bekannt gibt.

„Drama befindet sich im Schlussakt, der aber länger dauern kann, wie bei einer Wagnerschen Oper“

Für dieses Jahr rechnet das IW mit einer Zunahme der Wirtschaftsleistung von 1,7 Prozent – damit liegt das Haus in etwa gleichauf mit vier anderen Instituten, die ihre Prognosen kürzlich auf einen ähnlichen Wert gesenkt hatten. Die Verlangsamung 2009 gehe auf fehlende Exportimpulse und geringere Investitionen zurück. Zur Finanzkrise sagte Hüther, das „Drama befindet sich im Schlussakt, der aber länger dauern kann, wie bei einer Wagnerschen Oper“. Vergleiche mit der Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er Jahre seien falsch. „Wer nur auf die Aktienmärkte und den amerikanischen Immobilienmarkt schaut, guckt zu kurz“, sagte Hüther. Abgesehen von den Finanzmärkten, den USA und Großbritannien gebe es nur begrenzte Folgen der Krise für die Konjunktur. Zum Gesamtbild gehörten auch Entlastungen in sinkender Rohstoffpreise.

Auch der Deutsche Industrie- und Handelskammertag wandte sich gegen Rezessionsängste. „Wir sollten jetzt nicht die Krise ausrufen“, sagte Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben in der ARD. Zwar kühle sich die Konjunktur ab, von einer Rezession solle man aber nicht reden. „Es gibt keine flächendeckende Knappheit an Krediten“, sagte er. Darauf deute eine Umfrage unter Mitgliedsfirmen hin. Probleme gebe es nur bei der Finanzierung riskanter Investitionen. Die Bankenkrise sei hierzulande nicht so stark auf die Realwirtschaft übergesprungen wie in den USA.

Die Commerzbank sieht die Bundesrepublik dagegen „auf dem Weg in die Rezession“. Die guten Daten zum Umsatz im Einzelhandel ließen hoffen, dass der Rückgang im dritten Quartal nicht ganz so stark ausfallen werde, erklärte Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen.

Schlechte Nachrichten aus dem Handwerk

Vom Maschinenbau gab es dagegen schlechte Signale. Im August schrumpften die ausländischen Aufträge mit real minus 19 Prozent so stark wie seit knapp sieben Jahren nicht mehr, teilte der Branchenverband VDMA mit. Dadurch verbuchten die Unternehmen insgesamt zehn Prozent weniger Bestellungen als vor einem Jahr. Der seit vier Monaten anhaltende Trend nach unten setzte sich verschärft fort. „Wegen der Finanzkrise sind die Kunden vorsichtiger geworden und warten mit Aufträgen ab“, sagte VDMA-Experte Olaf Wortmann.

Auch das Handwerk ist pessimistisch: Ein Umsatzminus von mehr als einem Prozent sieht Handwerks-Hauptgeschäftsführer Hanns-Eberhard Schleyer. Er nannte den schwachen Konsum und die zurückhaltende Kreditvergabe der Banken als Grund.

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