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Finanzkrise: Kleinwort-Manager klagen Millionenboni ein

Mitarbeiter der Investmentbank Dresdner Kleinwort wollen in Großbritannien Zusatzeinkünfte vor Gericht durchsetzen. Die Commerzbank als Konzernmutter hatte sie gestrichen.

Die Mitarbeiter der früheren Dresdner-Bank-Investmentsparte Dresdner Kleinwort wollen insgesamt 34 Millionen Euro ausstehender Boni einklagen. Laut den am Dienstag in London bei Gericht eingereichten Papieren werfen sie der neuen Eigentümerin Commerzbank vor, nur rund zehn Prozent der für das vergangene Jahr zugesagten Boni ausgezahlt zu haben.

Wie die britische Nachrichtenagentur PA meldete, betrage die höchste Einzelforderung 1,66 Millionen Euro. Außerdem machten die Banker, von denen einige heute nicht mehr für Dresdner Kleinwort arbeiten, auch Zinsansprüche geltend.

Ursprünglich habe bei Dresdner Kleinwort für 2008 ein Bonus-Budget von 400 Millionen Euro bereitgestanden, hieß es. Angesichts des Gewinneinbruchs im Zuge der Finanzkrise habe die in Deutschland mittlerweile teilverstaatlichte Commerzbank die Zusatzvergütungen auf einen Bruchteil gekürzt.

Um zu verhindern, dass auch für erfolgloses Bankenmanagement Boni fließen, hat Deutschland bereits ein Gesetz erlassen. Auch auf europäischer Ebene und im Kreise der G-20-Staaten sind solche Regelungen in Planung. Festgeschriebene Obergrenzen festzulegen, erwies sich bisher jedoch als schwierig.

Nicht nur die deutsche Bankenbranche wehrt sich gegen staatlich verordnete Limits. "Grundsätzlich ist es nicht Sache des Staates, was ein Unternehmen seinen Angestellten an Gehalt zahlt", sagte der Präsident des Bankenverbands BdB, Andreas Schmitz. Leistungsabhängige Bezahlung sei ein wichtiges Führungsinstrument für jedes Institut.

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann sieht nach über zwei Jahren Finanzkrise zwar grundsätzlich Veränderungsbedarf an den Vergütungssystemen. Er hält Prämienzahlungen – deren teils exorbitante Höhen in der Vergangenheit die Öffentlichkeit erzürnt hatten – aber für unerlässlich zum Anheuern von Top-Bankern. "Der Krieg um Talente ist wieder im vollen Gang", sagte er auf einer Branchentagung in Frankfurt. Talentierte Mitarbeiter zu verlieren, wäre fatal.

Die 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) hatten am Wochenende schärfere Bonus-Regeln angekündigt, darunter auch Bonus-Malus-Regelungen, durch die Bezüge von Bankern sinken, wenn sie Misserfolge erzielen. Maßlosigkeit bei der Bezahlung von Finanzmanagern gilt als eine Ursachen der Finanzkrise.

Schmitz räumte ein, dass mit den Boni in Millionenhöhe viel Vertrauen in die Banken verspielt worden sei. "Zu oft sind nur scheinbare Erträge belohnt worden, und zwar auch dann noch, als dieser Schein sich endgültig als Illusion erwiesen hatte."

Besonders in den USA drohe der Reformeifer in dem Punkt wieder zu versiegen. Ein Londoner Investmentbanker, der nicht genannt werden will, bringt die Situation auf den Punkt: "Für Super-Banker gibt's auch wieder Super-Boni – wir reden hier von fünf Millionen und mehr."

Unterstützung bekamen Schmitz und Ackermann vom Co-Präsidenten der US-Investmentbank Morgan Stanley, Walid Chammah. "Wir sind gegen absolute Obergrenzen für Gehälter." Nötig seien vielmehr nur allgemeine Richtlinien für Vergütungen von Bankern. Diese könnten verhindern, dass sich die Finanzzentren gegenseitig ausspielen.

Die Bankenbranche – national wie international – will die Boni stärker am langfristigen Erfolg ausrichten als an kurzfristigen Zielen. "Den Chancen für den einzelnen Geldbeutel sollten entsprechende Risiken gegenüberstehen", sagte Bankenverbandschef Schmitz. "Erfolg muss, Misserfolg aber darf nicht honoriert werden."

Ein Ansatz wären Bonus-Malus-Regelungen. Dabei wird ein Teil der Leistungsprämien einbehalten, um sie in späteren Jahren mit eventuellen Verlusten zu verrechnen  

Quelle: ZEIT ONLINE, Reuters, dpa

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